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  • In diesem Fall ging alles gut: Live gefilmte Impfung in Brasilien.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP

Unfassbarer Corona-Impfskandal: Alte in Brasilien bekamen leere Spritzen verabreicht

Rio de Janeiro –

Das genaue Ausmaß ist noch nicht bekannt. Aber der Schaden jetzt schon gewaltig. Mehr per Zufall kam heraus, dass in mehreren Fällen impfwillige alte Menschen in Brasilien leere Spritzen verabreicht bekamen. „Vacina de vento“ (Windimpfung) – so wird der neueste Corona-Skandal in dem pandemiegeplagten Land genannt. Tausende bangen nun: Wurde auch mir eine Fake-Spritze gegeben?

Es ist ein üblicher Vorgang, fast ein kleiner Hype in Brasilien: Familienangehörige nehmen mit dem Handy die Impfung ihrer betagten Eltern oder Großeltern auf. Fürs digitale Familien-Album, manchmal um es in Sozialen Medien später posten zu können. Doch einer Familie fiel zuhause eine Unstimmigkeit auf. Eine ziemlich gravierende.

Impfhelferin drückte den Kolben nicht

Der Sender „Globo“ zeigte das Video in den vergangenen Tagen, das ihm zugespielt wurde. Ein Auto fährt zu einer „Drive-thru“-Impfstation. Eine Impfhelferin beugt sich vor, setzt die Spritze an den entblößten Arm des älteren Herrn auf dem Beifahrersitz, sticht zu. Dann setzt sie die Spritze wieder ab, Wattebausch drauf, Jubel im Auto.

Doch dann wird noch einmal in Zeitlupe das gezeigt, was der Familie erst zuhause auffiel: In der Spritze ist zwar eine Flüssigkeit, die Impfhelferin drückt den Kolben aber gar nicht und nimmt die noch volle Spritze wieder an sich. Und das Schlimmste: Dies ist nicht der einzige vergleichbare Fall! Kurz drauf meldeten sich mehrere Personen, die erschüttert ihre eigenen Aufzeichnungen noch einmal gesichtet hatten. Und ähnliches berichten. Mal geschieht es wie eben beschrieben, mal ist auf den Aufnahmen gar keine Flüssigkeit in der Spritze – daher der Name „Vacina de vento“.

Nicht richtig geimpft: War es Müdigkeit oder Absicht?

Rozemary Gomes Pita, die Impfhelferin aus dem ersten Video, nannte bei ihrer Verhörung durch die Behörden Müdigkeit und Stress. Was kein Wunder wäre bei der Belastung. Allerdings sei laut dem leitenden Ermittler kein volles Fläschchen gefunden worden, berichtet der „Spiegel“. Sie wurde nun wegen „Unterschlagung öffentlicher Güter“ angeklagt.

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Haben sich mehrere Helfer*innen Impfstoff für ihre eigene Verwandtschaft angeeignet, wie die Öffentlichkeit derzeit vermutet? Oder ist es aus Überforderung passiert? Fakt ist, dass unzählige alte Menschen in Brasilien nun nicht wissen, ob sie wieder ungefährdet ihre Kinder und Enkel sehen dürfen. Die Verunsicherung in Brasilien ist dank dieses Skandals größer denn je. (km)

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