• So vermeiden Sie Stress nach dem Feierabend.
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Einkaufen, Termine, Haushalt: Wie der Feierabend für Familien nicht in Stress ausartet

Lübeck –

Nachdem Nathalie Klüver ihre Kinder von der Schule und vom Kindergarten abgeholt hat, finden sich die Familienmitglieder bei Tee, Kaffee und einem Teilchen vom Bäcker zu Hause ein. „Wir nennen das runterkommen“, sagt Nathalie Klüver. „Es ist auch für die Kinder wichtig, vom Trubel des Kindergartens abzuschalten.“

Die Lübecker Journalistin und Bloggerin schreibt in ihrem Buch „Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst“ über ein Thema, das viele Familien umtreibt: die stressfreie Gestaltung des Feierabends. Ihr Ratschlag: gemeinsame Routinen und Rituale.

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In ihrem Buch „Afterwork Familie“ spricht Nathalie Klüver über ein harmonisches Miteinander nach dem Feierabend.

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„Unser Gehirn trifft jeden Tag so viele Entscheidungen. Wenn wir Routinen haben, nehmen wir ihm viel Arbeit ab“, sagt die Mutter dreier Kinder im Alter von zwei, sechs und acht Jahren. Je mehr Kinder, desto schwieriger die Zeitplanung, erzählt sie. Einkaufen, Hausaufgaben, Sportvereine, Musikunterricht, Verabredungen, Sport und Elternabende: Die Liste an Aktivitäten am Abend ist lang – und je mehr Mitglieder eine Familie hat, desto mehr unterschiedliche Interessen müssen zusammengebracht werden.

Routinen und Rituale nehmen Stress

Um den Feierabend stressfreier zu gestalten, haben Nathalie Klüver und ihr Mann verschiedene Strategien entwickelt. Dazu gehören gemeinsame Mahlzeiten, feste Schlafzeiten und Rituale beim Ins-Bett-Bringen der Kinder. Jeden Abend erzählen die Familienmitglieder einander, was sie an ihrem Tag gut und schlecht fanden. Auch die Hausarbeit kann gemeinsam gestaltet werden, sagt Nathalie Klüver. Bewusst beziehen sie und ihr Mann die Kinder mit ein. „Man kann ihnen ruhig etwas zutrauen“, betont die Autorin.

Bei Nicole Weiß gibt es jeden Abend eine gemeinsame Aufräumrunde. „Eine Routine kann etwas Schönes sein. Ich habe die Erfahrung, dass die Kinder gerne wissen, was als nächstes dran ist“, sagt die Bloggerin. Deswegen trifft sich die Familie nachmittags erst einmal auf eine Tasse Tee, wenn alle zu Hause eintrudeln. „Es ist wichtig zu zeigen: Jetzt startet unser Feierabend“, sagt sie.

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Auf ihrem Blog „Familie ordentlich“ schreibt die Mutter dreier Kinder darüber, wie man Chaos im Wohnraum vorbeugt. Wenn die Umgebung aufgeräumt ist, wirke sich das auch auf andere Lebensbereiche aus, sagt die gelernte Wirtschaftsübersetzerin. „Wenn man nur Dinge um sich hat, die man mag und nutzt, muss man nicht so viel Zeit ins Aufräumen investieren.“ Um morgendlichen Stress zu vermeiden, legen sie und ihr Mann abends die Kleidung für die Kinder zurecht. „Das nimmt für den nächsten Tag Druck raus“, sagt Nicole Weiß.

Jeden Sonntag tagt die Familienkonferenz

Auch Alu Kitzerow und ihr Mann Konsti Manthey aus Berlin setzen auf Feierabend-Rituale. Nach dem gemeinsamen Abendessen haben die Kinder Zeit, die sie gestalten können, erzählt Kitzerow, die mit ihrem Mann auf „Grosseköpfe“ übers Elternsein bloggt. Ihre Kinder sind dreizehn, neun und drei, haben also ganz unterschiedliche Bedürfnisse. „Mit der Kleinen spielen und lesen wir oft nach dem Essen“, sagt die dreifache Mutter.

Dass alle wissen, wie der Abend abläuft, nehme den Stress raus. „Würden wir immer wieder neu verhandeln, wäre es schwieriger.“ Jeden Sonntagabend, nachdem die Kinder gebadet sind, treffen sich alle zu einer Familienkonferenz. „Dort besprechen wir jeden Termin, der in den nächsten Woche ansteht“, erzählt Kitzerow. Prioritäten zu setzen entlastet den Familienalltag.

Das weiß auch Nicole Weiß. Viele Aufgaben müssen erledigt werden: Geschenke für den nächsten Kindergeburtstag kaufen oder Bastelmaterialien für die Schule besorgen. Hinzu kommen Anfragen, ob man nicht für den Elternbeirat kandidieren oder einen Kuchen fürs nächste Fest backen möchte. Da müsse man abwägen, sagt die Autorin und Bloggerin. „Es ist gut, wenn man sich traut, auch mal „nein“ zu sagen.“ Denn freie, ungeplante Abende, um spontan Dinge unternehmen zu können, seien wichtig. „Ich denke, dass Kinder auch bei freiem Spiel lernen. Man sollte sich manchmal etwas Langeweile gönnen“, sagt sie.

Für alle Aktivitäten Zeitpuffer einbauen

„Man ist es heute so gewohnt, dass alles immer durchgetaktet ist. Bei uns ist es das nicht“, sagt Nathalie Klüver. Denn es sei gar nicht nötig, einen Vergnügungspark-Besuch an den anderen reihen. Ebenso schön seien gemütliche Sonntage, die man im Schlafanzug zu Hause auf dem Sofa verbringt.

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Nicole Weiß rät, bei allen Aktivitäten zeitliche Puffer einzubauen, um Stress zu vermeiden. Und bei aller Liebe zu Ritualen brauche es trotzdem eine Portion Spontaneität. „Das Leben ist unvorhersehbar – und mit Kindern besonders“, sagt sie. Auch Nathalie Klüver rät, sich nicht von den eigenen Routinen einengen zu lassen. „Man muss flexibel sein. Das ist etwas, was man als Mutter lernt, sobald man den Kreißsaal verlässt.“

Ein weiterer Tipp der Bloggerinnen ist, neben der Familie die eigene Freizeit nicht zu vernachlässigen. Zum Feierabend gehört für Nicole Weiß auch, Raum für sich selbst zu haben. „Ab 20 Uhr ist Elternzeit“, betont sie. Dann sind die Kinder im Bett und die Erwachsenen haben Zeit füreinander, für Sport oder um Freunde zu treffen.

Auch Alu Kitzerow und ihr Mann haben feste Zeiten etabliert, zu denen sie Zeit als Paar verbringen. „Einmal im Monat gehen wir gemeinsam Essen, spazieren oder ins Kino“, erzählt sie. Einmal im Jahr fahren sie als Paar drei oder vier Tage in den Urlaub. Denn auch zum schönsten Familienleben gehören Auszeiten. (dpa)

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