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Daniel Günther
  • Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) geht als haushoher Favorit in die Landtagswahl in Schleswig-Holstein.
  • Foto: picture alliance/dpa/Christian Charisius

Wahl in Schleswig-Holstein: Alle gegen einen

Schleswig-Holstein wählt an diesem Sonntag den Landtag. Es gilt als sicher, dass Daniel Günther (CDU) für weitere fünf Jahre als Ministerpräsident bestätigt wird. Und das, obwohl seine Partei im nördlichsten Bundesland zuletzt keine guten Ergebnisse eingefahren hat. Was steckt hinter dem „Phänomen Günther“?

Erst am vorigen Mittwoch konnte Günther wieder loslegen. Endlich war sein Corona-Test wieder negativ, die Selbstisolation beendet. Dabei hätte der 48-Jährige eigentlich gar keinen Wahlkampf vor Ort machen müssen: Demoskopen sehen seine Partei bei etwa 38 Prozent. In ähnliche Regionen kam für die Unionsparteien zuletzt nur noch die CSU in Bayern.

Günther ist der beliebteste Ministerpräsident überhaupt

Viel von diesen 38 Prozent gehen wohl auf das Konto des Vaters zweier Töchter. Laut ARD-Deutschlandtrend ist Günther der beliebteste Ministerpräsident in der gesamten Repulik. Ein weiteres Indiz: Bei der Bundestagswahl fuhr die CDU ebenso wie zuvor bei der Europawahl 2019 in Schleswig-Holstein jeweils ein historisch schlechtestes Ergebnis ein.

An den Gegenkandidaten liegt Günthers Erfolgskurs nur teilweise. Die SPD schickt mit Thomas Losse-Müller, Volkswirt und früherer Staatskanzlei-Chef, einen respektablen Kandidaten ins Rennen. Er ist allerdings bei den Menschen im Land kaum bekannt. Spitzenkandidatin der Grünen ist die amtierende Finanzministerin Monika Heinold, die FDP versucht es mit Wirtschaftsminister Bernd Buchholz. Alle drei bleiben im Wahlkampf eher blass.

Der Amtsinhaber gehört zum liberalen Flügel seiner Partei

Aber was macht Günther so beliebt? Viele rechnen dem praktizierenden Katholiken wohl sein Management der Corona-Krise hoch an. Günther nahm zwar an allen Bund-Länder-Treffen zu Corona teil, fiel aber immer wieder auch durch eigene Pläne auf und pochte stets auf inzidenzbasierten Regeln.


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Der studierte Politologe aus Eckernförde wird dem liberalen Flügel seiner Partei zugerechnet. Im Wahlkampf machte er sich beispielsweise für die gleichgeschlechtliche Ehe oder das Adoptionsrecht für Homosexuelle stark. Wie pragmatisch Daniel denkt, zeigen auch seine Einlassungen zur Linkspartei. In Anbetracht der schwierigen Mehrheitsverhältnisse in den ostdeutschen Bundesländern sprach sich Günther dort für eine Kooperation mit der Partei aus. Das brachte ihm in der CSU den nicht schmeichelhaft gemeinten Spitzname „der rote Daniel“ ein.

Mit Friedrich Merz wird er bis heute nicht richtig warm

Der Pragmatismus spiegelte sich auch in der Kieler Regierung wider: Günther gelang es als erstem, eine „Jamaika“-Koalition (CDU, Grüne, FDP) über eine volle Legislaturperiode zu bringen. Wohl ein Geheimnis: Er suchte selten nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern ließ die Koalitionspartner ihre jeweiligen Stärken entfalten. Auffällig: Günthers Umgang mit politischen Ideen. Er hat weder Probleme damit, gute Ideen vom politischen Gegner zu loben, noch damit, Quatsch-Ideen aus den eigenen Reihen auch als solche zu kritisieren.

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Pikant: Mit dem neuen CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz ist der Kieler Regierungschef bis heute nicht richtig warm geworden. Bei dessen drei Anläufen zum Vorsitz in der CDU stand Günther kein einziges Mal in seinem Lager.

Schon nächste Woche wird in NRW gewählt

Das wird Merz aber nicht davon abhalten, Günther am Wahlabend über den grünen Klee zu loben. Denn schon eine Woche später könnte es für die CDU in die Hose gehen: Bei der Landtagswahl Nordrhein-Westfalen sind die Dinge nicht annähernd so eindeutig, wie momentan im „echten Norden“.

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