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Sahra Wagenknecht sagt, sie habe sich in Bezug auf Putin „geirrt“.
  • Sahra Wagenknecht sagt, sie habe sich in Bezug auf Putin „geirrt“.
  • Foto: IMAGO / Klaus W. Schmidt

„Habe mich leider geirrt“: Das sagen die Putin-Versteher jetzt

Verharmlosung, Verklärung und ganz viel Verständnis – es gibt in der deutschen Politik einige, die den Kurs Wladimir Putins und auch seine Person jahrelang verteidigt haben. Und jetzt? Wie rechtfertigen die „Putin-Versteher“ sich im Angesicht des Krieges?

Gerhard Schröder ist seit zwei Jahrzehnten dicke mit dem russischen Kriegstreiber, den er einst als „lupenreinen Demokraten“ bezeichnete. Noch Ende Januar unterstellte der mittlerweile höchst umstrittene Altkanzler der Ukraine „Säbelrasseln“ – und warf Außenministerin Annalena Baerbock eine Provokation Russlands vor, weil sie vor ihrem Antrittsbesuch in Moskau erst in die Ukraine reiste.

Gerhard Schröder äußert sich über Putin

Auch Putin lässt auf seinen Freund Gerhard nichts kommen, nannte ihn ausgerechnet während des Antrittsbesuchs des neuen Kanzlers Olaf Scholz in Moskau einen „anständigen Mann“. Ob man es als anständig bezeichnen kann, dass Schröder sich trotz des Krieges für seine Posten bei den Gasunternehmen Rosneft und Gazprom von Russland bezahlen lässt? Sicher nicht.

Im Angesicht der russischen Invasion hat sich Schröder jetzt das erste Mal zart kritisch geäußert – allerdings nicht nur gegen Russland. Auf dem Online-Netzwerk LinkedIn schreibt er: „Der Krieg und das damit verbundene Leid für die Menschen in der Ukraine muss schnellstmöglich beendet werden.“ Das sei nun „die Verantwortung der russischen Regierung“. Gleichzeitig relativiert Schröder allerdings: „Es gab viele Fehler – auf beiden Seiten.“ Bei sich selbst sieht er augenscheinlich aber keine …

Krieg in der Ukraine: Das sagt Sahra Wagenknecht

Sahra Wagenknecht von der Linken, auch eine langjährige Verteidigerin Putins, saß noch vor knapp einer Woche bei Anne Will im TV und erklärte selbstbewusst: „Russland hat faktisch kein Interesse, einzumarschieren.“ Und weiter: „Wir können heilfroh sein, dass Putin nicht so ist, wie er dargestellt wird: ein durchgeknallter Nationalist, der sich berauscht, Grenzen zu verschieben.“

Da hat sich jemand sehr geirrt – und das hat die Politikerin eingestanden. Bei einer Fraktionssitzung konfrontierten mehrere Parteikollegen Wagenknecht mit den Aussagen – und laut „Spiegel“ räumte sie ein, sich geirrt zu haben. Dass Putin so weit gehen würde, habe sie nicht gedacht. Im Interview mit der „Welt“ bestätigte sie das noch einmal: „Dass Putin tatsächlich so weit gehen würde, wie er es jetzt getan hat, hätte ich nicht für möglich gehalten. In der Einschätzung seiner Person und Berechenbarkeit habe ich mich leider geirrt. Für diesen völkerrechtswidrigen Krieg gibt es keine Rechtfertigung oder Entschuldigung.“

Auch ihr Mann, das linke Polit-Fossil Oskar Lafontaine, gehörte zu den Verteidigern Russlands. Am Donnerstag schrieb er auf Facebook: „Den brutalen Bruch des Völkerrechts durch Vladimir Putin kann man nicht durch den Verweis auf die völkerrechtswidrigen Kriege der USA und ihrer Verbündeten rechtfertigen.“ Allerdings kritisiert er die Sanktionen gegen Russland, die würden „die Doppelmoral und Heuchelei der westlichen ,Werte‘ – sprich Lügengemeinschaft“, zeigen.

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Lafontaine: „Putin hat diesen Krieg genauso mit Lügen begonnen, wie die US-Präsidenten ihre Kriege mit der Tonkin-Lüge, der Brutkasten-Lüge oder der Lüge über die angeblichen Massenvernichtungswaffen.“ Lafontaines streitbare Meinungsäußerungen werden demnächst übrigens als Privatmann stattfinden: Mit der Landtagswahl am 27. März im Saarland endet seine politische Karriere – der 78-Jährige tritt nicht mehr als Fraktionsvorsitzender an.

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