Tina Turner
  • Sie hatte Energie wie keine andere: Tina Turner im Jahr 2000 auf der Bühne.
  • Foto: picture-alliance / ZB

„Ich bin bereit, wenn die Tür sich öffnet“: Wie Tina Turner über ihren Tod sprach

„Ich bin bereit, wenn die Tür sich öffnet. Ich ticke da anders als die meisten.“ Das sagte Tina Turner 2018 im Gespräch mit der „Zeit“. Jetzt hat sich die Tür für die Buddhistin geöffnet – mit 83 Jahren ist sie aus dem Leben gegangen. Sie war darauf vorbereitet, schon lange. Und am Ende hatte sie wohl auch genug von ihrer irdischen Existenz. Tina Turner hat Schmerz, Glück, unglaublichen Erfolg und große Liebe erlebt. Aber in den letzten Jahren kamen schwere Krankheiten hinzu. Und zwei furchtbare Verluste.

„Für mich war und ist der Gedanke, dass ich sterbe, in Ordnung. Ich habe lange gelebt“, sagte sie vor fünf Jahren. Lange gelebt – und viel erlebt. Darunter auch viel Traumatisches: Ihre Mutter ließ sie im Stich, als Teenager traf sie Ike Turner. Er entdeckte ihr unglaubliches Talent, aber missbrauchte sie auch.

Aus Anna Mae Bullock aus Tennessee wurde Tina Turner. Berühmt, aber auch beherrscht, misshandelt und unterdrückt vom eigenen Ehemann. Nach einem gewalttätigen Streit schaffte sie es schließlich, ihn zu verlassen, heimlich mitten in der Nacht, „mit 62 Cent in der Tasche“, wie sie mal erzählte.

Tina Turner: Exmann Ike verfolgte sie bis zuletzt in ihren Träumen

Jahrelang tingelte sie danach als Sängerin durch die Clubs. Mit mäßigem Erfolg, aber übermäßig erleichtert: „Ich war endlich frei!“ Innerlich konnte sie sich aber nie ganz von der dämonischen Macht ihres 2007 verstorbenen Exmannes befreien: „Die Gefühle von damals verfolgen mich bis heute. Ich kann sie nicht aufhalten. Es ist eine Jagd. Diese Gedanken kommen meistens nachts“, erzählte sie.

Tina Turner war eine Kämpferin, das hat sie selbst gesagt. Sie hat sich ihren Erfolg und ihr Glück erkämpft – auf der Bühne, mit ihrer Stimme, ihren Songs, ihrer unglaublichen Präsenz und Energie. David Bowie, Mick Jagger, Prince – sie war die einzige Frau im Club der Rock-Superstars.

Tina Turner: Über 40 Jahre lang war sie glücklich verliebt

Und sie war die einzige Frau für Erwin Bach, was für ein großes Glück. Mehr als 40 Jahre verband sie mit dem Kölner Musikmanager eine innige Liebe, die beiden lebten in der Schweiz, am Zürichsee. Ihr mehr als 5000 Quadratmeter großes Anwesen benannte sie nach ihren indianischen Vorfahren „Algonquin“. 2013 heirateten sie – und 2017 bewies Erwin seinem „Schatzi“, wie er sie nannte, seine Liebe auf praktische Art: Er spendete ihr eine Niere.

Tina Turner war in den vergangenen Jahren schwer krank, erst ihr Nierenversagen, dann besiegte sie Darmkrebs, erlitt einen Schlaganfall, brach sich das Becken. Ihr körperliches Leiden erscheint unerträglich – aber es kamen auch furchtbare Schicksalsschläge hinzu.

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2018 beging ihr Sohn Craig mit 59 Jahren Selbstmord, er erschoss sich. „Ich heiße es nicht gut, dass er sich selbst getötet hat. Aber ich glaube, Craig war froh zu gehen, das sagt er in den Nachrichten, die er hinterlassen hat“, erzählte sie danach der „Zeit“. 2022 starb ihr zweiter Sohn: Ronnie Turner, mit 61 Jahren – auch er litt an Darmkrebs.

In einer Dokumentation über sich selbst sagte Tina Turner, dass sie glücklich sei. Aber insgesamt bilanzierte sie: „Es war kein gutes Leben. Das Gute hat das Schlechte nicht ausbalanciert. Mein Leben war von Missbrauch geprägt – etwas anderes kann ich nicht berichten. Es ist eine Realität. Es ist die Wahrheit.“

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