• 15.000 Corona-Leugner spazierten am Samstag durch Stuttgart.
  • Foto: imago images/Nicolaj Zownir

„Querdenken“-Wahnsinn: Kommentar: Dieses Bild ist ein Armutszeugnis für die Politik

Reporter werden bedrängt, es wird gepöbelt und gedrängelt. Tausende ziehen durch Stuttgarts Straßen und pfeifen dabei kollektiv auf jegliche Corona-Sicherheitsmaßnahmen. Maske? Abstand? Halten die selbst ernannten „Querdenker“ für überflüssig – und machen ihren Protestzug damit zum potenziellen Superspreader-Event, während der Rest des Landes mühsam im Lockdown gegen steigende Zahlen ankämpft. Das allein macht wütend und fassungslos. 

Das eigentlich Schlimmste an der Veranstaltung in Stuttgart aber ist: Allen Verantwortlichen war klar, dass es so kommen würde – Politik und Behörden ließen die Corona-Leugner trotzdem gewähren. Und kapitulierten damit vor Verschwörungstheoretikern, Rechtsextremen und Menschen, die unser aller Gesundheit gefährden. Ein Armutszeugnis.

Verletzte Polizisten, Attacke auf Reporter

Stuttgarts Ordnungsbürgermeister Clemens Maier (Freie Wähler) stellte noch am Sonntagvormittag selbstzufrieden fest: „Wir haben das Beste draus gemacht.“ Die Menschen ohne Maske nach Hause schicken? Für Maier keine Option. Man könne schließlich nicht die ganze Stadt abriegeln.

Zur Erinnerung: Vorher hatten Polizeibeamte bei Demonstranten Sturmhauben und Pyrotechnik sichergestellt. Beamte waren verletzt worden. Einem ARD-Reporter war ein Gegenstand an den Kopf geflogen. 

Stuttgart: Schwurbler riskieren dreist ein Superspreader-Event

Die meisten Bundesbürger hocken seit Monaten im Lockdown. Entbehrung, Einsamkeit, Überforderung. Kollektiver Verzicht, um das Virus endlich zu besiegen. Treffen nur mit einem anderen Haushalt. Kein Kino, kein Theater, Existenzängste. 

Und die Corona-Leugner, die zum Teil selbst vor menschenverachtenden und geschichtsleugnerischen Holocaust-Vergleichen nicht zurückschrecken, werden per Polizeiaufgebot bei strahlendem Sonnenschein durch Stuttgart geleitet. Gefährden dabei sich und andere, werden freundlich gebeten, doch mal die Maske über die Nase zu ziehen – und wenn sie es eben nicht machen, tja. Dann demonstrieren sie trotzdem mit 15.000 Mann dicht an dicht, ziehen all die Bemühungen ihrer Mitbürger, all die Entbehrung geradezu ins Lächerliche.

Weg des geringsten Widerstands ist zu wenig!

Man kann jetzt immer mit dem guten alten Grundgesetz kommen. Mit der Versammlungsfreiheit, mit dem Recht zu demonstrieren. Und ja, bitteschön! Sollen die Schwurbler gern ihre Plakate bepinseln – aber Politik und Polizei dürfen nicht zulassen, dass für sie andere Regeln gelten als für den Rest der Republik. In einer Zeit wie dieser ist der Weg des geringsten Widerstands schlicht zu wenig. 

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Die Diskussion darüber, ob dieses „Event“ in dieser Form nicht einfach hätte verboten werden können, nimmt gerade Fahrt auf. Und die Verantwortlichen müssen jetzt alles dafür tun, damit sich dieser Wahnsinn nicht wiederholt. Alles andere ist nicht nur gesundheitsgefährdend. Es ist auch keinem Bürger mit gesundem Menschenverstand mehr zu vermitteln.

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