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Frühjahrs-Offensive Ukraine
  • Noch sind die Wege zu verschlammt, als dass die Ukraine ihre Offensive starten könnte.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Libkos

Warum die kommenden Wochen im Ukraine-Krieg entscheidend werden

Seit Wochen wird von ihr gesprochen. Doch die geplante ukrainische Gegenoffensive ist vorerst noch auf Eis gelegt. Beziehungsweise auf Schlamm – schlechte Wetterbedingungen verhindern den Start. Westliche Expert:innen gehen aber davon aus, dass die kommenden Wochen darüber entscheiden werden, wer bis Ende des Jahres wie viel ukrainische Gebiete kontrolliert. Gewissermaßen die vorerst letzte Chance – für beide Seiten. Warum ist das so?

Noch herrscht „Bezdorischschja“ („Wegelosigkeit”) in der Ukraine, wie die Schlammperiode genannt wird. Und die geht dieses Jahr ungewöhnlich lang. Dies ist der Grund, warum die erwartete Offensive noch nicht gestartet wurde. Viel zu matschig sind die Wege nach den Regenfällen der vergangenen Wochen – Panzer würden stecken bleiben. Jedoch: „In den kommenden Wochen“ rechnet das britische Verteidigungsministerium mit besseren Wetterverhältnissen – und mit dem Beginn der Frühjahrs-Offensive.

Im Herbst überrannte Kiew die Russen bei Charkiw

Im Herbst war die letzte große ukrainische Offensive erstaunlich erfolgreich. Im Gebiet Charkiw im Osten des Landes hatten ukrainische Truppen die russische Armee innerhalb weniger Tage quasi überrannt. Zwar dürften Moskaus Truppen sich diesmal nicht so überraschen lassen. Dennoch sehen Militärexperten nur geringfügige Verbesserungen in der Führung. Und dies könnte für Kiew der entscheidende Vorteil sein.

„Allein die wenigen Erfolge bei der russischen Winteroffensive zeigen, dass die Fähigkeiten sich nicht dramatisch verbessert haben“, zitiert die „Zeit“ den russischen Militäranalysten Jan Matwejew. Die im Herbst auf einen Schlag mobilisierten Kämpfer seien zudem zum Großteil unerfahrene Rekruten. Auch technische Probleme gibt es auf russischer Seite – oftmals wird veraltetes Material verwendet.

„Russland muss die Frühjahrs-Offensive abwenden“

Dies könnte einen Vorteil für die Ukraine bedeuten, so sagt etwa Bundeswehr-Oberst a. D. Wolfgang Richter der „Zeit“: Die russischen Streitkräfte seien „strategisch überdehnt“ – also von überallher in die Ukraine gezogen worden: von den Grenzen am Baltikum etwa, aus dem Kaukasus und aus Kaliningrad. „Russland muss die Frühjahrs-Offensive abwehren, sonst sieht es fatal für sie aus.“

Aber: Auch die Ukraine hat Probleme. Zwar hat der Westen massiv Waffen und Kampfpanzer geliefert. Und auch die Ausbildung durch NATO-Kräfte verschafft Kiew Vorteile gegenüber den unerfahrenen Rekruten auf der anderen Seite. Dennoch ist das Kontingent an möglichen Kämpfern erschöpft. Es stehen bereits über 60-Jährige an der Front.

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„Die Ukrainer sind vermutlich in diesem Jahr nicht in der Lage, eine zweite Offensive zu eröffnen, falls die erste misslingt“, so Richter. Heißt: Es ist die wohl letzte Chance vorzurücken, bevor die Front sich wieder über Monate verhärtet. (km)

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