• Sardar Dschafari darf nach langem Hin und Her zurück nach Deutschland.
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Trotz Ausbildungsvertrag: Deutschland schiebt Afghanen ab – doch nun kommt er zurück

Kabul –

Es ist wieder einmal ein Beispiel für die manchmal ziemlich verquere Abschiebe-Politik in Deutschland: Der Afghane Sardar Dschafari hatte Aussicht auf einen Ausbildungsvertrag und spricht Deutsch. Dennoch wurde er im Januar 2019 aus München in seine Heimat abgeschoben. Nun darf der 23-Jährige nach langem Ringen wieder zurück.

Der 23-Jährige ist erleichtert. „Es ist ein gutes Gefühl, dass ich wieder in meine Schule gehen und wieder arbeiten kann“, sagte Dschafari in Kabul. Denn er wurde nicht nur abrupt aus seinem Leben in Deutschland gerissen, Dschafari kam auch in eine Stadt, in der er keine Wurzeln hat. Niemand erwartete ihn in Kabul – seine Eltern sind bereits lange verstorben. Die Stadt wirkte fremd auf ihn.

Kabul: Sardar Dschafari war bereits in Deutschland integriert – doch dann würde er abgeschoben

„Sie haben mir nicht einmal mein Telefon gegeben, um meinen Anwalt anzurufen. Es war ein schwieriger Tag“, erinnert sich der junge Mann an seine Abschiebung aus München.

Abschiebungen nach Afghanistan sind umstritten. Denn: Der Konflikt im Land gilt als einer der tödlichsten weltweit, viele Landesbewohner sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. 

Freunde kämpften für Sardars Rückholung nach Deutschland

Angekommen in Kabul musste Dschafari neu anfangen. Er besuchte Deutschkurse und arbeitete in einer Hilfsorganisation, die sich um Straßenkinder kümmert. Freunde und Bekannte setzten sich seit dem Tag seiner Abschiebung dafür ein, dass er wieder zurück darf – schließlich wartete auf ihn ein Ausbildungsvertrag in Neu-Ulm. Wie einst sein Vater will Dschafari Bäcker werden.

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Doch der Prozess gestaltete sich schwierig. Seine Rückkehr wurde genehmigt – das Visum muss jedoch in Indien ausgestellt werden. Seit dem tödlichen Anschlag mit mehr als 100 Toten nahe der Deutschen Botschaft in Kabul im Mai 2017 hat die Vertretung die Visa-Vergabe eingestellt. Reisebeschränkungen durch die Corona-Pandemie nach Neu Delhi erschwerten die Rückkehr zusätzlich.

Deutschland: Nicht nur Straftäter werden abgeschoben

Auch wenn einige Bundesländer sagen, nur Straftäter oder sogenannte Gefährder abzuschieben, werden aus anderen Regionen auch abgelehnte Asylbewerber zurück gebracht, die unauffällig waren – so wie Dschafari. Seit März gab es jedoch keinen Abschiebeflug mehr nach Afghanistan. Die Behörden hatten Deutschland wegen der Pandemie um Einstellung der Flüge gebeten. Eine geplante Wiederaufnahme der Abschiebungen für diesen Montag wurde kurzfristig verschoben.

Sein neues Visum holte Dschafari nun in Indien ab: Am Sonntag flog der junge Mann in das südasiatische Land. Bereits 2019 war er nach Neu Delhi gereist und hatte seine Dokumente eingereicht. Nun soll das lange Warten endlich ein Ende haben. Am Mittwoch will er bereits wieder in Deutschland sein. Nach seiner Landung in Frankfurt am Main kehrt er nach Neu-Ulm und in seine neue Heimat zurück. (vd/dpa)

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