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  • US-Präsident Donald Trump will umstrittene Plattform TikTok per Dekret verbieten.
  • Foto: imago images/MediaPunch

Trump schockt Teenies: US-Präsident will Tiktok verbieten – aus gekränkter Eitelkeit?

Washington/ Peking –

Donald Trump hat einen neuen Gegner: die chinesische Videoplattform TikTok. Für hunderte Millionen Jugendliche auf der ganzen Welt ist die App Teil des digitalen Alltags – sie posten Tanzvideos, Sketche oder Schönheitstipps. Doch dem US-Präsident ist TikTok ein Dorn im Auge – er will das Netzwerk verbieten lassen. Warum?

Die Ankündigung erfolgte recht lapidar an Bord seines Dienstflugzeugs: „Was TikTok betrifft, so verbannen wir sie aus den USA“, sagte Trump in der Air Force One zu mitreisenden Journalisten.   

Die Hintergründe von Trumps  Vorstoß sind nicht ganz klar.  Mitte vergangener Woche hatten US-Behörden zwar Bedenken geäußert, dass das weltweit von fast einer Milliarde Menschen genutzte Netzwerk Nutzerdaten an die chinesische Regierung weitergibt. 

Washington: Trump will Onlinedienst TikTok in den USA verbieten

Kritiker vermuten aber, dass das angestrebte Verbot eher auf Trumps gekränktes Ego zurückzuführen ist: Vor allem junge TikTok-Nutzer hatten nach eigenen Angaben im Juni den Wahlkampfauftritt des Präsidenten in Tulsa sabotiert, indem sie massenhaft Eintrittskarten reservierten und dann nicht kamen. Eine peinliche Situation für den Präsidenten: Trumps Wahlkampfteam hatte zuvor noch damit geprahlt, eine Million Kartenanfragen erhalten zu haben – am Ende nahmen jedoch nur 6200 Menschen teil.

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Weltweit hat TikTok knapp eine Milliarde Anhänger und ist damit auf mehr Handys zu finden als das ebenfalls beliebte  Instagram. Die mehrheitlich jugendlichen Nutzer erstellen, teilen und schauen mit Tiktok 15 bis 60 Sekunden lange Videos zu den unterschiedlichsten Themen – die nicht nur spaßig sind: Immer mehr Nutzer teilen politische Statements, rufen zu Aktionen auf oder machen auf Missstände aufmerksam. 

Vorwürfe gegen TikTok: Von Zensur bis zu mangelndem Daten- und Kinderschutz

Doch zuletzt häuften sich die Vorwürfe gegen die App: Sie reichten von angeblicher Zensur bis hin zu mangelndem Daten- und Kinderschutz. Experten stufen das Sicherheitsrisiko durch die Nutzung von TikTok zwar als gering ein. Dass sich das Unternehmen dem Druck Chinas beugen und Zensur anwenden könnte, sei aber durchaus denkbar, sagt etwa James Lewis vom US-Center for Strategic and International Studies.

International negativ in die Schlagzeilen geriet Tiktok im vergangenen Jahr, als das Video einer 17-Jährigen aus den USA gelöscht wurde. Sie hatte darin versteckt in einer harmlos wirkenden Schminkanleitung die Verfolgung muslimischer Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang angeprangert.

Experten: TikTok könnte sich Chinas Druck beugen und Zensur anwenden

Hinter TikTok steht das chinesische Unternehmen ByteDance. Die App entstand 2017 durch die Zusammenlegung mit der Mitsing-Plattform „Musical.ly“. ByteDance gehört dem Tech-Unternehmer Zhang Yiming (36), der mit einem Vermögen von 13,5 Milliarden Dollar (11,4 Milliarden Euro) zu den derzeit 20 reichsten Chinesen zählt.

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US-Präsident Donald Trump will umstrittene Plattform TikTok per Dekret verbieten.

Foto:

imago images/MediaPunch

Angeblich soll Yiming erwogen haben, TikTok zu verkaufen – und zwar an Microsoft. Eine Kaufsumme  im zweistelligen Milliardenbereich sollte dabei aufgerufen werden. Die Übernahme ist nun aber wohl wohl vom Tisch – unabhängig davon, ob die App tatsächlich verboten wird oder nicht. 

TikTok weist Vorwürfe zurück

In China heißt die App Douyin und wird vielfach von Influencern zur Vermarktung genutzt. Für Douyin beschäftigt ByteDance tatsächlich tausende Zensoren, die die Inhalte prüfen. In den USA wurde TikTok zuletzt durch das Committee on Foreign Investment (CFIUS) überprüft, das Geschäfte untersucht, die die nationale Sicherheit der USA betreffen. TikTok selbst wies bislang alle Vorwürfe über die Weitergabe von Nutzerdaten zurück und versicherte, es gehe der Plattform um kreative Inhalte, bei der „Privatsphäre und Sicherheit“ geschützt würden.

„TikTok wird nicht in China angeboten“, erklärte eine TikTok-Sprecherin am Samstag. Die chinesische Regierung habe keinen Zugriff auf Nutzerdaten und habe dies auch nie verlangt. Die Nutzerdaten würden in den USA gespeichert und verarbeitet.

Videoplattform wehrt sich gegen drohendes Verbot

TikTok-Chef Kevin Mayer hatte zuletzt Transparenz versprochen und auch die Überprüfung der Algorithmen angeboten. „Wir sind nicht politisch, wir akzeptieren keine politische Werbung, wir verfolgen keine Agenda – unser einziges Ziel ist es, eine lebendige und dynamische Plattform, auf der jeder Spaß haben kann, zu bleiben“, schrieb Mayer am Mittwoch im Internet. TikTok sei offenbar „das neueste Angriffsziel“ geworden. „Aber wir sind nicht der Feind.“

Doch TikTok zeigte sich am Samstag ebenfalls bemüht, öffentlich deutlich zu machen, was ein Verbot der Plattform in den USA bedeuten würde. In einer Videobotschaft sagte Vanessa Pappas, sie sei stolz auf die 1500 Mitarbeiter in den USA, die jeden Tag an der App arbeiteten, und auf die zusätzlichen 10.000 Arbeitsplätze, die TikTok in den kommenden drei Jahren in das Land bringen würde. 

Trump will TikTok mit aller Macht verbieten

Bislang gibt es derweil keinen einzigen Präzedenzfall, bei dem eine App US-weit gesperrt wurde. Das scheint Trump jedoch nicht zu kümmern: Er will die App loswerden, notfalls mit einer Präsidentenverfügung oder einer wirtschaftlichen Notstandsermächtigung, wie er Journalisten erklärte: „Ich habe diese Macht.“

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