• Ein Mann spaziert in der Stockholmer Innenstadt mit einer Maske.
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„Trage volle Verantwortung“: Schwedens Ministerpräsident rechtfertigt Sonderweg

Stockholm –

Kein Lockdown, keine Maskenpflicht, kaum Kontaktbeschränkungen: Schweden setzte im Gegensatz zum Rest der Welt auf eine gänzlich andere Strategie in Sachen Corona-Bewältigung. Der Sonderweg kostete vielen Menschen das Leben. Welche Konsequenzen hat das?

Hunderttausende Infizierte, tausende Tote: Wer trägt die Verantwortung für den schwedischen Sonderweg in der Corona-Krise? Ministerpräsident Stefan Löfven sieht das am Ende ganz klar bei sich und seiner Regierung. „Wenn man Ministerpräsident in einem Land ist, hat man natürlich die letztendliche Verantwortung für das Vorgehen der Regierung.“

Stefan Löfven: „Ich übernehme die volle Verantwortung“

Und weiter: „Ich kann versprechen, dass das eine Verantwortung ist, die jeden Tag und besonders während einer solchen Krise gespürt wird“, so Löfven am Sonntagabend in einer Sondersendung des Fernsehsenders SVT. Ob er die volle Verantwortung übernehme? „Ja, das tue ich selbstverständlich. Ich bin Ministerpräsident“.

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Übernimmt die Verantwortung für Schwedens Sonderweg: Ministerpräsident Stefan Löfven.

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picture alliance/dpa/TT News Agency/AP

Schweden ist in der Corona-Krise einen international genau beobachteten Sonderweg mit weniger strikten Beschränkungen und stärkeren Appellen an die Vernunft der Bürger gegangen. Der Regierung und der Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten war dabei vorgeworfen worden, mit dieser Strategie Herdenimmunität gegen das Coronavirus angestrebt zu haben. 

Das dementierte Löfven entschieden: „Wir haben uns niemals, niemals in irgendeiner Strategie befunden, um Herdenimmunität zu erreichen.“

In Schweden starben über 9000 Menschen in Verbindung mit Corona

In Schweden starben im Corona-Jahr 2020 Tausende Menschen mehr als im Durchschnitt der Vorjahre. Wie aus vorläufigen Zahlen der schwedischen Statistikbehörde SCB hervorgeht, gab es im abgelaufenen Jahr insgesamt 97 164 Sterbefälle – das waren 6202 mehr als durchschnittlich in den Jahren 2015 bis 2019.

Deutlich mehr Tote als in den Vergleichsmonaten der Vorjahre verzeichneten die Statistiker vor allem in der ersten Hochphase der Corona-Krise im April und Mai. Insgesamt sind in Schweden 2020 rund 9300 Menschen in Verbindung mit einer Corona-Infektion gestorben. Mitte Dezember hatten die Statistiker bereits darauf hingewiesen, dass im November so viele Menschen in Schweden gestorben sind wie in keinem November seit 1918.

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Auf die Frage, ob es härtere Maßnahmen gebraucht hätte, antwortete Löfven am Sonntag, dass man teils Erfolg dabei gehabt habe, die Infektionsverbreitung zu bremsen. „Ich möchte behaupten, dass wir harte Beschränkungen hatten, zum Beispiel im Frühjahr. Und das zeigte Ergebnisse. Wir können sehen, wie die Infektionsausbreitung zum Halbjahreswechsel tüchtig abgebremst worden ist.“

Die Maßnahmen seien hart gewesen und hätten die Bewegungen der Bevölkerung und die Aktivitäten der Gesellschaft eingeschränkt. (mik/dpa)     

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