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  • Guy Acolatse jubelt am 20. Oktober 1963 in einem Spiel zwischen dem FC St. Pauli und dem VfR Neumünster.
  • Foto: WITTERS

Beim FC St. Pauli: Als der erste schwarze Profifußballer Deutschlands anfing

1963 ist ein ereignisreiches Jahr: US-Präsident John F. Kennedy wird ermordet. Bürgerrechtler Martin Luther King hält seine berühmte Rede „I Have a Dream“. Ein Grubenunglück endet mit dem „Wunder von Lengede“, der Rettung von elf Bergleuten. Und in Hamburg reden monatelang alle über ihn: den Schwarzen auf dem Fußballplatz, dessen Namen die Leute sich nicht merken können – nicht merken wollen. „Schokolatse“ nennen sie ihn, manchmal auch „Akolapse“, „Apokalypse“ oder „Eukalyptus“.

Guy Acolatse ist der erste schwarze Profi in der deutschen Fußballgeschichte – und sorgt in Hamburg für jede Menge Wirbel. Schon Wochen bevor der Togolese in Hamburg ankommt, berichten die Zeitungen über den damals sensationellen Spieler-Transfer. „Schwarz wie die Nacht, schnell wie eine Antilope und schussstark wie eine Elefantenbüchse“, schreibt „Bild“ und ist erstaunt, über welche Fähigkeiten er noch verfügt: „Er kann Schreibmaschine schreiben, er kann Fußball spielen!“

Guy Acolatse: Erster schwarzer Profifußballer Deutschlands fing beim FC St. Pauli an

Als Acolatse am 14. Juli 1963 mit dem Taxi am Millerntorstadion vorfährt, ist er irritiert über die vielen Menschen, die dort herumstehen und ihn anstarren, als wäre er ein Außerirdischer. „Findet heute ein Spiel statt oder was wollen die Leute hier?“, fragt Acolatse seinen Trainer Otto Westphal bei der Begrüßung. Der lacht nur: „Nein, nein, die sind alle wegen dir gekommen!“ Acolatse ist der neue Star des FC St. Pauli – aber nicht wegen seiner spielerischen Fähigkeiten. Schon nach wenigen Wochen erhöht Klub-Präsident Wilhelm Koch (1900 bis 1969) die Bezüge Acolatses um 100 Mark im Monat – damals eine Menge Geld. Warum? „Weil wir mehr Zuschauer haben, seit du da bist“, so Kochs Begründung.

„Die Leute kommen, um dich zu sehen!“ Tatsächlich zieht es plötzlich Leute ins Stadion, die sich gar nicht fürs Spiel interessieren, sondern nur für den „Neger“, von dem alle reden.

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