• Arafat Abou-Chaker hat sich auf der App „Clubhouse“ selbst entlarvt.
  • Foto: imago images/Olaf Wagner

Übler Holocaust-Vergleich: Berliner Clan-Chef entgleist auf „Clubhouse“

Berlin –

Die App „Clubhouse“ ist in aller Munde. Eine regelrechter Medien-Hype ist um den neuen Stern am Social-Media-Himmel entstanden. Allerdings kommt es immer wieder zu größeren und kleineren Skandalen. Eine „Clubhouse“-Session von Arafat Abou-Chaker, Mitglied der gleichnamigen Berliner Großfamilie, ging nun zu weit: Dort wurde die Berichterstattung über „Clan-Kriminalität“ mit dem Holocaust verglichen.

Die neue Unterhaltungs-App ist vor allem in Promi-Kreisen ziemlich beliebt. Ein Clou dabei: Es werden neue Diskursräume aufgemacht, auch für Leute, die in den klassischen Medien nicht so vorkommen. An sich eine feine Sache.

Dass das Konzept aber Potenzial hat, nach hinten loszugehen, zeigte die Unterhaltung, die Abou-Chaker („Der einzige Clan, den ich kenne, ist der Denver-Clan“) Mittwochabend startete. In weiteren Rollen neben renommierten Journalisten dabei: die Kabarettistin Idil Baydar.

Auf Clubhouse: Es ging um das Thema „Clan-Kriminalität“

Das ursprüngliche Anliegen Abou-Chakers: Er wollte eine Unterhaltung starten zum Thema „Clan-Kriminalität“. Das Prinzip von „Clubhouse“: Eine Person eröffnet eine Art Gesprächsraum, in dem verschiedene Leute mitmischen können. Andere können zuhören, in diesem Fall waren es etwa 5000 Mitglieder. Eingeladen waren unter anderem drei Journalisten, die regelmäßig über Clans in Berlin und anderswo berichten, etwa auch über Abou-Chakers eigene Familie, die mit diversen Fällen organisierter Kriminalität in Verbindung gebracht wird.

Abou-Chaker vermutet rassistische Klischees

Abou-Chakers Vorwurf: Diese Berichterstattung transportiere oft rassistische Klischees. Mit dieser Meinung ist er nicht allein. Auch aus den Reihen der in Berlin regierenden SPD hat jüngst die Arbeitsgruppe „AG Migration und Vielfalt“ die Ächtung des Begriffs gefordert, unter anderem weil bei sogenannten Großrazzien auch unschuldige Bürger kontrolliert würden, eventuell nur, weil sie Migranten seien. Erst recht betroffen: jene Mitglieder der meist arabischstämmigen Großfamilien, die eben nichts mit kriminellen Machenschaften zu tun haben.

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Der Abou-Chaker-Chat hätte also ein berechtigtes Anliegen haben können. Was am Ende dabei herauskam, war allerdings eine Mischung aus öffent­licher Bedrohung von Journalisten, wildem Durcheinandergebrülle von Familie Abou-Chaker und deren Freunden und als Höhepunkt die antisemitische Entgleisung, dass die Mitglieder der „Clans“ genauso behandelt würden wie Juden im Dritten Reich.

Ein Nutzer namens „Papi“ legte los: „Das erinnert mich ganz stark an, wie heißt das noch mal, Zweite-Weltkrieg-Geschichte, hier, wo sie auf die Juden geritten sind.“ Die Kabarettistin Idil Baydar stimmte sofort zu: „Das ist die gleiche Story!“

„Clubhouse“: Peinliche Rechtfertigungen

Und Abou-Chaker bekräftigte: „Die gleiche Story, Wallah!“ So ging es noch eine Weile weiter. Vor allem die Rolle von Baydar, die sich selbst als feministische Kabarettistin bezeichnet, blieb unglücklich. Als auf Twitter die ersten Beschwerden über die Holocaust-Relativierung kamen, relativierte sie erneut.

Habe sie ja gar nicht gesagt, das sei alles aus dem Kontext gerissen. Auch Abou-Chaker wollte das alles nicht so gemeint haben: „Keiner will sich vergleichen mit Juden, darum geht es nicht.“ Immerhin Baydar bekam tags darauf die Kurve: „In der aufgeregten Debatte habe ich Dinge gesagt, die so nicht stehen bleiben dürfen.“  

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