• Ein Fertiggericht ist schnell zubereitet und erzeugt wenig Abwasch. (Symbolbild)
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Gesund oder ungesund?: Das ist die Wahrheit über Fertigessen

Köln –

Tüte aufreißen, kurz in Pfanne, Topf oder Backofen schmeißen, guten Appetit! Fertiggerichte sind äußerst praktisch. Noch schneller als ihre Zubereitung ist allerdings der Ruf, der ihnen vorauseilt: Ungesund, wenige natürliche, dafür viele künstliche Zusatzstoffe.

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Doch so schlecht, wie viele über das im Lebensmittelhandel als Convenience-Food bekannte Essen denken, ist dieses gar nicht. Zumindest nicht alles. Natürlich gibt es auch viele äußerst ungesunde Fertiggerichte. Oft übertreibt die Industrie es mit dem Geschmack. So schmeckt das Himbeer-Eis oft deutlich süßer als die Himbeere. Die Frucht selbst ist dann schnell nicht mehr süß genug. Zudem gibt Convenience-Food oft wenig Spielraum für eine individuelle Ernährung. Einfluss darauf, wie viel Fett, Salz und Zucker in den Gerichten landen, hat nur die Industrie. Wer allerdings sorgfältig auswählt, der kann sich auch gesund ernähren, obwohl ab und zu mal Fertiggerichte auf dem Teller landen.

Je länger haltbar, desto mehr Zusatzstoffe

Merken kann man sich eine Regel, die zwar nicht immer, aber für die allermeisten Fertiggerichte gilt: Je stärker sie verarbeitet, je länger sie haltbar sind, desto mehr Zusatzstoffe sind enthalten. Mit einher geht dann ein Verlust an Vitaminen und anderen Nährstoffen. Eine Instant-Suppe aus Pulver beispielsweise ist stark verarbeitet, nahezu ewig haltbar – enthält aber eben kaum Vitamine. Dass sie beispielsweise nach Pilzen schmeckt, liegt auch nicht an den Pilzen, die spärlich unter das Pulver gemischt wurden. Sondern an den Aromastoffen. Auch bei Konserven bleiben viele Nährstoffe auf der Strecke. Denn um die Lebensmittel haltbar zu machen, müssen sie mindestens zweimal erhitzt werden.

„Frisch geerntetes Gemüse weist den höchsten Nährstoffgehalt auf – das ist unbestritten“, sagt Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. Aber: Je mehr Zeit zwischen Ernte und Essen vergeht, desto mehr Nährstoffe gehen verloren. Auch die Zubereitung fordert nochmal einige der Nährstoffe. Deshalb besitzt Tiefkühlkost manchmal sogar noch mehr Vitamine als die im Laden angebotene Frischware, weil sie sofort nach der Ernte schockgefroren wird. Der Vitaminverlust ist laut Restemeyer deutlich geringer als allgemein angenommen.

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Auch Farbe und Geschmack bleiben weitestgehend erhalten, nur wenige Zusatzstoffe sind nötig. Mit Vorsicht zu genießen sind jedoch Pizzen und zusammengemischte Fertiggerichte, die tiefgefroren sind. Diese sind oft sehr fettig. Kaum Zusatzstoffe enthalten auch frische Fertigprodukte aus dem Kühlregal. Dafür sind sie eben deutlich schneller schlecht. Welche Fertiggerichte Sie sorglos kaufen können und welche Sie lieber im Regal stehen lassen, erfahren Sie hier.

Fast wie frisch

  • Der Industrie gelingt es, vorgegartes Getreide wie zum Beispiel Reis schonender zu verarbeiten als es in der heimischen Küche möglich ist. Zudem sind Konservierungsstoffe meist überflüssig.
  • Tiefgekühltes Obst, Gemüse und auch tiefgekühlte Kräuter enthalten oft mehr Vitamine als die Frischware, weil sie sofort nach der Ernte schockgefrostet werden. Sie enthalten keine Zusatzstoffe und sind saisonunabhängig.
  • Obwohl Hülsenfrüchte aus der Dose schon fertig gekocht sind, enthalten sie noch ausreichend Nährstoffe. So kann man sich die langen Garzeiten von Bohnen, Linsen und Co. sparen. Die einzige Ausnahme bilden Erbsen. Sie enthalten tiefgekühlt mehr Nährstoffe als das Konserven-Produkt.
  • Dosentomaten und Tomatenmark sind der Frischware in Sachen Geschmack sogar überlegen. Zudem gelingt es dem Körper besser, den Pflanzenstoff Lycopin aus Konserventomaten zu ziehen.
  • Für gewöhnlich kommen Suppen im Tetrapack, anders als das Pendant aus der Dose, ohne Geschmacksverstärker aus. Zudem enthalten sie meist recht viel Gemüse und nur wenig Fett.
  • Schnell zubereitet sind Nudeln und Pizzateig aus dem Kühlregal. Der Pizzateig kommt meist ohne Konservierungsstoffe aus, die Nudeln enthalten kaum Zusatzstoffe. Allerdings ist die Keimbelastung höher, je näher das Mindesthaltbarkeitsdatum rückt. Bei den Nudeln enthalten Varianten mit Füllung deutlich mehr Zusatzstoffe.

