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Mussolini 2.0
  • Giorgia Meloni bei einer Wahlkampf-Veranstaltung (Archivbild)
  • Foto: IMAGO / Pacific Press Agency

Wahl in Italien: Warum halb Europa vor dieser Frau zittert

Am Sonntag wählt Italien ein neues Parlament. Glaubt man den Umfragen, scheint es fast gesichert, dass das Rechtsbündnis rund um Giorgia Meloni von den rechtsradikalen Fratelli d‘Italia (dt. Brüder Italiens) gewinnt und die 45-Jährige mit den stahlblauen Augen Italiens erste weibliche Regierungschefin wird. Der Sieg der EU-Skeptiker indes könnte ganz Europa ins Chaos stürzen.

Als Meloni vier Jahre alt war, zündete sie das eigene Haus an. So zumindest steht es in ihrer Autobiografie. Eine im Kinderzimmer vergessene brennende Kerze war Schuld. Etwas fing Feuer, bald brannte das ganze Haus. Für die 45-Jährige ein Schlüssel-Erlebnis. Glaubt man ihren Kritikern, könnte bald auch das Haus Europa brennen, sollte sie Regierungschefin werden.

Rechtsbündnis dürfte 55 bis 70 Prozent der Sitze erhalten

Die Chancen dafür: extrem gut. Das Rechts-Bündnis der Fratelli mit Silvio Berlusconis konservativer Forza Italia und Matteo Salvinis rechtspopulistischer Lega wird laut Umfragen 55 bis 70 Prozent aller Sitze erhalten.

Mitverantwortlich für diesen erwarteten Erdrutschsieg ist eine Wahlreform, die vor viereinhalb Jahren eigentlich mal eingeführt worden war, um Populisten von der Macht fernzuhalten. Ausgedacht hatte sich das damals die regierende Große Koalition.

Wahlreform der Großen Koalition ging nach hinten los

Die Idee: Ein Drittel der Sitze wird nicht nach der Gesamtzahl der Stimmen, sondern nach dem „Majorz“-System vergeben. Ähnlich wie hierzulande mit der Erststimme werden dabei Direktkandidaten in den Kommunen gewählt – aber ohne Ausgleichs-Mandate. Da das Rechtsbündnis sich im Gegensatz zur Konkurrenz überall auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen konnte, wird es wohl haushoch gewinnen. Obwohl es vermutlich unter 50 Prozent der Gesamtstimmen bekommen dürfte.

Die Wahlkampfsprüche der Fratelli erinnern stark an die Donald Trumps: „Bereit, die Nation wieder aufzurichten“ seien sie etwa. Der Tenor: Italien und seine Bürger zuerst, die EU und Migranten – zumal aus Afrika – bitte schön unter ferner liefen!

Meloni gibt sich mal moderat, mal radikal

Meloni selbst schwankt dabei zwischen zwei Polen: Mal gibt sie sich moderat („Bin Mutter und Christin“), mal verharmlost sie Diktator Mussolini und kreischt Marktplätze zusammen: „Stoppt die Boote!“ In denen angeblich nur vergewaltigende Afrikaner sitzen.

In einigen Punkten haben die Fratelli aber auch Kreide gefressen. Ein EU-Austritt wird nicht mehr gefordert. Man steht an der Seite der Ukraine und auch ukrainischer Geflüchteter. Allerdings seien das ja auch meist Frauen.

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Dass ausgerechnet die ultrarechte Meloni die erste Frau an der Spitze einer italienischen Regierung werden könnte, und das im Verbund mit Ober-Macho Berlusconi („Gebt mir eure Stimme, um mich eurer Freundin vorzustellen!“), das nennt sich dann wohl Treppenwitz der Geschichte.

Europa aber zittert. Und Meloni? Thematisiert das süffisant: „Es heißt, in Europa sei man ein bisschen besorgt wegen der Meloni. Was wohl mit der geschehen werde? Was passieren wird: Der Spaß ist vorbei!“

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