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Riesige Lohnlücke: Erst in 100 Jahren verdienen Frauen so viel wie Männer

Brüssel –

Gleiche Arbeit, weniger Lohn: Frauen werden im Schnitt schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen – selbst  wenn sie exakt den gleichen Beruf ausüben. Eine aktuelle Studie zeigt nun: Diese Ungerechtigkeit dürfte noch Jahrzehnte andauern.

Bis Frauen und Männer EU-weit gleiche Löhne bekommen, könnten einer Berechnung des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) zufolge noch Jahrzehnte vergehen. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen dauere es bis zum Jahr 2104, bis die sogenannte Gender Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen dem Verdienst von Frauen und Männern, geschlossen ist, teilte der EGB gestern in Brüssel mit.

Noch 100 Jahre bis Frauen das gleiche verdienen wie Männer

Wann die ungleiche Bezahlung zwischen den Geschlechtern bei gleich bleibender Entwicklung in den einzelnen EU-Staaten endet, variiert der Studie zufolge zum Teil deutlich. In Deutschland müssten Frauen noch 101 Jahre warten –  also bis zum Jahr 2121 –, um so viel zu verdienen wie Männer. Auch in Tschechien würde es so lange dauern. In Frankreich würden sogar mehr als 1000 Jahre vergehen.

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Im vergangenen Jahr lag in Deutschland der durchschnittliche Bruttostundenlohn der Frauen mit 17,72 Euro 20 Prozent unter dem von Männern (22,61 Euro), wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Damit hat Deutschland eine der höchsten Gender Pay Gaps der EU. 2018 hatte der Unterschied 21 Prozent betragen; 2014 waren es 22 Prozent.

Lohnlücke: In acht Jahren nur um einen Prozent geschlossen

Der Gewerkschaftsbund beruft sich für seine Berechnung auf Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat. Demnach hat sich die Lohnlücke in den vergangenen acht Jahren im EU-Durchschnitt lediglich um einen Prozentpunkt geschlossen. In Frankreich waren es sogar nur 0,1.

In drei EU-Staaten könnte der Lohnunterschied schon bis zum Ende dieses Jahrzehnts angeglichen sein. Dazu zählen Rumänien (bis 2022), Luxemburg (bis 2027) und Belgien (bis 2028). In neun EU-Ländern, darunter etwa Dänemark, Italien und Österreich, würde sich die Lohnlücke erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts schließen. In weiteren neun Staaten ist eine Angleichung noch nicht abzuschätzen, da dort die Verdienst-Spanne weiter auseinanderdriftet. Dazu zählen etwa Irland, Polen und Portugal.

von der Leyen: Geschlechtergerechtigkeit ist ein wichtiges Thema

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte bei ihrem Antritt im vergangenen Jahr Geschlechtergerechtigkeit zu einem wichtigen Thema ausgerufen und angekündigt, verbindliche Transparenzmaßnahmen für Löhne vorzulegen.

Der Gewerkschaftsbund kritisierte, dass es dabei bislang kaum Bewegung gegeben habe. Dazu die stellvertretende EGB-Generalsekretärin Esther Lynch: „Wir fordern die Kommissionspräsidentin nachdrücklich auf, Kommissarin Dalli zu unterstützen und die Maßnahmen zur Transparenz der Löhne zu priorisieren.“ (mik)

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