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  • Foto: Spiegel TV/ YouTube Screenshot

„Querdenker“: Maori-Vertreter entsetzt über „Haka“ der deutschen Corona-Schwurbler

Wellington/ Berlin –

Entrückte Protestler, bizarre Kostüme, tobende Pöbler: Bei den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen gab es schon etliche Szenen, die den Betrachter fassungslos zurückließen. Einer dieser Momente: Bei einer Demo in Stuttgart führten Teilnehmer den traditionellen Maori-Tanz „Haka“ auf. Das Video sorgt jetzt in Neuseeland für Aufregung bei Maori-Vertretern.

Stampfen, Schenkelklatschen, Zunge rausstrecken. Der von „Querdenken 711“-Anhängern aufgeführte Haka, der ursprünglich als Drohgebärde vor Kämpfen, heute oft beim Rugby zum Einsatz kommt, wurde bereits im Mai in Stuttgart von Spiegel TV gedreht. Nachdem die Szene jetzt in einem „Best of“-Video gezeigt wurde, gelangte die absurde Vorführung des traditionellen Rituals der neuseeländischen Ureinwohner laut Spiegel online bis nach Neuseeland und wurde dort verbreitet.

Maori-Vertreter: „Es ist eine Verballhornung“

„Es ist eine Verballhornung“, so Karaitiana Taiuru, Berater für Maori-Kultur in Christchurch. „Haka wurden traditionell nicht zum Vertreiben von Krankheiten oder bösen Geistern benutzt.“ Der Haka „Tōia Mai“, der in Stuttgart dargeboten wurde, sei außerdem per Copyright in Neuseeland geschützt und müsse bei Vorführungen dem Stamm Ngati Toa zugeschrieben werden.

Abgesehen von der kulturellen Aneignung sei auch die politische Botschaft beleidigend, so Taiuru. „Ich finde es anstößig, dass unser kulturelles Symbol benutzt wird, um für ein Anliegen zu werben, an das Neuseeland nicht glaubt“, sagt Taiuru. „Als ‚Team der fünf Millionen‘ (Selbstbezeichnung vieler Neusseländer seit Beginn der Krise, Anm. d. Red.) halten wir uns an sichere Distanz und Lockdowns. Diese Pandemie bringt mehr indigene Menschen um als andere Ethnien.“

Maori häufiger Covid-19-Opfer als andere

Eine gerade veröffentlichte Statistik-Studie der Universität Canterbury zeigt, dass die Gefahr an Covid-19 zu sterben, für Maori um 50 Prozent höher ist als für Nichtmaori. In dicht von Maori besiedelten Gebieten im Norden Neuseelands wurden daher zum Ausbruch der Pandemie Bürgerwehren und Straßenkontrollen errichtet, um sich zusätzlich zu schützen. 

Lesen Sie auch:MOPO-Kommentar zum Querdenker-Irrsinn

Designer Johnson Witehira, dessen zeitgenössische Maori-Kunst Wellingtons Innenstadt pflastert, stört sich aus den gleichen Gründen an dem Stuttgarter Haka: „Das Letzte, was wir brauchen, sind diese Clowns, die unsere Kultur für ihren unangemessenen Protest benutzen.“ (wb)

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