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Wahl-O-Mat
  • Es gibt auch noch zahlreiche andere Wahl-Hilfen neben dem „Wahl-O-Mat“.
  • Foto: picture alliance/dpa | Bernd Weissbrod

„Wahl-O-Mat“, „Wahltraut“ & Co.: Diese Thesen-Checker helfen beim Wählen

Die Zeit rennt, es sind nur noch knapp drei Wochen bis zur Bundestagswahl – und das Rennen weiterhin völlig offen: Die Umfragewerte von CDU, SPD und Grünen liegen nah beieinander, verschiedenste Szenarien und Bündnisse sind offen. Eine richtige Wahlentscheidung zu treffen, ist gar nicht so einfach, denn: Worin genau unterscheiden sich eigentlich die Parteien? Für was stehen sie? Und was entspricht am ehesten meinen eigenen Vorstellungen von einer guten Politik für dieses Land? Alles Fragen, zu denen die noch unentschlossene Wähler:innen im Internet zahlreiche Entscheidungshilfen finden.

Der absolute Dauerbrenner, der mittlerweile auch sehr bekannt ist, ist der „Wahl-O-Mat“ der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Bereits seit 2002 unterstützt das Tool vor großen Wahlen. Bei insgesamt 38 politischen Thesen können Nutzer:innen ankreuzen ob sie jeweils zustimmen, neutral sind oder nicht zustimmen. Unter anderem haben Politikwissenschaftler:innen und Statistiker:innen den „Wahl-O-Mat“ mitentwickelt.

Am Ende lassen sich bestimmte Antworten stärker gewichten, dann vergleicht das Tool, welche Partei der eigenen politischen Position am nächsten steht. Zuletzt gab es Kritik, weil an der wohl prominentesten Wahl-Hilfe lange Zeit nur acht Parteien zum Vergleich standen, kleinere Parteien wurden ausgeschlossen. Die Volt-Partei klagte sogar erfolgreich gegen den Wahl-O-Mat.

Mittlerweile werden in dem Tool alle an der Bundestagswahl teilnehmenden Parteien berücksichtigt. Aber: Die aktuell im Parlament vertretenen Parteien werden prominenter platziert. Weitere Kritikpunkte: Rechstextreme Parteien wie beispielsweise die NPD werden ebenso neutral abgebildet – außerdem habe der „Wahl-O-Mat“ durch das Angebot ausschließlich in deutscher Sprache ausschließenden Charakter.

Feministische Wahl-Hilfe: „Wahltraut“

Wem der „Wahl-O-Mat“ zu allgemein ist oder zu oberflächlich, der findet mittlerweile auch Tools, die sich spezieller auf einzelne Themenbereiche konzentrieren, wie „Wahltraut“ zum Beispiel. Hier im Fokus: Feminismus, Inklusion, Gleichstellung und LGBTQ+. Hinter dem Projekt steckt die Initiative #stattblumen, die im Frühjahr vergangenen Jahres die strukturellen Benachteiligungen von Frauen innerhalb der Corona-Situation aufgezeigt und angeprangert hat. Die Macher:innen haben ihre „Wahltraut“-Thesen mit einem unabhängigen Gremium erarbeitet, mit dabei ist dort unter anderen die Organisation UN Women Germany. Jedoch: Es stehen lediglich die im Bundestag vertretenen Parteien zur Auswahl – außer die AfD.

Eine weitere „Wahl-O-Mat“-Alternative: Der „Wahl-Kompass“ der Uni Münster. Er funktioniert ähnlich und präsentiert unentschiedenen Wähler:innen insgesamt 30 Thesen, zu denen man sich positionieren kann. Unterschied: Die Positionierung funktioniert über eine fünfstufige Skala (von „stimme vollkommen zu“ bis zu „stimme überhaupt nicht zu“). Dies soll das Ergebnis noch weiter verfeinern. Als Ergebnis wird dann ein Prozentwert präsentiert, wie sehr man mit welcher Partei übereinstimmt. Aber auch beim „Wahl-Kompass“ gilt: Die großen Parteien dominieren hier, mit dabei sind nur noch die Volt-Partei, Die Partei, die Freien Wähler, die Piraten, die ÖDP und die Tierschutzpartei.

