Ein dargestellter Aktienkurs
  • Die Hamburger Gesellschaft TAG streicht ihren Anlegern für 2022 die Dividende.
  • Foto: imago images/Patrick Scheiber

Aktien-Trends: Warum die kommenden Wochen Spannung versprechen

Mit Aktien kann man viel Geld verdienen – und eine Menge verlieren. Soll ich mich trotzdem trauen? Und ist es nicht längst zu spät zum Einsteigen? Hier gibt’s aktuelle Themen und Trends an der Börse, erklärt von „Ohne Aktien wird schwer“-Redakteur Christoph Damm. Diesmal geht’s um den Krypto-Hype, Hochprozentiges – und um einen möglichen Börsenstar aus Hamburg.

1. Augen auf bei starken Wachstumszahlen

Der Dax bleibt stabil auf Rekordniveau, bewegt sich dort aber eher seitwärts. Spannung versprechen die kommenden Wochen, denn die Berichtssaison ist gestartet. Sie zeigt uns zum einen das Stimmungsbild verschiedener Branchen, zum anderen sorgen die Bilanzen für Aktien-Bewegungen.

Es gab bereits erste positive Meldungen: Die Deutsche Post hat ihr Ergebnis im ersten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdreifacht. Besonders der E-Commerce-Boom treibt das Geschäft. Auch Deutschlands Vorzeige-Softwarekonzern SAP hat ein gutes Zahlenwerk veröffentlicht, weil er von der immer stärkeren Digitalisierung von Firmenabläufen profitiert.

Doch ein wichtiger Hinweis: Die Bilanzen der Firmen werden immer mit demselben Zeitraum des Vorjahres verglichen. Im ersten Quartal 2020 gab es bei einigen Firmen bereits coronabedingte Schwierigkeiten. Darum immer genau hinsehen, wenn Unternehmen starke Wachstumsraten veröffentlichen oder die Aktienkurse im Jahresvergleich stark gestiegen sind.

2. Krypto-Hype sorgt für spektakuläres Börsendebüt

Es war das Gesprächsthema der Woche: In den USA feierte Coinbase, die größte US-Handelsplattform für Kryptowährungen, sein Börsendebüt. Es handelte sich um ein „Direct Listing“, was bedeutet: Es wurden die Anteile der Eigentümer zum Börsenhandel freigegeben und kein neues Kapital aufgenommen. Der Preis je Aktie wurde von der US-Technologiebörse Nasdaq auf 250 US-Dollar gesetzt.

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Am Mittwoch, dem ersten Handelstag, kletterte der Kurs direkt auf mehr als 400 US-Dollar, wodurch Coinbase an der Börse mehr als 100 Milliarden US-Dollar wert war. Im Anschluss gingen Kurs und Bewertung aber wieder deutlich zurück. Der Hype ist deswegen so groß, weil immer mehr Anleger ihr Geld in Kryptowährungen wie Bitcoin investieren.

Gegenüber dem US-Dollar hat sich der Bitcoin seit Jahresbeginn auf 61 000 US-Dollar mehr als verdoppelt. Coinbase behält eine Gebühr von jedem Kauf ein und verdient auf diesem Weg Geld. 2020 machte die Firma mehr als eine Milliarde US-Dollar Umsatz.

3. Facebook radikal unterbewertet?

Jeder kennt es, alle nutzen es, aber wie steht es eigentlich um die Facebook-Aktie? Trotz Rekordniveau ist weiterhin viel Luft nach oben – so sieht es das US-Anlegermagazin „Barron’s“. Demnach macht die Tochterfirma Instagram bereits jetzt rund 90 Prozent des Facebook-Börsenwerts von etwa 900 Milliarden US-Dollar aus. Nur zehn Prozent, knapp 90 Milliarden Dollar, würden damit auf Facebook selbst und andere Tochterfirmen wie WhatsApp entfallen.

Damit wäre eine der wichtigsten Internetplattformen der Welt weniger wert als der angeschlagene IT-Konzern IBM, weshalb „Barron’s“ bei Facebook sehr optimistisch gestimmt ist. Aber: Die Plattform bekommt durch die Konkurrenz von Apple und Google im wichtigen Werbegeschäft Schwierigkeiten.

Cookies, also digitale Fußabdrücke im Netz, werden durch strengere Datenschutzregeln quasi abgeschafft, was Google und Apple mit den eigenen Internetbrowsern Safari und Chrome in die Karten spielt – schließlich kennen die Firmen ihre Kunden durch besuchte Internetseiten ja besser.

4. Hochprozentige Aktien

Europäer und Amerikaner gaben im März viel Geld für Alkohol aus. Die Nachfrage nach Champagner stieg dabei um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Februar, aber auch für Tequila, alkoholische Mischgetränke, Wein, Likör und Rum gaben die Menschen 25 bis 45 Prozent mehr Geld aus. Profitieren können davon diverse Firmen, zum Beispiel Diageo aus Großbritannien. Den Firmennamen kennt man vielleicht nicht, anders sieht es mit den Marken aus, die die Firma vertreibt: Johnnie Walker Whisky, Smirnoff oder Baileys sind nur drei von insgesamt 200, die Diageo zu zwölf Milliarden Dollar Jahresumsatz verhelfen.

Auch Pernod Ricard aus Frankreich, Hersteller beispielsweise von Absolut Vodka und Absinth, oder Rémy Cointreau, das stark im Cognac-Geschäft aktiv ist, sollten von der steigenden Nachfrage profitieren. Alle drei Aktien sind seit Jahresbeginn rund acht Prozent im Plus, notieren auf Rekordniveau und Analysten bleiben optimistisch. Es könnte sich also lohnen, das Geld für die nächsten Drinks lieber in Alkohol-Aktien zu investieren.

5. Gerüchte um Börsengang von About You

Ein potenzieller neuer Börsenstar könnte aus Hamburg kommen, nämlich der Online-Modehändler About You. Zumindest gibt es dafür einige Anzeichen. Die Firma ist seit Anfang des Monats eine Aktiengesellschaft (AG) und hat einen Aufsichtsrat installiert. Diese beiden Schritte sind die Grundvoraussetzung für einen Börsengang. Doch damit nicht genug: About You hat auch detaillierter über das abgelaufene Geschäftsjahr berichtet als sonst. Auffällig dabei sind zwei Aspekte: Erstens lag der Umsatz erstmals über einer Milliarde Euro und damit 57 Prozent höher als im Jahr zuvor. Ein Wachstumstreiber: About You startete in 13 weiteren Ländern. Zweitens erzielte die Firma im ersten Quartal 2021 operativ erstmals einen Gewinn. Mitgründer Tarek Müller bestätigt die Gerüchte um einen Börsengang nicht. Möglich aber dennoch, dass bald eine weitere Firma aus Hamburg den Weg auf das Börsenparkett wagt. Dort stünde About You im Schatten von Zalando, das bereits etwa siebenmal größer ist als About You. 

Die Börsen produzieren jeden Tag viele spannende Geschichten. Um die geht’s jeden Morgen von Montag bis Freitag im „Ohne Aktien wird schwer“-Podcast: ohneaktienwirdschwer.de und https://sptfy.com/i3YH 

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