„Wer glaubt, die Welt wäre nach einem Sieg Putins sicher, lebt in einem Fantasieland“
Sie war noch keine zwei Wochen im Amt, da brach in Europa Krieg aus: die neue US-Botschafterin in Deutschland, Dr. Amy Gutmann. Gerade jetzt, sagt sie, sei eine stabile deutsch-amerikanische Beziehung wichtig. Beim Besuch in Hamburg erklärte sie, wieso Wladimir Putin den Krieg gegen die Ukraine auf keinen Fall gewinnen darf, warum ihr Land trotzdem keine Militär-Intervention plant und was sie an unserer Stadt besonders schätzt.
Ihr Vater floh einst vor den Nazis aus Bayern über Indien in die USA – nun ist seine Tochter zurück in Deutschland: Dr. Amy Gutmann führt seit Mitte Februar die Geschäfte in der US-Botschaft in Berlin. Die 72-Jährige ist die erste Frau auf diesem Posten – und trat selbigen in schwierigen Zeiten an. „Wir in der Botschaft wollen und müssen mit unseren deutschen Kollegen zusammenarbeiten und sicherstellen, dass eine freie, unabhängige Ukraine Herrn Putin überdauert“, sagte sie am Montag bei ihrem Besuch in Hamburg vor Journalisten.
US- Botschafterin Gutmann: „Wer glaubt, die Welt wäre nach einem Sieg Putins sicher, lebt in einem Fantasieland“
- Deutsch (Deutschland)
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Sie war noch keine zwei Wochen im Amt, da brach in Europa Krieg aus: die neue US-Botschafterin in Deutschland, Dr. Amy Gutmann. Gerade jetzt, sagt sie, sei eine stabile deutsch-amerikanische Beziehung wichtig. Beim Besuch in Hamburg erklärte sie, wieso Wladimir Putin den Krieg gegen die Ukraine auf keinen Fall gewinnen darf, warum ihr Land trotzdem keine Militär-Intervention plant und was sie an unserer Stadt besonders schätzt.
Ihr Vater floh einst vor den Nazis aus Bayern über Indien in die USA – nun ist seine Tochter zurück in Deutschland: Dr. Amy Gutmann führt seit Mitte Februar die Geschäfte in der US-Botschaft in Berlin. Die 72-Jährige ist die erste Frau auf diesem Posten – und trat selbigen in schwierigen Zeiten an. „Wir in der Botschaft wollen und müssen mit unseren deutschen Kollegen zusammenarbeiten und sicherstellen, dass eine freie, unabhängige Ukraine Herrn Putin überdauert“, sagte sie am Montag bei ihrem Besuch in Hamburg vor Journalisten.
US- Botschafterin Gutmann: „Wer glaubt, die Welt wäre nach einem Sieg Putins sicher, lebt in einem Fantasieland“
Immer wieder sprach sie von der „Verteidigung der Demokratie“, das sie als eines ihrer Hauptziele als Botschafterin in Deutschland ausgerufen hat. Wenn es Putin gelänge, „die demokratische, unabhängige Ukraine zu besiegen, würde das großen Schaden anrichten“, so Gutmann. „Und er wird da ja nicht aufhören. Jeder in Europa, der sich in einer Welt sicher fühlen würde, in der die USA und unsere Verbündeten Herrn Putin gewinnen lassen, lebt in einer Fantasie. In einem Fantasieland.“
Aber tun die USA und Deutschland genug, um Putin zu stoppen? Beide Länder seien „entschlossen, weiter alles zu unternehmen, damit die Ukraine siegreich ist“, betonte Gutmann. „Aber wir werden das nicht eskalieren“, so die Botschafterin. „Die Nato ist ein Verteidigungsbündnis. Die Nato hat nur Dinge getan, die defensiv sind. Darin sind wir konsequent.“ Im Klartext: Eine militärische Intervention egal welcher Art schließen die USA weiter aus.