Diese Bundestagswahl wird auch als „Klimawahl“ bezeichnet, noch nie stand das Thema so im Fokus wie in diesem Jahr. Deswegen wurde der „Klimawahlcheck“ ins Leben gerufen, der sich daher auf die Klimaschutzziele der Parteien konzentriert. So gibt es 28 Fragen zu Energie, Mobilität, Industrie, Gebäude, Klimagerechtigkeit und Klimazielen sowie Artenvielfalt und Landwirtschaft. Dahinter stehen die Klima-Allianz Deutschland, GermanZero und der Nabu.

Großes Manko des „Klimawahl-Checks“: die Auswahlmöglichkeiten. So sind auch hier wieder die großen Parteien (Union, SPD, Linke Grüne und FDP) im Fokus, kleinere Parteien werden nicht berücksichtigt. Die AfD kommt gar nicht vor, da die Partei die Klimakrise leugne. „Auf dieser Basis erachten wir eine Bewertung klimapolitischer Maßnahmen des AfD-Wahlprogramms als nicht möglich und haben daher auf diese verzichtet“, schreibt das Team vom „Klimawahlcheck“.

Wahl-Hilfe mit Sozialpolitik im Fokus: „Sozial-O-Mat“

Beim „WahlSwiper“ erinnert das Auswahlverfahren an – wie der Name schon sagt – das Swipen auf Dating-Plattformen. Auf politische Grundsatzfragen antwortet man in diesem Tool einfach mit „Ja“ oder „Nein“ – was die Auswertung am Ende etwas ungenauer macht. Vorteil: Neben Deutsch kann man die Fragen auch auf Englisch, Französisch, Türkisch, Russisch, Arabisch, Persisch und Kurdisch beantworten.

Von der Diakonie Deutschland wurde ein Tool speziell für Sozialpolitik entwickelt. Beim „Sozial-O-Mat“ gibt es je fünf Thesen pro Schwerpunkt (Arbeit, Gesundheit, Familie und Kinder, Migration). Das Angebot solle aufzeigen, „welchen Stellenwert zentrale Fragen der Sozialpolitik und des gesellschaftlichen Miteinanders in einer kommenden Regierung und im Parlament haben werden“, so Diakonie-Präsident Ulrich Lilie. Es wurden aber nur Antworten der sechs großen derzeit im Bundestag vertretenen Parteien berücksichtigt.

Im Gegensatz zu allen bisher vorgestellten Tools geht „DeinWal“ einen anderen Weg: Dort werden nicht die Versprechen der Parteien aus ihren Programmen ausgewertet, sondern was sie bisher konkret getan haben. Die privaten Macher:innen, darunter ein Softwareentwickler und eine Demokratiewissenschaftlerin, stellen 25 Fragen auf. Die Antworten je Partei leiten sie aus den real stattgefundenen Abstimmungen der laufenden Legislaturperiode ab. Somit solle ein realistisches Bild gezeichnet werden, wie die Parteien nach der letzten Bundestagswahl tatsächlich agiert haben. Aber: Auch hier bleiben kleine Parteien außen vor, nur die Parteien des aktuellen Bundestags sind dabei.

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Namentlich angelehnt an den „Wahl-O-Mat“, hat das Magazin „agrarheute“ ein eigenes Tool entwickelt, das das Thema Agrarpolitik im Fokus hat. So gibt es 24 Thesen rund um die Themen Tierwohlkennzeichen, Glyphosat-Zulassung und Wolfsjagd der sechs großen Parteien, denen entweder zugestimmt, neutral oder negativ gegenüber gestanden werden kann.

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