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Sie fand wohl die Tür nicht mehr: Demenzkranke (82) erfriert nachts vor Pflegeheim

Herzberg –

Minus 17 Grad, dünne Kleidung, keine Orientierung: Christel L. (82) schleicht sich nachts raus, um ihre Schwester zu besuchen. Dann steht sie vor verschlossener Tür. Sie erfriert – ohne, dass jemand aus ihrem Pflegeheim etwas mitbekommt. 

In der Nacht zum Valentinstag wollte die 82-Jährige mitten in der Nacht ihre Schwester besuchen. Sie hatte vergessen, dass im „Alloheim“ in Herzberg (Niedersachsen) bereits Schlafenszeit war und ihre Schwester 240 Kilometer entfernt wohnt – Christel L. war dement.

82-Jährige erfriert vor Pflegeheim

Wie die „Bild“ berichtete, machte sich L. für ihren Besuch extra hübsch: Die Rentnerin legte Lippenstift auf, zog Mokassins und eine dünne Jacke an – trotz eisiger Kälte. Auf dem Flur soll sie noch der Nachschwester begegnet sein, die sie angeblich zurück ins Bett schickte. Doch offensichtlich hielt sich L. nicht daran.

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Die 82-Jährige verließ das Pflegeheim über den Notausgang, der sich neben ihrem Zimmer befindet. Viel zu dünn bekleidet stand sie im Schnee, die Tür war zugefallen, der Weg ins Warme versperrt. Von außen lässt sich die Tür nicht öffnen. Zwar liegt der Haupteingang mit Klingel nur wenige Meter entfernt, doch Christel L. wusste den Weg offenbar nicht.

Frühdienst findet Leiche

Erst um 6.30 Uhr fand die Frühschicht die Leiche der schmalen Frau (1,56 Meter und nur 32 Kilo). Der Internist Dr. Andreas Börger (69) aus Hamburg sagte der „Bild“: „Wenn eine Person leicht bekleidet ist, nur 32 Kilo wiegt, dann hält das ein Körper nicht länger als zwei bis drei Stunden aus. Zuerst geht die Hauttemperatur runter, die Arme und Beine werden kalt. Das Blut fließt aus der Körpermitte warm in die Gliedmaßen und kommt kalt wieder zurück. Irgendwann wird man ohnmächtig.“

Die Nichte der 82-Jährigen ist geschockt: „Meine Tante war zwar dement, aber sehr gesund. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie qualvoll sie in der Kälte gestorben sein muss.“ Sie verstehe nicht, wieso keiner das Verschwinden ihrer Tante mitbekommen habe.

Polizei nimmt Ermittlungen auf

Ein „Alloheim“-Sprecher sagte der „Bild“: „Abends und nachts gibt es mehrere Rundgänge. Es ist eine offene Einrichtung, verfügt also nicht über einen geschlossenen Demenzbereich. Die Notausgangstüren sind gemäß der behördlichen Abnahme teilweise alarmgesichert, dürfen aber aus Brandschutzgründen nicht verschlossen sein.“

Als Christel L. die Tür öffnete, ging kein Alarm los. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. (vd)

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