• Über Maskenmann Lauterbach, hier am 14. Mai 2020 bei einer Abstimmung im Bundestag, gibt’s sogar eine Satire-Sendung im WDR. Er kann herzhaft darüber lachen, „obwohl der Stimmenimitator etwas zu langsam spricht.“
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SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach: Die populärste „Spaßbremse“ der Nation

Köln –

Für die einen ist er „King of Corona“, für die anderen die Spaßbremse der Nation. Keine Talkshow ohne Karl Lauterbach (57). Der SPD-Gesundheitsexperte beeinflusst derzeit die Pandemie-Denke wie kaum ein anderer.

Aber wie hält er es selbst mit Social-Distancing? Für uns lüftet der Kölner kurz die Maske.

Karl Lauterbach hüpft von TV-Show zu TV-Show

Ob bei Lanz, Plasberg, Will, Maischberger oder im Morgenmagazin – Lauterbach ist in Radio und TV omnipräsent. Er besetzt das Feld des Corona-Bedenkenträgers. Warum kann er damit in der Bevölkerung punkten?

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Derzeit vergeht kaum ein Tag ohne Lauterbachs Expertise im TV. Hier sieht man den SPD-Politiker am 16. Januar 2020 bei einer Sitzung im Bundestag.

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„Die Menschen lieben Verbote“, sagt Philosoph Richard David Precht. „Der Mensch versteht, dass etwas verboten wird, wenn es gefährlich ist. Aber gemischte Botschaften wie etwa beim Fußball versteht er nicht“, sagt Karl Lauterbach selbst.

„Gerade in Köln bekomme ich derzeit auf der Straße viel Zustimmung.“ Vergangenes Wochenende sei er an seinem Lieblingscafé im Belgischen Viertel (hier lebt er) vorbeigegangen – und das Personal im „Brownies“ habe ihn sogar gefragt, „ob die Tische weit genug auseinanderstehen“.

Karl Lauterbach: Ruft er auch das Ordnungsamt?

Juckt es ihm in den Fingern, das Ordnungsamt zu rufen, wenn Jugendliche sich ohne Maske zusammenrotten? Er lacht: „Nein, das würde ich nicht tun.“ Doch der nach eigenen Worten „schlechte, aber begeisterte Sportler“ merke am Aachener Weiher schon, „wie den ein oder anderen das schlechte Gewissen packt, wenn ich an ihm vorbeijogge“.

Ja, jeder erkennt ihn mittlerweile, den hageren Mann mit der Nickelbrille, der in Corona-Zeiten noch kein Gramm zugenommen hat. Auch ohne sein Markenzeichen, dass der „Herr der Fliegen“ schon vor Monaten abgelegt hat: „Sie sind aus der Zeit gefallen, ein altmodisches Modesymbol.“

Karl Lauterbach: Deutschlands „Schatten-Pandemieminister“

Ob der Kölner sich jetzt größere Chancen um den SPD-Parteivorsitz ausrechnen würde als nach der Klatsche im November? „Damit beschäftige ich mich nicht. Ich habe versucht, für eine ökologisch rot-grüne SPD zu kämpfen und konnte mich nicht durchsetzen. Der Fall ist erledigt.“

Deutschlands Schatten-Pandemieminister, wie der „Tagesspiegel“ ihn nennt, hat besseres zu tun, als sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Er pendelt zwischen Köln und Berlin, der Sitzungsbetrieb geht ja weiter.

„Ich versuche, die Hygieneregeln sehr streng zu befolgen. Im Zug achte ich auf genügend Abstand, bei TV-Talks darauf, dass diejenigen, die mich schminken, eine Maske von hoher Qualität tragen.“ Abpudern im TV? Na, das werden Friseure gerne hören, die noch nicht mal Augenbrauen zupfen dürfen.

Karl Lauterbach: „Wenn schon Schutz, dann richtig“

Apropos Masken. Ein FC- oder Köln-Lappen kommt ihm nicht ins Gesicht. „Ich benutze in der Regel chirurgische Masken“. Lauterbach hofft, dass es bald für alle in der Bevölkerung „hochwertige Fließmasken gibt. Wenn schon Schutz, dann richtig.“

Hier lesen Sie mehr: „Entspricht allem, was ich in Köln gesehen habe“ – Experte Lauterbach warnt vor neuer Corona-Welle

Schreibt er sich jede Kontaktperson auf? „Ich mache mir abends keine Liste, um meine Sozialkontakte zu notieren, da trainiere ich lieber das Hirn.“ Überhaupt, habe er die Sozialkontakte extrem eingeschränkt. „Hier und da besuche ich Freunde, halte zu den meisten aber fast nur telefonisch Kontakt.“

Seine Tochter ist Fridays-for-Future-Aktivistin

Stay at home? Schwierig in diesen Zeiten für einen gefragten Gesundheitsexperten, der auch beim Stichwort „Homeschooling“ meist passen muss. Lauterbach hat fünf Kinder, seine Jüngste geht noch zur Schule.

„Gott sei Dank ist meine Tochter (13) eine sehr gute Schülerin, der ich höchstens mal in Mathe oder Chemie helfe. Ihre Mutter macht da eindeutig mehr als ich“, gesteht er. Und fügt stolz hinzu, dass seine Tochter Fridays-for-Future-Aktivistin ist: „Ich finde, die Kinder zeigen zur Zeit viel Idealismus und Sachkenntnis. Die nächste Generation wird eine sehr gute, sehr idealistische Generation werden.“

Karl Lauterbach: „Der Verlauf des Sommers lässt sich noch nicht abschätzen.“

Eine Frage noch: Die Grenzen öffnen sich, ist der nächste Urlaub schon geplant? „Im Sommer sollte es eigentlich nach Frankreich gehen. Jetzt habe ich mir noch keine neuen Gedanken über Ziele gemacht, – und das rate ich allen. Der Verlauf des Sommers lässt sich noch nicht abschätzen.“

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