Von Polizei erschossen: Fall Daunte Wright: Polizistin und Polizeichef treten zurück
Minneapolis –
Daunte Wright ist unbewaffnet und stirbt dennoch in Minneapolis durch eine Polizeikugel. Die Anwohner sind entsetzt und wütend. Die verantwortliche Polizistin und der Polizeichef sind nun zurückgetreten.
Breonna Taylor, George Floyd – und nun auch Daunte Wright: Die Liste der von der Polizei in den USA getöteten Schwarzen ist erneut länger, die Debatte über notwendige Konsequenzen noch hitziger geworden. Ihre Schicksale haben zu massiven Protesten geführt und grelles Licht auf das Handeln der Polizei geworfen: Immer wieder kommt es im Umgang der Sicherheitskräfte mit Afroamerikanern und anderen Schwarzen zu Rassismus und Gewalt.
Schuss auf Unbewaffneten: Polizeichef und Polizisten erklären Rücktritt
Der örtliche Polizeichef Tim Gannon und die Beamtin Kim Potter, die am Sonntag auf Wright geschossen hatte, erklärten am Dienstag ihren Rücktritt, wie Bürgermeister Mike Elliott sagte. Gannon hatte am Montag erklärt, er gehe davon aus, dass die Polizistin bei der Verkehrskontrolle versehentlich auf Wright geschossen habe. Nach ersten Erkenntnissen habe sie statt eines Elektroschockers (Taser) irrtümlich ihre Pistole gezogen.
Der Chef der Bürgerrechtsorganisation NAACP, Derrick Johnson, erklärte jedoch: „Ob es sich um Nachlässigkeit und Fahrlässigkeit handelt oder um einen unverhohlenen modernen Lynchmord, das Ergebnis ist das gleiche. Ein weiterer schwarzer Mann ist durch Polizistenhand gestorben.“ Einer Datenbank der „Washington Post“ zufolge wurden allein im vergangenen Jahr 243 Schwarze von der Polizei erschossen.
Vorfall von Bodycams aufgezeichnet
Im Fall der Tötung Wrights zeigte Gannon Aufnahmen der Kameras, die die Polizisten am Körper trugen (Bodycams). Darauf ist zu sehen, wie Sicherheitskräfte Wright Handschellen anlegen wollen. Dabei löst sich Wright aus dem Griff und steigt wieder in sein Auto. Eine Polizistin ruft „Taser, Taser, Taser“, hat aber eine Pistole in ihrer Hand. Aus der Waffe scheint sich ein Schuss zu lösen. „Heilige Scheiße, ich habe gerade auf ihn geschossen“, sagt die erschreckt wirkende Polizistin.
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Die Beamtin wurde während der laufenden Untersuchung freigestellt, wie Gannon vor Bekanntgabe der beiden Rücktritte erklärte. Die Polizisten hätten den unbewaffneten Verdächtigen kontrolliert, weil die Zulassung seines Wagens abgelaufen gewesen sei. Bei Überprüfung seiner Personalien hätten sie festgestellt, dass ein Haftbefehl vorliege. Wright sei noch mehrere Blocks gefahren und dann mit einem anderen Fahrzeug zusammengeprallt. Der Autopsie zufolge starb er infolge einer Schussverletzung im Brustbereich.
Teils gewaltsame Proteste in Minneapolis
Am Ort des Geschehens, in Brooklyn Center im Norden der Stadt Minneapolis, kommt es seit dem Tod des 20-Jährigen teils gewaltsamen Protesten. Hunderte waren auf den Straßen. Die Polizei setzte US-Medien zufolge Tränengas, Gummigeschosse und Blendgranaten ein, um die Proteste aufzulösen. Auch die Nationalgarde war im Einsatz. Rund 40 Menschen seien festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher. Demonstranten hätten Beamte mit Steinen beworfen und auch Knallkörper eingesetzt.
US-Präsident Joe Biden erklärte zu Wrights Tod: „Die Frage ist, ob es ein Unfall oder Absicht war. Das muss noch geklärt werden.“ Er zeigte Verständnis für die Wut der Menschen. „Friedlicher Protest ist verständlich“, sagte Biden. Für Gewalt gebe es aber „absolut keine Rechtfertigung“. Der Demokrat hat den Kampf gegen den Rassismus zu einem seiner zentralen Anliegen erklärt. Er wirbt auch für die Verabschiedung eines nach George Floyd benannten Gesetzes für Polizeireformen, doch die Republikaner im Senat dürften dabei mauern. (dpa)