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  • Virologe Christian Drosten spricht bei Maybrit Illner über neue Forschungsergebnisse in Bezug auf das Coronavirus.
  • Foto: ZDF-Screenshot

Virologe Drosten alarmiert im ZDF: Nächste brisante Entwicklung steht uns jetzt bevor

Berlin –

„Konsequent gegen Corona – können wir schon lockerlassen?“ Diese Frage stellte Maybrit Illner in ihrer Talkrunde am Donnerstagabend. Doch neben dem großen Thema der Maßnahmen-Lockerungen, über die derzeit ganz Deutschland diskutiert, gab es auch neue Informationen zum Virus selbst.

Der Virologe Christian Drosten gab zahlreiche interessante Einblicke in Forschungsergebnisse. Und warnt, trotz der derzeit positiv verlaufenden Entwicklung in Deutschland (hier nachlesen), vor dem nächsten Problem.

  • Sind die Ladenöffnungen der richtige Weg?
  • Sollte es eine Maskenpflicht geben?
  • Wie läuft das Krisenmanagement in Deutschland?

Maybrit Illner: Markus Söder dankt Virologen und der Bevölkerung

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gab zunächst den Erklärbär in der Sendung und legte noch einmal die beschlossenen Maßnahmen dar. Die jüngsten Zahlen würden zeigen, „dass Deutschland konsequent und richtig reagiert hat.“ Er mahnte aber auch: „Das Gesundheitssystem hält jetzt. Und wir sollten es auf keinen Fall überfordern.“ Er dankte sowohl der Bevölkerung als auch den Virologen.

Natürlich ging es auch um die Entscheidung vom Land NRW, Schulen für Prüfungsvorbereitungen bereits in der kommenden Woche zu öffnen. Söder hatte bereits in der Vergangenheit wiederholt diesen Weg kritisiert.

„Ich möchte lieber auf der vorsichtigen Seite sein“, sagte er auch gegenüber Illner. „Ein Rückfall, wenn er denn passieren sollte, führt dazu, dass die Bevölkerung weniger Verständnis zeigt. Deshalb keine ungeordnete Exit-Strategie, sondern eine klug abgewogene Möglichkeit des Fortsetzens und Erleichterns.“

Vorwurf bei Maybrit Illner: Politischer Machtkampf geht trotz Corona weiter

Ein Fernduell zwischen München und Düsseldorf, Söder und Laschet? Die „Spiegel“-Autorin Christiane Hoffmann erklärte: „Das wird noch monatelang so gehen. Und das ist richtig so.“ Selbst in diesen Zeiten bleibe Politik eben Politik. „Es gibt nach wie vor einen Profilierungskampf in der Union um die Zeit nach Merkel“, so Hoffmann.

Kritik an den Maßnahmen gab es von FDP-Chef Christian Lindner. Er bemängelte die Festlegung von 800 Quadratmetern für das Öffnen der Geschäfte: „Entscheidend muss doch sein: Kann Hygiene gewährleistet sein? Und da ist nicht die Größe des Geschäfts entscheidend, sondern der Abstand zwischen den Kunden.“ Er hätte sich lieber stärkere Hygienemaßnahmen für die Bevölkerung gewünscht: „Lieber eine Maskenpflicht als diese merkwürdigen Branchenunterscheidungen.“

Maybrit Illner: Ranga Yogeschwar sieht einen Wandel

Der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeschwar hält den Tag der Verkündung der neuen Maßnahmen aus einem anderen Grund für wichtig: Es sei klar vernehmbar gewesen, dass ein Wandel stattgefunden habe. „Es war noch ein paar Tage vorher so, dass ein Großteil der Bürger das Gefühl hatte: Nach dem Frühjahr wird alles gut. Ich glaube jetzt ist allen klar geworden: Das wird keine kurze Nummer.“ Die Krise könnte bis zum nächsten Jahr anhalten.

Er sieht die Krise als „völlig durchgedrehtes Autos, bei dem ich das Gaspedal nur ein wenig drücke, schon beschleunigt es wie verrückt. Und mein Tachometer zeigt die Geschwindigkeit verzögert an.“ Eine Situation also, die extrem schwer zu steuern ist.

