Frau sitzt im Kleid in einem Terrarium, eine Schlange schlängelt sich um sie
  • Die Tochter (Pauline Rénevier) kauft sich einen Python, weil der sich auf Insta gut macht.
  • Foto: Armin Smailovic

„Blue Skies“ am Thalia: Darum bleibt das T.C. Boyle-Stück — trotz Python! — blass

Aus dem Tragischen das Komische herauszufiltern und ihm eine starke Form zu verleihen, das ist die ganz große Kunst. Dem US-amerikanischen Autor T.C. Boyle gelingt das seit vielen Jahren mit seinen Romanen, in denen der traurige Zustand der Welt mit erquicklich komischen Szenen bebildert wird. So sieht es auch in seinem letzten Werk „Blue Skies“ aus, das im Thalia-Theater uraufgeführt wurde – ein weiteres Signal dafür, dass sich Boyle besonders hierzulande einen Starstatus erschrieben hat.

In „Blue Skies“ ist der Klimawandel fortgeschritten, die Dürren noch härter und die Überflutungen noch häufiger. Die Familie im Brennpunkt des Stücks residiert an den beiden Brennpunkten Kalifornien und Florida. Die Mutter (Christiane von Poelnitz) versucht, sich der Realität zu stellen und sich mit ihrer Kochkunst dagegen zu stemmen, indem sie Insekten selbst züchtet und sie zu Gerichten verarbeitet, die sie selbst eklig findet.

Die Tochter kauft sich eine Python – warum auch nicht?

Der Sohn (Johannes Hegemann) ist ein nerdiger Insektenforscher, der bald einen Arm verliert, als er von einer Zecke gebissen wird. Die Tochter (Pauline Rénevier) kauft sich einen Python, weil der sich auf Insta gut macht – und why not? Leider spielt das Schlangenvieh später eine tragische Rolle …

Regisseur Jan Bosse inszeniert den Stoff als eine ziemlich lustige Nummernrevue, mit Liveband, schicken Kostümen, eleganter Bühne (mit Swimmingpool!). Das Ensemble bekommt ausreichend Gelegenheit, seine Brillanz zu zeigen (auch Merlin Sandmeyer als Schlangenhändler etwa). Doch als es wirklich tragisch wird, kriegt das Stück die Kurve nicht mehr und bleibt blass. Bernd Grawert tritt sogar noch als „T.C. Boyle“ auf und richtet mahnende Worte in den Saal. Das fügt sich nicht zusammen. (KAM)

Thalia-Theater: 24./29.9., 6./23.10., diverse Zeiten, 8-59 Euro, Tel. 32 81 44 44

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