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  • Bei der Auswahl der Sonnencreme sollte man am besten mindestens auf Lichtschutzfaktor 50 setzen.
  • Foto: imago images/Panthermedia

Endlich Sommer in Hamburg: Experte warnt aber: Darum ist Lichtschutzfaktor 50 Pflicht

Endlich Sommer. Auch wenn wir in diesem Jahr unseren Urlaub wohl auf dem Balkon oder am Elbstrand, Baggersee oder – wer noch eine Unterkunft bekommen hat – an Nord- oder Ostsee verbringen, eines gehört zum Pflichtprogramm: eincremen, eincremen, eincremen. Laut Statistik erkranken immer mehr Menschen an Hautkrebs.

David Dario Siger ist Dermatologe (Hautarzt) in der Praxis Drs. Reusch und Mielke am Tibarg in Hamburg-Niendorf. Er kennt die Folgen von übermäßigem Sonnenbaden und ist unser erster Experte der neuen Medizin-Serie in der „Dicken Mopo“ – ab jetzt jeden Sonnabend. Die Interviews gibt es auch als Podcast  „Butter bei die Nierchen“ bei allen gängigen Abspiel-Plattformen.

MOPO: Herr Siger, die Haut ist das größte Organ des Menschen. Ist sie einfach nur eine Hülle?

David Dario Siger: Unsere Haut ist faszinierend. Und ja, mit 1,5 bis zwei Quadratmetern das größte Organ. Sie ist unsere natürliche Barriere gegen alle Arten von Schadstoffen, sie puffert Hitze und Kälte ab und steckt kleine Verletzungen mühelos weg. Wenn wir unsere Haut gut pflegen, dann haben wir sehr lange eine sehr schöne Hülle.

Graut es Ihnen eigentlich schon vor dem Sommer?

Nein, gar nicht. Ich liebe die Sonne und bin auch gerne am Meer. Aber ich weiß, worauf Sie hinauswollen… Gerade im Sommer braucht die Haut besonderen Schutz und Pflege.

Die Sonne: Fluch und Segen zugleich?

Wir brauchen die Sonne zum Leben. Aber wenn wir es übertreiben, dann ist die Sonne auch für zahlreiche Hautschädigungen verantwortlich. Harmlose und lebensbedrohliche.

Welche sind das?

Beginnen wir mal den harmloseren, weil sie „nur“ optische Auswirkungen haben. Die Sonnenallergie zum Beispiel macht sich durch rote Papeln oder Bläschen bemerkbar, die aber relativ schnell wieder verschwinden. Die Rosacea, die Rötungen oder Pickel der Haut vor allem im Gesicht entwickelt, ist eine chronische Hauterkrankung, die durch die Sonne verstärkt werden kann. Und ein Zuviel an ungeschützter Sonneneinstrahlung lässt die Haut schneller altern – die extrinsische Hautalterung. Wir bekommen Falten, braune und rote Flecken im Gesicht und sehen älter aus.

Dann ist da noch der Hautkrebs …

Das ist dann das Schlimmste. Denn Hautkrebs wird oft zu spät entdeckt. UV-Strahlen sind eindeutig krebserzeugend – die Internationale Krebsforschungsagentur stuft sie sogar in die höchste Kategorie der tumorauslösenden Faktoren ein. Man kann also sagen, die Sonne ist gleichzusetzen mit Asbest oder Zigarettenrauchen.

Kann man Hautkrebsrisikogruppen ausmachen?

Jeder, der einmal einen Sonnenbrand hatte, ist schon ein Kandidat, der einen Hautkrebs entwickeln könnte. Die Haut vergisst nie. Tückisch dabei: Der Krebs muss sich nicht zwangsläufig an der Stelle entwickeln, die oft der Sonne ausgesetzt ist. Deswegen ist auch der regelmäßige Hautcheck beim Hautarzt so wichtig. Wir schauen uns den gesamten Körper an. Auch die Regionen, die man schlecht selbst kontrollieren kann.

