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  • Foto: picture alliance/dpa

Wann hört das auf?: Erneut Schwarzer in den USA von der Polizei erschossen

Washington –

Es vergeht derzeit kein Tag, an dem nicht ein weiterer schockierender Fall von Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA bekannt wird. Nach dem schwerverletzten Jacob Blake in Kenosha und dem getöteten Fahrradfahrer in Los Angeles wurde am Mittwoch erneut ein erst 18-jähriger Schwarzer von US-Cops erschossen.

Wie der Polizeichef von Washington, Peter Newsham, auf einer Pressekonferenz sagte, schoss ein Polizist am Mittwoch bei einer Fahrzeugkontrolle auf den flüchtenden Mann. Bei dem Toten soll es sich um den 18-jährigen Deon Kay aus Washington handeln.

Deon Kay soll eine Waffe bei sich getragen haben

Newsham sagte, dass die Beamten einen Hinweis bekommen hätten, wonach sich in einem Auto im Süden der Stadt Waffen befinden würden. Als sich die Polizisten dem Fahrzeug näherten, seien einige der Fahrzeuginsassen zu Fuß geflohen. „Während der Verfolgung schwenkte einer der Verdächtigen eine Waffe“, hieß es in einer Erklärung des Metropolitan Police Department.

Ein Officer habe daraufhin einmal geschossen und den Verdächtigen getroffen. Soweit die Version der Polizei. Der Erklärung beigefügt war ein Foto einer Waffe, die der getötete Deon Kay bei sich getragen haben soll. Zudem wurde ein weiterer Mann festgenommen – auch er soll eine Waffe bei sich getragen haben. Warum die Beamten das Feuer eröffneten, war zunächst unklar.

Mutter von Deon Kay: Polizei hat keine umfassende Auskunft gegeben

Der angeschossene und schwerverletzte Kay sei anschließend in ein Krankenhaus gebracht worden – und dort seinen Verletzungen erlegen. Am Tatort seien zwei Waffen gefunden worden. „Wir glauben, der Verdächtige habe zu der Zeit eine Waffe gehabt“, so Newsham bei der improvisierten Pressekonferenz. Doch Freunde, Bekannte und Anwohner widersprachen dem.

Laut der „Washington Post“ lebte Kay mit seiner Mutter in der Nähe des Tatorts. Sie erklärte, die Polizei habe ihr keine umfassenden Auskünfte zum Hergang gegeben. Laut Stadtratsmitglied Trayon White wartet die Familie nun auf die Auswertung von Videoaufnahmen. „Wir wollen herausbekommen, was die Aufnahmen der Körperkamera zeigen. Wir wollen wissen, ob er wegrannte, warum er erschossen wurde“, sagte White dem US-Sender Wusa9.

Seit Monaten Proteste in den USA

Wie schon nach den letzten Fällen, riefen auch dieses Mal Aktivisten der „Black-Lives-Matter“-Bewegung zu Protesten auf. Am späten Montagabend kam es im Zuge dessen in Washington zu Zusammenstößen zwischen Dutzenden Demonstranten und Polizeikräften vor einer Polizeiwache.

Der Tod von Deon Kay hat Ähnlichkeit mit dem Fall von Dijon Kizzee, der am Montag bei einer Fahrradkontrolle in Los Angeles erschossen wurde. Auch Kizzee hatte, laut Polizeiangaben, angeblich die Flucht ergriffen und dabei ein Kleiderbündel fallen lassen, in dem sich eine Pistole befand.

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Ein Demonstrant hält ein Schild mit der Aufschrift „Defund the Police“ (dt. Entzieht der Polizei die Finanzierung) im Juni bei einer Demonstration in Washington hoch.

Foto:

dpa

Die Häufung der Fälle von tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze sorgt in den USA seit Monaten für Proteste und Unruhen. Die Frage, die viele Menschen in den USA – und mit Sicherheit auch in der Welt – derzeit beschäftigt: Wann hört das auf?

Auslöser der großangelegten Protestwelle war der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis im Mai. Vor allem in den Städten, in denen die Fälle geschahen, kam es vermehrt zu teils extrem gewaltvollen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.

Polizeiausbildung ist in den USA umstritten

Das Thema Polizeigewalt gegen Schwarze wühlt die amerikanische Bevölkerung zutiefst auf. Auch im US-Wahlkampf, der auf sein Finale im November zuläuft, sorgt das Thema für viel Zündstoff – und spaltet die Bevölkerung. 

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So dauert die Ausbildung zum Polizisten in den USA meist nur wenige Wochen und bereitet die angehenden Beamten nicht ausreichend auf ihre zukünftigen Aufgaben vor – so die Meinung vieler Experten. Viel Handlungsbedarf – der in der aktuellen Situation mehr als notwendig ist. (alp)

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