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Ein Bewohner Mariupols steht vor der Ruine eines von Russen bombardierten Hochhauses.
  • Ein Bewohner Mariupols steht vor der Ruine eines von Russen bombardierten Hochhauses.
  • Foto: imago/ITAR-TASS

Vertrauter erklärt: Darum will Putin unbedingt Mariupol erobern

Kaum eine Stadt in der Ukraine lässt Präsident Wladimir Putin derart heftig bombardieren: Mariupol ist zum Symbol der russischen Brutalität und Gnadenlosigkeit geworden. Zehntausende unschuldige Menschen sitzen seit Wochen in Kellern und Luftschutzbunkern fest – ohne Tageslicht, ohne fließendes Wasser, Strom, Heizung, Lebensmittel. Warum wird ausgerechnet um Mariupol so heftig gekämpft? Ein Vertrauter Putins erklärt die Pläne des russischen Präsidenten.

Es ist eine erbitterte Schlacht: Seit Wochen wird die ukrainische Hafenstadt Mariupol heftig angegriffen, der russische Präsident Wladimir Putin will sie unbedingt einnehmen. Beobachter vor Ort, etwa vom Roten Kreuz, bezeichnen die Lage als „apokalyptisch“, fast die gesamte Stadt soll bereits dem Erdboden gleich gemacht worden sein. Die Angriffe gelten längst auch Zivilisten, denn russische Raketen schlagen weit entfernt von strategischen Militärzielen mitten in Wohnviertel und Hochhäuser ein.

Vertrauter erklärt: Darum will Putin unbedingt Mariupol erobern

Warum ist Putin so erpicht auf die Stadt? Vor allem wegen ihrer geografischen Lage: Mit einer Eroberung der ukrainischen Hafenmetropole will Russland eine sichere Landverbindung auf die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim schaffen. Sobald das russische Militär die wichtige Fernstraße M14 unter Kontrolle habe, sei die Krim wieder zuverlässig über einen Transportkorridor mit den ostukrainischen Separatistengebieten Donezk und Luhansk verbunden, sagte Putins stellvertretender Beauftragter für den Föderationskreis Südrussland, Kirill Stepanow, am Mittwoch der Staatsagentur Ria Nowosti.

Die M14 führt vom südwestukrainischen Odessa, das bereits Ziel russischer Angriffe war, über das umkämpfte Mykolajiw und das von russischen Truppen besetzte Cherson nach Mariupol und von dort über die russische Grenze in die Großstadt Rostow am Don. Die Ukraine hatte nach der russischen Annexion der Krim 2014 die Eisenbahnlinien auf die Halbinsel geschlossen.

„Wir sind zuversichtlich, dass alle Transport- und Eisenbahnlinien zwischen der Krim und dem von Nationalisten befreiten Gebiet Cherson in naher Zukunft vollständig wiederhergestellt sein werden“, sagte Stepanow. Er zeigte sich überzeugt, dass auch der Weg durch das Gebiet Cherson nach Odessa bald wieder möglich sei.

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Russland bezeichnet einen Teil der ukrainischen Truppen als „Nationalisten“ und hat den Angriff auf die Ukraine am 24. Februar unter anderem mit einer „Entnazifizierung“ des Landes begründet – ein aus Sicht von Experten unhaltbarer Vorwand. Das Land wird geführt von einem demokratisch gewählten, jüdischen Präsidenten und bot vielen Holocaust-Überlebenden eine sichere Heimat.

Kiew lehnte Aufforderung zur Kapitulation von Mariupol jüngst ab

Mariupol am Asowschen Meer wird seit Wochen von russischen Truppen belagert. Eine Aufforderung zur Kapitulation in der Stadt hatte die Ukraine kürzlich abgelehnt.

Mariupol hat außer der strategischen auch eine symbolische Bedeutung. Die Stadt hat seit 2014 mehrere Angriffe der prorussischen Separatisten abgewehrt und gilt als Symbol des ukrainischen Widerstands. Sie ist auch Sitz des berüchtigten Asow-Regiments, in dem auch nach Meinung westlicher Experten Rechtsradikale kämpfen. Die USA hatten eine Lieferung von Waffen an das Asow-Bataillon nicht erlaubt. Allerdings ist die Einheit längst Teil der ukrainischen Nationalgarde.


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Zur Lage in der seit Wochen besonders heftig umkämpften Stadt Mariupol teilte die Militärführung Mitte der Woche lediglich mit, die ukrainischen Kräfte verteidigten sich gegen Angriffe aus allen Richtungen. Die Berichte aus der Kampfzone waren zunächst nicht unabhängig überprüfbar. (mik/dpa)

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