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Wie geht das?: Trotz Corona: China verzeichnet heftigen Urlaubsboom

Peking –

Volle Züge, Busse, Flugzeuge – das ganze Land ist auf den Beinen: Hunderte Millionen Chinesen nutzen die Feiertage der „Goldenen Woche“, um Familie und Freunde zu besuchen, Ausflüge und längere Ferien zu machen. Und das nur neun Monate nach Beginn der Corona-Pandemie – und während der Rest der Welt gegen erneut heftig steigende Infektionszahlen kämpft. Wie geht das?

Die „Goldene Woche“ wird in China immer am 1. Oktober mit dem Nationalfeiertag eingeläutet; es folgen sieben freie Tage, um die Ausrufung der Volksrepublik gebührend zu feiern. 

Hat das chinesische Neujahrsfest zur Corona-Verbreitung beigetragen?

Der Zeitraum ist sehr wichtig für die Chinesen, da die meisten von ihnen kaum Urlaub haben und deshalb auf staatliche Feiertage zur Erholung angewiesen sind – ähnlich wie zum chinesischen Neujahrsfest im Februar.

Es wird vermutet, dass die Feiertage zu Beginn des Jahres maßgeblich zur Ausbreitung des Virus im ganzen Land beigetragen haben. Über Heimaturlauber könnte es auch nach Europa gekommen sein, schätzen Experten.

Reisetätigkeit in China fast schon wieder normalisiert – trotz Corona

Während die globale Tourismusindustrie nach Schätzungen in diesem Jahr mehr als eine Billion US-Dollar verlieren dürfte, hat sich die Reisetätigkeit in China fast schon wieder normalisiert. Erwartet werden zur „Goldenen Woche“ rund 600 Millionen Reisen quer durch die Volksrepublik, wie die Tageszeitung „China Daily“ gestern berichtete. Das entspricht etwa  70 bis 80 Prozent des Vorjahresniveaus.

Wie geht das? Darüber wird weltweit gerätselt. So schreibt etwa der US-Sender CNN: „Das Ausmaß so einer Massenbewegung in so einem kurzen Zeitraum ist in vielen Teilen der Welt undenkbar, in denen Regierungen immer noch damit kämpfen, die wachsenden Infektionszahlen in den Griff zu bekommen.“ Auch die Nachrichtenagentur AP stellte fest, es sei aktuell weltweit „einzigartig“, dass so viele Menschen im Land frei reisen könnten.

In China werden Corona-Regeln strikt befolgt

Seit Wochen gibt es aus Peking keine Berichte mehr über lokale Infektionen – nur über Reiserückkehrer oder Besucher käme das Virus ins Land, so die Staatsregierung. China hatte die Epidemie mit strengen Maßnahmen wie der Abriegelung von Städten, strikter Isolation und Einreisesperren bis zum Sommer unter Kontrolle gebracht.

Und die Chinesen scheinen weiter diszipliniert zu sein: Vielerorts werden Masken getragen, an Eingängen zu Geschäften, Restaurants oder Wohngebieten wird noch immer Fieber gemessen. Mit einer Corona-App muss man sich vielerorts registrieren und nachweisen, dass jüngste Reisetätigkeiten unbedenklich waren. Visa werden derzeit kaum vergeben, auch sind internationale Flüge weiter stark beschränkt. Reisende müssen nach der Ankunft für 14 Tage in offizielle Quarantäne-Einrichtungen.

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Haben die Chinesen das Virus so tatsächlich besiegt? Chef-Epidemiologe Wu Zunyou sagt: ja. Gegenüber dem  Staatssender CCTV erklärte er kürzlich, das Virus kursiere nicht länger in China. „Es ist aktuell unmöglich, sich im gesellschaftlichen Umfeld mit dem Virus anzustecken.“

Die importierten Fälle stünden unter strenger Überwachung und „werden das Virus nicht in der Gesellschaft verbreiten“. Die „Goldene Woche“ dürfte zeigen, ob das wirklich stimmt.(mik)

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