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Mittlerweile sei klar, so Gutmann weiter, dass Putin „die schlimmste Fehlkalkulation seines Lebens gemacht hat.“ Das ändere jedoch nichts daran, dass er „absolute Brutalität“ an den Tag lege. „Wir haben die furchtbarsten Gräueltaten in der jüngeren Geschichte gesehen, sogar in der gesamten Geschichte“, so Gutmann mit Blick auf das Massaker von Butscha. „Die Gräueltaten sind unaussprechlich, aber wir müssen darüber sprechen.“ Sowohl US-Präsident Joe Biden als auch Bundeskanzler Olaf Scholz hätten das getan und die Kriegsverbrechen ganz klar als solche benannt. Es gelte jetzt, Putin zu zeigen, „dass er nicht gewinnen kann.“
Deutschland muss laut Gutmann so schnell wie möglich von russischer Energie unabhängig werden
Dass Diplomatie dazu ausreicht, bezweifelt Gutmann: „Es gab so viele Gespräche zwischen Bundeskanzler Scholz und Putin, zwischen Präsident Biden und Putin. Aber im Moment sehen wir keine signifikanten Anzeichen für die Bereitschaft, Bedingungen zu verhandeln, die für die Ukraine akzeptabel wären.“ Derzeit sei es „nicht vernünftig zu glauben, dass Diplomatie irgendwie funktionieren würde, wenn wir die Sanktionen gegen Russland und die Bewaffnung der Ukraine aufgeben.“
Wichtig sei deshalb auch, dass Deutschland sich so schnell wie möglich von russischer Energie unabhängig mache, betonte Gutmann weiter. „Wir verstehen, dass Deutschland eine größere Abhängigkeit von Öl und Gas aus Russland hat als die USA.“ Sie begrüße, dass Scholz eine „Zeitenwende ausgerufen hat“ und das ändern will.
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Einen großen Beitrag dazu leiste die Umstellung auf flüssiges Erdgas (LNG), so die Botschafterin. „Ich kann nicht sagen, wo das LNG sein wird, das müssen die Bundesregierung und die Industrie entscheiden. Aber es ist klar, dass LNG Teil der Lösung zur Abkoppelung von Russland ist – zumindest kurz- und mittelfristig.“ Am Abend wollte sich Gutmann dazu auch mit Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) austauschen.
Amy Gutmann: Hamburg ist eine „großartige Plattform“
Sie habe bei ihrem Aufenthalt in Hamburg festgestellt, dass die Stadt eine „großartige Plattform“ sei, die Zusammenarbeit zwischen den USA und Deutschland hinsichtlich Handel, Investitionen, Kunst und Kultur zu stärken, erklärte Gutmann. Sie habe sich dazu auch mit Geschäftsleuten ausgetauscht, die ihr „wirklich klar gemacht“ hätten, „wie wichtig diese Region hier für Deutschland ist, und für das gemeinsame deutsch-amerikanische Verständnis, dass Innovation besser ist, wenn sie inklusiv ist“.
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Vor ihrem Besuch in Hamburg war Gutmann unter anderem in Leipzig zu Gast. Auch dort habe sie eine „Zeitenwende“ wahrgenommen, erzählte sie weiter: „Was ich immer wieder gehört und gesehen habe, ist, dass es eine bedeutende Verschiebung gibt in der öffentlichen Meinung über Putin – auch in Ostdeutschland.“ Sie hege zwar „keinen Zweifel, dass es immer noch Leute gibt, die mit Herrn Putin sympathisieren“, aber die Sympathie lasse in ganz Deutschland nach. Stattdessen wachse „Feindseligkeit gegenüber dem, was Herr Putin Russland und dem russischen Volk antut.“
Die Sanktionen, die Deutschland und die USA gemeinsam mit anderen Staaten verhängt hätten, seien schließlich „nicht gegen das russische Volk gerichtet, sondern gegen Putin.“ Sie könne verstehen, so Gutmann, dass man Mitgefühl mit dem russischen Volk habe, das unter den Sanktionen leide. Gleichwohl sei ihr Mitgefühl mit dem ukrainischen Volk, das zu Millionen aus der Heimat flüchten müsse, ungleich größer.