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Boris Johnson hat seinen Rücktritt angekündigt. Dass er zunächst noch im Amt bleiben will, hat einen privaten Grund.
  • Boris Johnson hat seinen Rücktritt angekündigt. Dass er zunächst noch im Amt bleiben will, hat einen privaten Grund.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Frank Augstein

Wie geht es nach dem Johnson-Abgang weiter?

Wie geht es nach dem angekündigten Abgang von Boris Johnson mit Großbritannien weiter? Macht ein neuer Premierminister vielleicht sogar den Brexit rückgängig? Das gilt kurzfristig als eher unwahrscheinlich. Zunächst dürfte sich vor allem der Ton zwischen London und der EU wieder normalisieren.

Noch ist er nicht ganz weg: Bis in den Herbst will Johnson Premierminister bleiben, hatte er am Donnerstag erklärt. Ein möglicher Hintergrund: Der scheidende Premier will es noch einmal krachen lassen und plant eine private Hochzeitsparty mit seiner Frau Carrie auf dem offiziellen Landsitz der Regierung, Chequers. Das Fest ist für den 30. Juli geplant, die Einladungen bereits verschickt. Das Problem: Den Landsitz darf eigentlich nur der amtierende Premier nutzen.

Mögliche Nachfolger laufen sich bereits warm

Doch sowohl Vertreter von Johnsons Torys als auch oppositionelle Labour-Politiker wären Johnson lieber heute als morgen los. „Er ist ein erwiesener Lügner, der im Filz versinkt, wir können uns nicht noch ein paar Monate davon leisten“, ätzte die stellvertretende Labour-Chefin Angela Rayner. Einen Kompromissvorschlag unterbreitete Bildungsminister James Cleverly: „Ich denke, es wäre eine großzügige Geste eines neuen Premierministers, zu erlauben, dass die Hochzeit auf dem Landsitz stattfindet.“

Johnson schnell aus dem Amt zu entfernen, dürfte deutlich leichter werden, als sein politisches Vermächtnis zu entsorgen. Zumal sich mögliche Nachfolger bereits warmlaufen. Als einer der Favoriten dürfte der bisherige Verteidigungsminister Ben Wallace ins Rennen gehen. In Beliebtheitsumfragen belegte er zuletzt immer wieder den vordersten Platz. Der ehemalige Soldat, der auch in Deutschland gedient hat, gilt als Man der Tat, nicht als begnadeter Redner. Damit würde er sich deutlich von Johnson abheben.

Ihnen werden Chancen auf die Johnson-Nahfolge eingeräumt: Außenministerin Liz Truss und Verteidigungsminister Ben Wallace. picture alliance/dpa/PA Wire | James Manning
Truss, Wallace
Ihnen werden Chancen auf die Johnson-Nahfolge eingeräumt: Außenministerin Liz Truss und Verteidigungsminister Ben Wallace

Selbst Theresa May werden wieder Chancen eingeräumt

Auch Außenministerin Liz Truss wird wohl versuchen, nach der Macht zu greifen. Sie tat sich als besonders hartnäckige Brexit-Befürworterin hervor und genießt deshalb in weiten Teilen der Torys Vertrauen. Experten zweifeln aber an der Eignung der 46-Jährigen. Ebenfalls im Rennen: der frisch zurückgetretene Finanzminister Rishi Sunak. Der 42-Jährige wäre der erste Hindu auf diesem Posten. Chancen hat auch Ex-Umweltminister Michael Gove. Selbst der ehemaligen Premierministerin Theresa May werden von britischen Medien Chancen auf ein Comeback eingeräumt.

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Wie sich das Verhältnis Großbritanniens zur EU entwickelt, hängt eng mit der Wahl zusammen, die die Torys am Ende treffen. Liz Truss stünde eher für eine Fortsetzung von Johnsons Politik, Michael Gove eher für einen versöhnlichen Kurs. Johnson hatte erst vor kurzem die EU erneut gegen sich aufgebracht, weil er eine einseitige Änderung des Nordirland-Protokolls angekündigt hatte. Es ist Teil des Brexit-Abkommens zwischen Europa und Großbritannien und beinhaltet Zollkontrollen im Warenaustausch mit Nordirland.

Noch nicht mal Labour will den Brexit rückgängig machen

Dass ein neuer Premier den Austritt Großbritanniens aus der EU rückgängig machen würde, steht derweil nicht zu erwarten. Das würde er oder sie politisch nicht überleben. Denn selbst die deutlich europa-freundlichere Labour-Partei hat angekündigt, im Fall einer Machtübernahme den Brexit nicht rückgängig zu machen. Vielmehr haben sich Politiker aller Richtungen darauf festgelegt, den Brexit „besser umzusetzen“.

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