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  • Auch beim Coronavirus gilt: Vorsicht vor Fake News!
  • Foto: picture alliance/ Yui Mok/PA Wire/ dpa

Nicht teilen!: Wie Sie Falschmeldungen zum Coronavirus erkennen können

Köln –

Das Leben wird immer schneller, auch der Fluss von Informationen. Ohne Verzögerung, ohne Vorsicht und ohne Hinterfragen werden Neuigkeiten weitergeleitet. Sei es auf Whatsapp, Facebook, Twitter oder Instagram. Davon profitieren auch Falschmeldungen, selten hatten es Fake News leichter als heutzutage. Das kann gerade in Zeiten von Krisen, wie aktuell der Coronavirus-Pandemie, zu ernsthaften Problemen führen. Ängste und Panik werden unnötig geschürt, die äußerst fragwürdigen Hamsterkäufe befeuert und nicht zuletzt können falsche Informationen auch lebensbedrohlich werden.

Fake News: Ibuprofen schützt vor Covid-19, Aldi macht die Märkte zu

Zum Beispiel, wenn es um das Trinken von chemischen Lösungen geht, das angeblich vor der Ansteckung mit dem Sars-CoV-2-Virus schützen soll. Da das neuartige Virus bislang wenig erforscht ist, gibt es noch nicht viele gesicherte Informationen. Die Wissenslücken können erst nach und nach geschlossen werden. In diesen leeren Raum stoßen wilde Gerüchte und Behauptungen vor, machen sich dort breit. So geschehen zum Beispiel mit einer Sprachnachricht, die über Whatsapp die Runde machte.

In ihr behauptet eine Frau, die Medizinische Universität Wien habe herausgefunden, dass die Einnahme von beispielsweise Ibuprofen zu einem besonders schweren Verlauf der Atemwegserkrankung Covid-19, die durch das neuartige Coronavirus ausgelöst wird, führe.

„Stichhaltige Hinweise“ habe die Universität laut der Frau. Die Antwort der medizinischen Forschungseinrichtung ist gleichsam kurz und eindeutig: „Die Medizinische Universität Wien weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich hierbei um Fake News handelt, die in keinerlei Zusammenhang mit der MedUni Wien stehen.“

Ein weiteres Beispiel: Erneut eine Sprachnachricht, diesmal berichtet eine Frau, sie wisse „aus sicherer Quelle“, dass der „Katastrophenschutz“ alle Aldi-Märkte schließen werde. Aldi sah sich sogar zu einer Klarstellung gezwungen. Alle Märkte seien weiterhin geöffnet, die Lieferketten stabil.

Die Versorgung mit Lebensmitteln ist weiter gesichert. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner rät von Hamsterkäufen ab, dafür gebe es „keinen Anlass.“ Zwar können leere Regale einen anderen Eindruck erwecken. Die leeren Regale gibt es aber nur, weil Leute fragwürdige Hamsterkäufe tätigen. Am nächsten Tag sind die Regale wieder voll. Auch in Italien, Österreich und anderen Ländern, in denen das öffentliche Leben bereits deutlich stärker eingeschränkt ist als in Deutschland, sind Supermärkte noch geöffnet und die Lebensmittelversorgung stabil.

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) forderte zuletzt Bußgelder und Strafandrohungen, um gegen Falschmeldungen vorzugehen. Teilweise kopieren die Initiatoren von Fake News sogar die Optik von seriösen Medienseiten, um sich Glaubwürdigkeit zu verleihen.

Falschmeldungen kommen von Freunden über Whatsapp

Was Fake News in Sozialen Medien so gefährlich macht: Gerade bei Messenger-Diensten wie Whatsapp oder Telegram werden die Falschmeldungen von Freunden und bekannten weitergeleitet. In privaten Chats. Hier ist das Vertrauensverhältnis oft sehr groß. Informationen werden nicht gleich hinterfragt. Eine Studie von Markus Schäfer von der Universität Mainz zusammen mit zusammen mit Birgit Stark, Stephan Letzel und Pavel Dietz hat gezeigt: 46 Prozent aller Internetnutzer informieren sich über Gesundheitsthemen in persönlichen Gesprächen mit Familienangehörigen, Freunden und Kollegen.

