• US-Präsident Joe Biden bei seiner Rede auf der Münchener Sicherheitskonferenz.
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„Transatlantische Allianz ist zurück“: Sicherheitskonferenz: Bidens Rede macht Hoffnung

Berlin –

Die USA und Europa rücken nach der schwierigen Ära Trump wieder zusammen. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz versucht US-Präsident Biden, das Vertrauen der Verbündeten zurückzugewinnen: „Amerika ist zurück. Die transatlantische Allianz ist zurück“, sagte er bei seiner Rede am Freitag.

„Und wir schauen nicht zurück. Wir schauen gemeinsam nach vorne.“ Biden zog damit einen Schlussstrich unter die Ära seines Vorgängers Donald Trump, in der die transatlantischen Beziehungen auf einen Tiefpunkt abgesackt waren.

Biden bei Münchener Sicherheitskonferenz: USA will mit Europa zusammenarbeiten

„Ich weiß, die vergangenen Jahre haben unser transatlantisches Bündnis belastet und auf die Probe gestellt. Aber die Vereinigten Staaten sind entschlossen, wieder mit Europa zusammenzuarbeiten“, sagte Biden. Ein freies, wohlhabendes und friedliches Europa sei weiterhin ein Kerninteresse der Vereinigten Staaten.

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In seiner ersten Rede an ein europäisches Publikum verzichtete Biden ganz auf konkrete Forderungen an Deutschland oder andere Bündnispartner. Stattdessen bekannte er sich – anders als Trump in den vergangenen vier Jahren – klar zur Nato: „Die Vereinigten Staaten sind unserer Nato-Allianz voll und ganz verpflichtet.“ Die USA würden der Verpflichtung zum militärischen Beistand nachkommen. „Ein Angriff auf einen ist ein Angriff auf alle.“

Kanzlerin Merkel bekennt sich zu Nato-Ziel

Unter Bidens Vorgänger Donald Trump war das Verhältnis zwischen den USA und der Nato äußerst angespannt. Trumps Hauptkritikpunkt an Deutschland waren die aus seiner Sicht mangelnden Militärausgaben. Biden begrüßte dagegen, dass europäische Staaten nun mehr in ihre militärischen Fähigkeiten und damit in die „gemeinsame Verteidigung“ investierten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Videokonferenz im Bundeskanzleramt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Videokonferenz im Bundeskanzleramt.

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picture alliance/dpa/Bundesregierung

Kanzlerin Angela Merkel nahm die ausgestreckte Hand des neuen US-Präsidenten an: „Deutschland steht für ein neues Kapitel der transatlantischen Partnerschaft bereit.“ Und sie bekannte sich im Gegenzug klar zu dem Nato-Ziel, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. In diesem Jahr wird Deutschland trotz einer deutlichen Steigerung vermutlich bei 1,5 Prozent liegen.

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Die Kanzlerin räumte zwar ein, dass es weiter Differenzen mit den USA geben werde. „Ich mache mir darüber keine Illusionen.“ Aber von der Wertebasis und der Überzeugung, dass die Demokratie handlungsfähig sei, „haben wir ein breites, gutes gemeinsames Fundament“.

Bidens Rede: Transatlantik-Koordinator zufrieden

Der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Peter Beyer, zeigte sich mit Bidens Rede zufrieden: „Er hat damit dem Westen nach der Unklarheit der Trump-Jahre eine kraftvolle Perspektive für die kommenden Jahrzehnte aufgezeigt“ sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. „Wir müssen nun dieses Angebot mit Leben und konkreter Politik füllen.“

Transatlantik-Koordinator Peter Beyer (CDU).

Transatlantik-Koordinator Peter Beyer (CDU).

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Beyer sagte, Peking und Moskau dürften sich nicht über diesen Ausdruck neuer westlicher Einigkeit gefreut haben, und das sei gut so. Nun müsse der Westen einen Schritt weiter gehen: „Wir müssen transatlantische Strategien für den Umgang mit den Systemrivalen China und Russland entwickeln.“

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Beyer vermisste in Bidens Rede allerdings das Thema Handel. „Die Zeit der Strafzölle muss ein Ende haben“, sagte er. Stattdessen sollten die engen Verbündeten EU und USA über ein Freihandelsabkommen verhandeln. „Ich erwarte, dass hier bald richtig Tempo gemacht wird. Nur gemeinsam als transatlantische Partner können wir die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts meistern.“

Sicherheitskonferenz wegen Corona nur digital

Biden sprach als erster US-Präsident bei einer Münchner Sicherheitskonferenz. Das weltweit bedeutendste Expertentreffen zur Sicherheitspolitik sollte eigentlich drei Tage dauern und im Hotel Bayerischer Hof in München stattfinden. Wegen der Corona-Pandemie wurde daraus nun eine digitale Veranstaltung, zu der sich die Teilnehmer per Video zuschalteten. Eine physische Konferenz soll – soweit die Pandemie es zulässt – später im Jahr nachgeholt werden.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach sich bei der Veranstaltung für eine stärkere Rolle Europas in der Nato aus. Das bestmögliche Engagement der Europäischen Union in dem Bündnis sei, deutlich mehr Kontrolle über die eigene Sicherheit zu gewinnen.

Emmanuel Macron

Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach bei der Konferenz.

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dpa/Pool Reuters/AP

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte die Bedeutung der transatlantischen Zusammenarbeit beim Umgang mit China und Russland. „Ein immer selbstbewusster auftretendes China hat 2020 ein robustes Wirtschaftswachstum gezeigt – trotz der Pandemie“, sagte sie.

Von der Leyen: „Europa und die USA wieder Schulter an Schulter“

Und ein immer widersprüchlicher werdendes Russland verstoße nach wie vor im In- und Ausland gegen internationale Regeln. Es gehe nun darum, dass Europa und die USA wieder „Schulter an Schulter“ vorgingen. „Denn wenn wir vorangehen, dann geht es nicht nur darum, Kräfte zu bündeln. Das ist ein Signal an die Welt“, sagte von der Leyen. (dpa/ncd)

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