• Der schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven bezeichnet die Lage in seinem Land als „ernst“ und kündigte neue Maßnahmen an. Nun befindet er sich sogar selbst in Isolation.
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Schluss mit dem Sonderweg?: So drastisch reagiert Schweden auf neuen Corona-Rekord

Stockholm –

Lockdown auch für Corona-„Softliner“ Schweden? Das nordeuropäische Land verzeichnete am Donnerstag ein Rekordhoch von 4034 Neuinfektionen. Für einige Regionen wurden jetzt strengere Maßnahmen angekündigt: Sie ähneln dem deutschen „Lockdown light“. Bisher hielt man in Schweden nicht allzu viel von strikten Maßnahmen. 

In der Corona-Krise ist Schweden für seinen umstrittenen Sonderweg bekannt – das Land setzte bisher auf „Sollen statt Müssen“, auf Empfehlungen und auf die Vernunft und das konstruktive Mitwirken der Bevölkerung.

Jetzt sehen sich die Skandinavier jedoch mit erschreckenden Zahlen konfrontiert: 4034 Neuinfektionen wurden heute gemeldet, 6002 Menschen sind dort inzwischen an dem Virus gestorben. Hochgerechnet auf eine Millionen Einwohner sind das wesentlich mehr als in Deutschland und den nordeuropäischen Nachbarländern Finnland, Dänemark und Norwegen.

Erschreckende Corona-Zahlen: Auch Schweden führt strengere Maßnahmen ein

Ministerpräsident Stefan Löfven bezeichnete die Lage am Dienstag bereits als „ernst“. Die Entwicklung bei der Ausbreitung des Coronavirus gehe in die falsche Richtung. Mehr und mehr Intensivbetten würden für die Behandlung von Covid-19-Kranken gebraucht. „Die Pause, die wir diesen Sommer hatten, ist vorbei“, so Löfven.  

Wie der Ministerpräsident heute auf seiner Facebook-Seite mitteilte, befindet er sich jetzt außerdem selbst in freiwilliger Isolation, nachdem jemand aus seinem Umfeld positiv auf das Virus getestet wurde. 

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Schwedischer Regierungschef in freiwilliger Isolation

Schwedens Chefepidemologe Anders Tegnell warnte inständig vor den kommenden Wochen: „Dies ist ein harter Herbst, und es wird wahrscheinlich noch schlimmer werden, bevor es vorbei ist.“ Lockdowns halte er dennoch für keine langfristige Lösung, wie er im Gespräch mit „Zeit Online“ erklärte.

Ministerpräsident Löfven sah sich dennoch gezwungen, striktere Empfehlungen für besonders stark von dem Coronavirus betroffene Regionen wie Halland, Örebrö und Jönköping zu verkünden: Dort soll man sich von öffentlichen Orten wie Einkaufszentren, Fitnessstudios, Museen, Bibliotheken und Schwimmbädern fernhalten – weiterhin erlaubt sind notwendige Lebensmitteleinkäufe sowie Apotheken- und Arztbesuche.

Ende des „Sonderwegs“? Schweden verkündet neue Maßnahmen für Corona-Hotspots

Größere Menschenansammlungen sollen vermieden werden, bei Feiern in Restaurants dürfen nur noch maximal acht Personen zusammenkommen. Auch auf das Training in Sportgruppen soll verzichtet werden – ausgenommen sind Kinder und Jugendliche, die 2005 oder später geboren wurden.

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Es wird zwar weiterhin von „Empfehlungen“ gesprochen, dennoch scheint auch Schweden eine Notwendigkeit von Einschränkungen erkannt zu haben. Die nun ausgesprochenen Maßnahmen für die besonders betroffenen Regionen ähneln stark dem „Lockdown light“ in Deutschland.

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