Das heißt natürlich nicht, dass niemand mehr seinen Freunden über den Weg trauen sollte. Allerdings ist ein wenig Skepsis manchmal durchaus angebracht. Denn Falschinformationen können die aktuelle Lage verschlechtern. Deshalb ist Unterbrechung von Falschinformationsketten beinahe genau so wichtig wie die Unterbrechung von Infektionsketten.

Neun Tipps, um Fake News schneller zu entlarven:

Weiterleitung stoppen

Ganz einfach: Nachrichten zu möglichen Versorgungsengpässen, Supermarkt-Schließungen oder angeblichen Heilmitteln sollten nicht panisch an die Familien-Whatsapp-Gruppe weitergleitet werden. Im ersten Schritt ist es wichtig, über die Nachricht nachzudenken, anstatt sie blind weiterzuverbreiten.

Fragen stellen

Informationen sollten stets hinterfragt werden, bevor sie als Fakt im Gehirn abgespeichert werden. Woher kommt diese Nachricht? Wer hat sie verschickt? Ist eine Quelle angegeben? Existiert diese überhaupt? Ist sie seriös? Wer sich auf vertrauliche Informationen von Bekannten beruft, die in engem Kontakt zu hochrangigen Politikern oder Ärzten stehen, dem sollte man nicht vertrauen.

Absender überprüfen

Den ursprünglichen Account, von dem die Nachricht verbreitet wurde, sollte man sich genauer ansehen. Welche Inhalte werden dort sonst verbreitet? Ist der Account verifiziert, also echt? Ist der Account noch neu oder hat wenige Follower, ist Skepsis angebracht. Gleiches gilt, wenn die Kommentarspalte unter dem betroffenen Post gesperrt ist.

Datum überprüfen

Ist das Datum der Veröffentlichung ein aktuelles? Falls der Beitrag schon älter ist, wurde er wahrscheinlich auf einer anderen Grundlage von Informationen verfasst, als es die aktuelle Lage hergibt.

Quellen anschauen

Ein wichtiger Punkt ist es, sich die angegebene Quelle zur Brust zu nehmen. Stimmt die Aussage, die in der genannten Quelle getroffen wurde, überhaupt mit der der Nachricht überein? Oft werden Zitate aus dem Zusammenhang gerissen oder nur unvollständig wiedergegeben. Dann fehlt der Kontext, Interpretationen in alle Himmelsrichtungen sind Tür und Tor geöffnet.

Wird ein Screenshot eines Artikels als Beleg mitgeschickt, sollte man im Internet selbst nach diesem Artikel suchen. Da Initiatoren von Fake News die Optik von anderen Websites kopieren, sollte man einen Blick auf die entsprechende Website werfen, um zu überprüfen, ob es den Artikel tatsächlich gibt.

Zweite Quelle

Ist die erste Quelle glaubwürdig, schadet es nicht, sich nach einer weiteren, von der ersten unabhängigen umzusehen. Gibt es andere Quellen, die dasselbe behaupten? Zudem sollte man bei vertrauenswürdigen Quellen schauen, ob sich dort etwas zu dem Thema finden lässt. Dazu gehören unter anderem seriöse Medien, Behörden und Ministerien.

Impressum

Ist als Quelle eine Website angegeben, lohnt es sich, ganz nach unten zu scrollen. Dort steht meist ein Impressum, mit dem klar wird, wer für die auf dieser Seite veröffentlichten Inhalte verantwortlich ist. In Deutschland muss jede Website ein Impressum haben. Besitzt die angegebene Website keines, sollte man ihr nicht vertrauen.

Fotos genau anschauen

Werden Bilder verschickt, sollte man sich diese genauer anschauen. So sind verfälschte Fotos manchmal an Pixelfehlern zu erkennen. Auch Sachen im Hintergrund können einen stutzig machen. Möchte man wissen, wo das Bild herstammt, kann man es entweder in die Suchmaske einer Bildersuche im Internet ziehen oder mit einem Rechtsklick und dem Befehl „Mit Google nach Bild suchen“ den Ursprung des Fotos recherchieren.

Nicht auf das Bauchgefühl hören

Gegenüber Zeit Online rät der Psychologe und Kognitionsforscher Markus Knauff unter anderem, sich bei der Abwägung der Wahrheit nicht auf das Bauchgefühl zu verlassen. Zudem sollte man nicht nach weiteren Informationen suchen, die die These belegen, sondern nach Fakten, die die These widerlegen. (tli)

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