David_Dario_Siger

Der Hamburger Dermatologe David Dario Siger
Foto: Stefan Fuhr

Hautkrebs ist so gefährlich, weil…

Wir unterscheiden zwischen dem schwarzen und dem weißen Hautkrebs. Der schwarze Hautkrebs – das Melanom – ist der gefährlichere der beiden. Er ist ein hochgradig bösartiger Tumor. Da ist schnelles Handeln angesagt, denn er metastasiert schnell. Der weiße Hautkrebs – das Basaliom und das Spinaliom – wächst relativ langsam und bildet nur sehr selten Metastasen. Trotzdem muss auch dieser Krebs frühzeitig behandelt werden.

Also ist der Sonnenschutz Pflicht?

Ein klares Ja! Und zwar für alle. Selbst wer nur in der Mittagspause einen kleinen Spaziergang macht, sollte an den Sonnenschutz im Gesicht und an den Armen denken. Ein Sonnenbrand ist zu vermeiden wie die Pest! Ich sage meinen Patienten immer: Traue keiner unter 50. Also ich empfehle einen hohen Schutz mit Lichtschutzfaktor 50 – zumindest für den Anfang. Nach einer Woche Strand kann auf 30 reduziert werden. Die Haut baut ja mit der Zeit einen eigenen Lichtschutz auf – sie wird braun. Das ist übrigens auch schon eine Abwehrhaltung der Haut gegen die Sonne.

Was bedeutet eigentlich der Lichtschutzfaktor?

Der Lichtschutzfaktor definiert die Zeit, die ich länger in der Sonne bleiben kann als ohne Lichtschutz. Also: Wenn man nach 15 Minuten normalerweise schon einen Sonnenbrand bekommt, dann würde ein LSF von 20 diese Zeit um das 20-Fache auf 300 Minuten erhöhen. Aber Achtung: Diese Verlängerung gilt nur einmal. Man kann dann nicht nach den 300 Minuten wieder nachcremen und dann weitere 300 Minuten in der Sonne bleiben. Aber: Wer viel schwitzt oder viel schwimmt, der verliert einen Teil des Sonnenschutzes durch die Creme. Dann muss natürlich nachgecremt werden. Und noch etwas: Die meisten sparen an Sonnencreme. Für die gesamte Haut braucht man etwa 40 Gramm.

Sind teure Sonnencremes besser als günstige?

Es gibt Tests, was die Zuverlässigkeit des Sonnenschutzes angeht. Da schneiden die günstigen Cremes genauso gut ab wie die teureren. Unterschiede gibt es in der Anwenderfreundlichkeit. Da muss man ein bisschen ausprobieren. Manche Produkte sind besser zu dosieren oder ziehen schneller ein.

Müssen Kinder besonders geschützt werden?

Eigentlich sollte man Kinder überhaupt nicht der prallen Sonne aussetzen. Das ist nicht immer praktikabel. Aber: Niemals nackt am Strand und immer sehr dick mit dem höchsten Lichtschutzfaktor eincremen. Kinderhaut ist um ein Vielfaches empfindlicher als die Haut eines Erwachsenen.

Was kann man tun, wenn es zu spät ist? Quark oder Joghurt?

Das ist nicht verkehrt. Es hat eine leicht austrocknende und kühlende Wirkung. Auf gar keinen Fall mit Fettcremes einschmieren. Die sorgen nämlich für eine hermetische Abriegelung der Haut, sodass kein Schweiß und Feuchtigkeit abdampfen kann. Wer in die Praxis kommt, dem verschreiben wir meist ein kortisonhaltiges Mittel. Das bewirkt eine Entzündungshemmung. Bei einem leichten Sonnenbrand helfen oftmals auch Pflegecremes, die hydratisieren, also viel Wasser enthalten. Und ab dann gilt: Die Sonne ist die nächsten Tage komplett zu meiden.

Das gesamte Interview mit David Dario Siger hören Sie auch in unserem neuen Podcast „Butter bei die Nierchen“. Dort verrät er noch viel mehr über die Haut und geht auch auf die anderen Themen der Dermatologie ein. Den Podcast finden Sie auf allen gängigen Abspielplattformen wie Spotify und iTunes.

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