Polizeigewalt: Weiterer Mann von US-Polizei erschossen – Inferno in Atlanta
Washington –
Sowohl die Anti-Rassismus-Proteste wie auch die Gewaltexzesse ebben in den USA nicht ab. Nachdem nun ein weiterer dunkelhäutiger Mann durch einen Polizisten ums Leben kam, eskalierten die Proteste in Atlanta. Die Polizeichefin zieht Konsequenzen.
Am Freitagabend wurde der 27-jährige Rayshard Brooks von einem Polizisten vor einem Schnellrestaurant niedergeschossen – am späten Samstagabend brannte eben dieses Wendy-Restaurant lichterloh. Nach Angaben des Kriminalamts GBI widersetzte sich der Mann zuvor seiner Festnahme. Er starb anschließend in einem Krankenhaus nach einer Operation.
USA: Atlantas Polizeichefin tritt nach Tod von Brooks zurück
Seit dem Tod des dunkelhäutigen George Floyd (†46) bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai gibt es landesweit Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. Der neue Fall in Atlanta, im US-Bundesstaat Georgia, heizt die Stimmung nun weiter an. Die langjährige Polizeichefin Erika Shields trat aufgrund des Vorfalls zurück, wie Bürgermeisterin Keisha Lance Bottoms am Samstag bekannt gab. Sie habe das Rücktrittsangebot Shields angenommen.
Örtliche Medien hatten am Samstagabend in Atlanta von Protesten in der Nähe des Tatorts berichtet. Demnach hatten Demonstranten auch einen nahen Highway blockiert und dort für ein Verkehrschaos gesorgt. Die Polizei setzte laut Nachrichtensender CNN Tränengas und Blendgranaten gegen die Protestierenden ein.
Das könnte Sie auch interessieren: Widerliche Tat – Rassistische Attacke auf Mutter mit Kind, Dreijähriger verletzt
Die Feuerwehr twitterte während des Feuers: „Das Restaurant steht voll in Brand und grenzt an eine Tankstelle. Keine Berichte von jemandem innerhalb des Gebäudes.“ Löschkräfte konnten wegen einer Vielzahl von Demonstranten erst spät zu dem Gebäude vordringen. Der TV-Sender Fox berichtete, das Feuer sei schließlich nach gut einer Stunde gelöscht worden.
Tod in Atlanta: Beamter nach Schüssen entlassen
Nach Angaben von CNN unter Berufung auf einen Polizeisprecher wurde der Beamte, der die tödlichen Schüsse abgegeben hatte, entlassen sowie der zweite Beamte vorläufig suspendiert. Die Bürgermeisterin von Atlanta sagte: „Ich glaube nicht, dass dies eine gerechtfertigte Anwendung tödlicher Gewalt war.“ Sie habe die Entlassung des Polizisten gefordert.
Das Kriminalamt GBI in Georgia hatte erklärt, dass die Polizisten am späten Freitagabend zu einem Schnellrestaurant gerufen worden seien, weil dort ein Mann in der Autoschlange in einem Wagen eingeschlafen sei – andere Fahrzeuge hätten an ihm vorbeifahren müssen. In der Folge habe der 27-Jährige, der in dem Auto saß, einen Alkoholtest nicht bestanden und sollte in Gewahrsam genommen werden. Es sei zum Kampf gekommen, Brooks soll laut Zeugenaussage einem Beamten seine Elektroschockpistole abgenommen habe.
Brooks soll Polizisten Taser abgenommen haben
GBI-Chef Vic Reynolds erklärte, auf Videoaufnahmen sei zu sehen, dass der Mann vor den Beamten flüchte, sich dann mit dem Taser in der Hand zu ihnen umdrehe und der Polizist daraufhin seine Dienstwaffe ziehe. Reynolds machte deutlich, dass alles sehr schnell gegangen sei. Die Behörde wollte das Videomaterial veröffentlichen. Reynolds sagte zu, das GBI werde rasch alle Fakten sammeln und diese der Staatsanwaltschaft übermitteln. Gouverneur Brian Kemp sprach ihm dafür sein Vertrauen aus. Parallel erklärte Staatsanwalt Paul Howard, seine Behörde habe bereits mit einer unabhängigen Untersuchung des Vorfalls begonnen.
Video: Polizeigewalt in Hamburg – Brutale Festnahme
Reynolds warnte gleichzeitig vor vorschnellen Schlüssen – und verwies auf die aufgeheizte Stimmung im Land. „Ich möchte nicht, dass irgendjemand unter irgendwelchen Umständen zu irgendeiner Form von Urteil eilt, was in diesen Fällen auf beiden Seiten sehr einfach ist“, sagte er. Den Ermittlern sei bewusst, dass in solchen Fällen „enorme Gefühle“ mit im Spiel seien, die durch die derzeitige, emotionale und aufgebrachte Situation verstärkt werde. Die Staatsanwaltschaft müsse nun beurteilen, ob es gerechtfertigt gewesen sei, dass der Polizist geschossen habe. (vd/dpa)