Teilgeständnis von Cum-Ex-Erfinder: Hanno Berger redet von „Moral“
Er gilt als der Erfinder des komplexen Cum-Ex-Steuersparmodells – und genau das hat ihn auch hinter Gitter gebracht. Jetzt hat Anwalt Hanno Berger sich vor Gericht in Bonn geäußert. Der 71-Jährige legte ein Teilgeständnis ab – und behauptete: „Moral spielt für mich schon eine Rolle.“
Der wegen besonders schwerer Steuerhinterziehung in drei Fällen angeklagte Anwalt gab vor dem Landgericht zu, ab 2009 mit bedingtem Vorsatz gehandelt zu haben. In dem Jahr hatte das Finanzministerium massive Bedenken gegen die von ihm propagierte Methode der Steuergestaltung deutlich gemacht. Das hätte er „als Zäsur betrachten sollen“, sagte Berger in seiner rund zweistündigen Einlassung. „Das hätte ich besser wissen müssen.“
Stattdessen legte er richtig los: Er soll die Privatbank M.M. Warburg zur Aufnahme von Cum-Ex-Geschäften bewogen und geholfen haben, dafür Strukturen einzurichten. Obendrein soll er gutgläubige Investoren eingeworben haben. Dem Fiskus soll damit ein Schaden von 278 Millionen Euro entstanden sein, davon soll auch Berger profitiert haben (Aktenzeichen 62 KLs 2/20).
Cum-Ex-Erfinder hält sein Handeln nicht für unmoralisch
Unmoralisch findet der Jurist sein Handeln nicht. „Moral spielt für mich schon eine Rolle“, sagte er vor Gericht. Als Anwalt müsse er aber auf Lücken im Steuerrecht aufmerksam machen. Ober der Mandant diese nutze sei dessen Entscheidung. „Wir müssen an die Mandanten denken. Das war mein Credo. Das hab‘ ich durchgezogen.“
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Der 71-Jährige hatte sich 2012 in die Schweiz abgesetzt, im Februar 2022 war er an Deutschland ausgeliefert worden. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. (dpa/miri)