Trump und Biden: US-Wahlkampf: TV-Duell endet in Schlammschlacht
Cleveland –
Aggressive Wortgefechte, persönliche Beleidigungen und ständige Unterbrechungen: Das erste TV-Duell zwischen Amtsinhaber Donald Trump und Herausforderer Joe Biden endete in einem peinlichen Schlagabtausch. Experten sprechen von einem historischen Tiefpunkt amerikanischen Diskussionskultur im Wahlkampf.
Einen solch chaotischen, 90-minütigen, bissigen und teils herablassenden Schlagabtausch habe es so in der modernen amerikanischen Politik noch nicht gegeben, schrieb die „New York Times“ nach dem Duell. So unterschiedlich die Duellanten auch sein mögen, so schnell können beide dann doch auf ihre Weise die Beherrschung verlieren.
US-Wahlen: Das TV-Duell artet in einer Schlammschlacht aus
Mehrfach musste der Moderator Chris Wallace von „Fox News“ den amtierenden Präsidenten ermahnen seinen Konkurrenten ausreden zu lassen, schnell entglitt dem erfahrenen TV-Journalisten allerdings die Kontrolle. Aber auch Biden teilte ordentlich aus – Trump sei der schlimmste Präsident aller Zeiten, er sei ein Clown, ein Lügner.
Auch nach mehrfacher Ermahnung des Moderators fuhr Trump seine Strategie weiter: Ins Wort fallen, unterbrechen – Hauptsache lauter und mit voller Wucht den Konkurrenten verbal umrennen. Biden versuchte sich hingegen immer wieder an erzieherischen Maßnahmen: „Will you shut up, man!“, rief Biden in Richtung Trump, das ist „unpräsidentenhaft“.
Trump gibt an, mehrere Millionen an Steuern gezahlt zu haben
Wie ein kleiner Junge dem es nicht gefällt ermahnt zu werden, stand der US-Präsident zeitweise an seinem Stehpult, schüttelte den Kopf und sagte immer nur „No, no, no, no …“ Insgesamt wirkten beide Duellanten nicht wie gestandene hochrangige Politiker, sondern eher wie zwei Kinder die sich im Sandkasten wegen einer Schaufel stritten.
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Um wirklich wichtige Themen ging es nur am Rande. Auf die Nachfrage, ob Trump denn nun Steuern gezahlt habe, antwortete er: Er habe Millionen Dollar an Steuern gezahlt und das jedes Jahr. Zuvor hatte die „New York Times“ berichtet, dass Trump 2016 und 2017 lediglich 750 Dollar Steuern gezahlt habe, mehrere Jahre sogar gar keine. Biden hingegen hatte seine Steuererklärung kurz vor dem Duell veröffentlicht.
Biden: Die 200.000 Corona-Toten muss Trump verantworten
Biden warf Trump vor keinen Plan im Kampf gegen das Coronavirus zu haben, die 200.000 Toten lägen in seiner Verantwortung. Trump entgegnete, er habe einen tollen Job gemacht und versprach, dass in wenigen Wochen bereits ein Impfstoff zur Verfügung stehen würde.
Die Neubesetzung des Postens der verstorbenen Richterin Ruth Bader Ginsberg am Obersten Gericht der USA wurde ebenfalls thematisiert. Schnell wurde daraus allerdings eine Debatte über das Gesundheitswesen in der USA. Biden argumentierte, dass mit Trumps vorgeschlagener Richterin Amy Coney Barrett die Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama zu Grabe getragen würde.
Biden: Jeder wisse, dass Trump ein Lügner sei
Trump hielt dagegen und stellte Behauptungen über angebliche Pläne der Demokraten auf, die private Gesundheitsversorgung abzuschaffen – da platze Biden der Kragen: „Alles, was er (Trump) bisher sagte, ist einfach gelogen.“ Jeder wisse, dass Trump ein Lügner sei.
Das TV-Duell verfolgten mehr als 100 Millionen Menschen. Ob tatsächlich einer der beiden Konkurrenten nach diesem Gezanke als Sieger hervorgeht, bleibt offen. Einer CNN Umfrage zufolge würden 60 Prozent für Biden stimmen – CNN-Zuschauer seien allerdings auch eher links eingestellt. In einer CBS-Blitzumfrage waren 70 Prozent der Befragten vor allem verärgert über das erste TV-Duell zwischen Trump und Biden.