Die Menge macht´s

  • Weit weg vom Meer sind tiefgekühlter Fisch und Fischstäbchen oft frischer als die Frischware. Knackpunkt ist die Panade, die sich beim Braten mit Fett vollsaugt. Wer trotzdem nicht auf Fischstäbchen verzichten will, sollte sie im Ofen zubereiten. Fertige Schlemmerfilets fallen ein wenig ab, da sie oft nicht ohne Geschmacksverstärker auskommen.
  • Aufbackbrötchen enthalten in den allermeisten Fällen keine Konservierungsstoffe, weil sie in Tüten verpackt sind, in denen eine besondere Schutzatmosphäre herrscht.
  • Früher war der Nährstoffverlust bei Gemüse aus der Dose deutlich höher. Trotzdem sollte man nach der Alternative aus dem Tiefkühlfach schauen, das geschmacklich besser ist und mehr Nährstoffe enthält.
  • Praktisch und arm an Fett sind Kartoffelklöße. Mit der eigentlichen Kartoffel haben sie aber meist nur noch wenig zu tun. Deshalb sind sie vor allem als Beilage zu Gemüse geeignet.

Weniger ist mehr

  • Kartoffelpüree als Pulver kann Püree aus echten Kartoffeln nicht das Wasser reichen. Bei der Trocknung gehen Vitamine verloren, dafür kommen allerlei Zusatzstoffe hinzu.
  • Erst bei der Zubereitung sammeln Tiefkühlreibekuchen den Großteil ihrer Kalorien. Wer zum Braten das richtige Öl benutzt und kein überzuckertes Apfelmus zu den Reibekuchen isst, kann das ein Stück weit wieder wettmachen.
  • Tiefkühlpizza und -lasagne enthalten oft viel Fett, ein Blick auf die Verpackung kann sich lohnen. Dazu sind Geschmacksverstärker und Aromen gut vertreten. Die Tiefkühlpizza, aber auch die -lasagne lässt sich prima mit frischen Zutaten ergänzen.
  • Auch Tiefkühlgerichte mit Saucen oder Fleisch sind oft sehr fettig. Bei Gerichten mit hohem Gemüseanteil sieht das oft besser aus. An tiefgekühltes Gemüse und ein frisches Stück Fleisch kommen aber auch diese bei weitem nicht heran.
  • Eine fertige Sauce Hollandaise enthält zwar weniger Fett als eine echte Buttersauce, dafür aber reichlich Zusatzstoffe. Saucen im Tetrapack kommen ohne viele Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe nicht aus. Auch hier gilt: Kommt eine solche Sauce auf den Tisch, sollte viel Gemüse daneben stehen.
  • Dosensuppen enthalten wenig Vitamine, dafür viel Fett und Zusatzstoffe. Auch die schonend zubereiteten Produkte mit extra viel Gemüse ziehen den Kürzeren gegenüber der Suppe aus dem Tetrapack.
  • Es gibt sie mit Nudeln, Kartoffeln oder Fleisch: Salate aus dem Kühlregal. Immer mit dabei ist eine ordentliche Portion Mayonnaise. Der Fettgehalt ist dementsprechend hoch, kann aber variieren. Ein Blick auf die Verpackung lohnt sich. Und wer seinem fertigen Salat frische Zutaten hinzugibt, der ergattert sich trotzdem ein paar Vitamine.
  • Obst im Glas enthält oft viel Zucker, zudem gehen durch das Erhitzen viele Vitamine verloren. Die frischen oder tiefgekühlten Alternativen sind die gesünderen.
  • Das Problem bei fertigen Nudelgerichten sind der beigelegte Käse und die Saucen. Die enthalten oft viele Zusatzstoffe, haben wenig mit ihrem Original gemeinsam.
  • Dass der Kuchen mit einer fertigen Backmischung gut schmeckt, liegt auch an dem hohen Zuckergehalt. Dazu geht es oft nicht ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe. Wer trotzdem zur Backmischung greift, sollte eine wählen, bei der so viele Zutaten wie möglich selbst hinzugegeben werden.

Lieber die Finger davon lassen

  • Das Ausgangsprodukt einer Instant- oder Tütensuppe ist in den allermeisten Fällen nur noch in Spuren enthalten. Dafür tummeln sich jede Menge Geschmacksverstärker und andere Zusatzstoffe in dem Pulver
  • Beim Salatdressing aus Pulver ersetzt erneut die Chemie den natürlichen Geschmack. Wer ohnehin ein Pulver anrührt, der kann sich auch selbst ein einfaches Dressing zusammenmischen.
  • Einen hohen Anteil an Salz haben ungekühlte Komplettmahlzeiten. Viele Zusatzstoffe, wenig Geschmack: Für eine gesunde Ernährung sind sie keine Alternative.
  • Instant-Süßspeisen wie Milchreis oder Pudding enthalten viel Zucker und Aromastoffe. Eine eigene Kreation ist die deutlich gesündere Alternative.
  • Trotz ihres Namens enthalten Gemüsestäbchen in der Regel wenig Gemüse, dafür viel Kartoffelbrei. Zudem sind sie meist recht fett.
  • Crème-fraîche- und Sahne-Ersatz sind meist weniger fettig als die Originale. Dafür sind hier viele gehärtete Fette, Stabilisatoren und Emulgatoren dabei. Das Fett aus dem Original kann woanders eingespart werden. (tli)

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