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  • Foto: Julia Steinigeweg

Tulga Beyerle: „Es ist absurd, dass wir mit Trinkwasser unsere Toiletten spülen.“

Die Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe über die aktuelle Ausstellung „Water Pressure“.

„Wie ist die Lage?“, unser fast täglicher Podcast in Kooperation mit der Gute Leude Fabrik, spürt aktuellen Fragen nach. Hier kommen prominente Lenkerinnen und unbekannte Denker zu Wort. Die Auswahl von PR-Profi Lars Meier ist rein subjektiv, aber immer spannend und überraschend. Der heutige Gast ist Tulga Beyerle, Direktorin des „Museum für Kunst und Gewerbe“. Den Podcast gibt es in voller Länge auf den üblichen Kanälen und am Sonntag und Montag um 12 Uhr bei ahoy radio.

Lars Meier: Liebe Tulga, aktuell zeigt ihr die wunderbare Ausstellung „Water Pressure“. Worum geht es?

Tulga Beyerle: Mich hat das Thema wirklich schon sehr lange begleitet, denn wir haben letztlich ein Problem: Entweder haben wir zu viel Wasser, da ist es meistens zerstörerisch, oft ist es aber zu wenig. Wir kennen die Bilder von vertrockneten Böden und überschwemmten Landschaften, auch in Europa. Für uns stellte sich die Frage, was Architektur und Design zusammen mit den Ingenieurswissenschaften und weiterer Forschung leisten können, um damit umzugehen und letztendlich einen achtsamen sowie ressourcenschonenden Umgang zu entwickeln.

Im Rahmen der Ausstellung habt ihr euer eigenes Gebäude unter die Lupe genommen. Welche Erkenntnisse habt ihr gewonnen?

Wenn ich eine Ausstellung zum Thema Wasser mache, muss ich auch verstehen, wie der Wasserverbrauch bei uns im Haus aussieht. Wir haben mit OOZE Architects zusammengearbeitet und sie haben ein sehr technisches Bild vom Museum gezeichnet. Man sieht, wo Wasser reinkommt, wo es verbraucht wird und wo es wieder rausgeht. Wir zahlen für den Wasserverbrauch, ebenso für das Wasser, das wir über die Dachflächen ableiten. Das ist ganz schön viel Geld. Eben dieses Wasser kann aber auch in einen Kreislauf gebracht, ein zweites Mal aufbereitet und wiederverwendet werden. Es geht darum, Wasser durch Sickerbrunnen und andere Flächen zu halten und so langsam wie möglich absickern zu lassen. Idealerweise kann man dieses Wasser dann in einen zweiten Kreislauf einbauen. Das haben sie für uns entwickelt und ich träume von diesem tollen Bild, diesem Garten Eden, der entstehen könnte.

Arbeitet ihr jetzt Hand in Hand mit der Politik an einer Lösung?

Da gibt es noch eine ganze Reihe von Herausforderungen. Der Kultursenator trägt als oberster Denkmalschützer die Verantwortung. In dem Bild haben wir z.B. ein begrüntes Dach und Photovoltaik sowie Verschattungselemente, die außen angebracht werden müssen. Das alles sind Denkmalschutzthemen. Hamburg hat aber bereits erste Projekte, in denen Wasser so lange wie möglich gehalten wird. In der Jenfelder Au gibt es drei verschiedene Wasserkreisläufe. Es gibt blaues Wasser, also Trinkwasser, graues Wasser, das gut zum Spülen ist und schwarzes Wasser, welches bakteriell gefährlich ist. Es ist absurd, dass das Wasser in unserer Klospülung Trinkwasserqualität hat. Ich werde dieses Bild bei jeder Gelegenheit rausholen und in die Diskussion bringen, so oft ich kann.

Die ganze Folge gibt es hier zum Nachhören. In der Rubrik „Nice oder Scheiß“ lobt Tulga Beyerle die Arbeit von Ansgar Wimmer und der Töpfer-Stiftung für die Initiative „GoVote“.

Folge 808 (Donnerstag, 23.05.) mit Tulga Beyerle

„Wie ist die Lage?“, unser fast täglicher Podcast, spürt tagesaktuellen Fragen nach. Seit 2020 kommen prominente Lenker und unbekannte Denker knapp 15 Minuten zu Wort. Die Auswahl ist rein subjektiv, aber immer spannend und überraschend. Lars Meier, Chef der Kommunikationsagentur Gute Leude Fabrik, ruft fast täglich Barkeeper, Bäckerinnen, Bürgermeister oder andere Leude aus Hamburg an. Den ganzen Podcast gibt’s da, wo es Podcasts gibt.

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