Infektionsrate sinkt, Virologe Drosten sieht nächste brisante Entwicklung

Im Fokus steht die aktuelle Reproduktionszahl: die liegt derzeit bereits bei unter 1 – laut Robert Koch-Institut liegt sie am Freitag bei 0,7. Heißt: Im Durschnitt steckt fast jeder Infizierte einen weiteren Menschen an. Zahlen, die Hoffnung machen.

Doch Virologe Drosten sieht keinen Anlass zur Entspannung. Er gab zu Bedenken, dass sich die bislang unterschiedliche Situation in den einzelnen Bundesländern in Bezug auf die Infizierten ändern wird. In Mecklenburg-Vorpommern etwa gibt es wesentlich weniger Infizierte als in Bayern. „Man wird sehen, dass sich die Bundesländer angleichen“, so Drosten. „Es ist nicht egal, ob ein 30-Jähriger den nächsten 30-Jährigen infiziert. Oder ein 70-Jähriger den nächsten 70-Jährigen. Die Sterblichkeit in dieser Altersgruppe ist viel höher.“

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Drosten: „Es wird vermehrt schwere Fälle geben”

Zunächst sei das Virus von jüngeren Menschen übertragen worden – sie kamen etwa aus Ischgl. „Das wird sich verwischen. Wir werden bei gleicher Fallzahl ein Abrutschen in die älteren Altersgruppen kriegen.“ Dann würde es vermehrt schwere Fälle geben, dazu kämen Ausbrüche vor allem in Seniorenwohnheimen.

Er favorisiert – zusammen mit Christian Lindner und Ranga Yogeschwar – eine App-Lösung, um Infektionsfälle elektronisch zu verfolgen. Auch eine Maskenpflicht würde helfen. Doch er gibt zu Bedenken, dass sie vorrangig an medizinische Kräfte gehen sollten. „Wenn ein Verkehrsbetrieb möchte, dass eine Maskenpflicht eingehalten wird: Warum lässt er nicht Masken nähen und verkauft sie für 1 Euro im Bus?“, fragt der Experte. Er wünscht sich mehr Pragmatismus.

Können unsere Schulen zu einem Superspreader werden?

Wie sehr können Schulen wirklich zu einem Infektionsherd für das Coronavirus werden? Söder meint, Schulschließungen hätten die Infektionszahlen deutlich gesenkt. „Wir wissen darüber viel zu wenig“, erklärte Drosten. „Das fängt schon damit an, dass wir zu wenig darüber wissen, in welcher Form genau Kinder infiziert sind.“ Sie hätten zwar weniger Symptome, aber es ist unklar, ob die Infektionsrate unter Kindern dieselbe ist wie bei Erwachsenen. „Doch selbst wenn Kinder den Virus weniger ausscheiden sollten, sind sie in einer Schule über eine längere Zeit sehr dicht beieinander. „Dann wären sie Motoren in der Virusübertragung.“ Vieles sei da noch unklar.

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Corona: Gibt es eine bislang unbekannte Immunität gegen das Virus?

Es gebe noch viele Rätsel, was das neuartige Virus betrifft. „Wir wissen zum Beispiel nicht ganz genau, warum nicht alle Mitglieder eines Haushalts sofort infiziert werden.“ Eine Studie aus China zeige, dass die Rate derjenigen, die sich infizieren, sobald es einen Indexfall in der Familie gibt, nicht etwa bei 75 oder 80 Prozent, sondern eher im Bereich von 15 Prozent liegt.

Warum ist das so? „Da sind Zufälle dabei, da spielen Maßnahmen eine Rolle. Da fragt man sich, ob nicht doch eine bisher unerkannte Immunität in einem Teil der Bevölkerung vorliegt. Zum Beispiel durch Erkältungsviren vermittelt.“ Eine solche Erkenntnis würde aber nicht dazu führen, dass man denkt, die Maßnahmen wären falsch gewesen.

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