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  • Foto: Cristina Mittermeier/-/dpa

„Zeit läuft davon“: Warum der Lebensraum vieler Antarktis-Bewohner verschwinden wird

Hobart –

Krabbenfresser, Krill und Kaiserpinguine: Das Weddellmeer ist der eisige Lebensraum unzähliger Arten. Experten aus aller Welt fordern seit Jahren, die riesige Wassermasse in der Antarktis unter Schutz zu stellen. Aber die zuständige Kommission scheitert erneut.

Das Weddellmeer in der Antarktis wird mindestens ein weiteres Jahr lang nicht zum weltgrößten Meeresschutzgebiet ausgewiesen. Bei der diesjährigen Konferenz der Antarktis-Kommission CCAMLR, die am Freitagabend nach zähem Ringen zu Ende ging und wegen der Corona-Pandemie nur online stattfinden konnte, gab es Experten zufolge erneut keine Fortschritte zu dem Vorstoß. Die Bundesregierung und viele weitere Staaten setzen sich seit Jahren für das Schutzgebiet ein. China und Russland haben den Vorschlag aber auch in diesem Jahr blockiert.

China und Russland stellten sich quer

„Damit steht fest, dass die Weltgemeinschaft das ausgerufene Ziel, bis Ende diesen Jahres zehn Prozent der Meere zu schützen, krachend verfehlt“, kritisierte die Grünen-Umweltexpertin Steffi Lemke. „Es ist frustrierend, dass Russland und China weiterhin eine Einigung zum Schutz der Antarktis blockieren und anderen Interessen Vorschub leisten.“

Das antarktische Weddellmeer ist sechs Mal so groß wie Deutschland und ist das Habitat und das Rückzugsgebiet vieler Arten, die sich auf einen eisigen Lebensraum spezialisiert haben – so etwa Seehechte, Krill und Kaiserpinguine. Seit dem Jahr 2016 wird seine Ausweisung als Schutzgebiet regelmäßig beantragt. Die wissenschaftlichen Grundlagen dafür hat das Alfred-Wegener-Institut (AWI), das die Polarforschung in Deutschland koordiniert, zusammengetragen. Der Bundestag hatte sich zuletzt einstimmig für die Pläne ausgesprochen.

WWF-Experte: „Uns läuft die Zeit davon“

Angesichts des Klimawandels und der Biodiversitätskrise sei für die einzigartigen Ökosysteme, Lebensräume und Arten im Südpolarmeer ein effektiver Schutz unabdingbar, warnte auch WWF-Umweltschutzexperte Tim Packeiser. „Uns läuft die Zeit davon.“ Das einzig positive Ergebnis der viertägigen Konferenz sei, dass der Weddellmeer-Antrag neben Norwegen mit Australien und Uruguay zwei zusätzliche offizielle Mitantragssteller gewonnen habe, betonten Beobachter. 

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Das „Übereinkommen über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis“ (CCAMLR) mit Sitz im australischen Hobart wurde 1980 ins Leben gerufen. Der Kommission gehören 25 Mitgliedstaaten und die EU an. Alle Entscheidungen müssen einstimmig getroffen werden. (dpa/km)

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