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Das von der Pressestelle des Asow-Regiments der ukrainischen Nationalgarde zur Verfügung gestellte Foto zeigt einen im Gesicht verwundeten ukrainischen Soldaten, der im Stahlwerk Azovstal steht. Die letzten ukrainischen Kämpfer dort berichten über schweren Beschuss durch russische Truppen.
  • Ein Kämpfer des umstrittenen Asow-Regiments im Inneren des Stahlwerks
  • Foto: picture alliance/dpa/Azov Special Forces Regiment of the Ukrainian National Guard Press Office | Dmytro \'orest\' Kozatskyi

Soldaten dürfen Stahlwerk nicht verlassen – die Kriegslage im Überblick

Den letzten ukrainischen Verteidigern im Stahlwerk Azovstal droht nach Meinung Selenskyjs ein schweres Schicksal. Mangels schwerer Waffen könne ihnen die ukrainische Armee nicht helfen. In den USA wird derweil ein neues Milliarden-Hilfspaket geschnürt. Die MOPO gibt einen Überblick zum Geschehen in der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.

Soldaten dürfen Mariupoler Stahlwerk nicht verlassen

Die im Stahlwerk von Mariupol eingeschlossenen ukrainischen Soldaten dürfen das Gelände nach dem Willen der russischen Belagerer nicht verlassen. Das russische Militär habe jeden Vorschlag zum unbehinderten Abzug der belagerten Kämpfer aus dem Werk Azovstal abgelehnt, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj nach Angaben der „Ukrajinska Prawda“ vom Dienstag.

„Die Verteidiger Mariupols bleiben dort, sie setzen den Widerstand auf dem Gelände von Azovstal fort“, so Selenskyj. Kiew bemühe weiterhin alle zur Verfügung stehenden diplomatischen Möglichkeiten, um die Rettung der Soldaten zu ermöglichen. Russland besteht auf der Kapitulation der Azovstal-Verteidiger.

Selenskyj hatte zuvor erklärt, dass die Ukraine gegenwärtig nicht über die schweren Waffen verfüge, die für einen erfolgreichen Vorstoß zur Befreiung von Mariupol nötig wären. Am Dienstag berichteten die Verteidiger über schweren Beschuss durch russische Truppen. Die ganze Nacht lang sei das Gelände aus der Luft angegriffen worden, sagte der Vizekommandeur des Asow-Regiments, Swjatoslaw Palamar, der „Ukrajinska Prawda“. Es gebe viele Schwerverletzte. Sie müssten dringend in Sicherheit gebracht werden.

Ein verletzter Kämpfer im Stahlwerk von Mariupol. picture alliance/dpa/Azov Special Forces Regiment of the Ukrainian National Guard Press Office/AP | Dmytro \'orest\' Kozatskyi
Ein verletzter Kämpfer im Stahlwerk von Mariupol.
Ein verletzter Kämpfer im Stahlwerk von Mariupol.

Zuletzt wurden von dem Gelände unter Vermittlung der UN und des Roten Kreuzes mehrere hundert Zivilisten evakuiert. Entgegen jüngster Berichte über die vollständige Evakuierung aller Zivilisten aus dem Mariupoler Werk erklärte der regionale Verwaltungschef Pawlo Kyrylenko am Montagabend, es seien doch noch 100 Menschen dort, die keine Kämpfer seien.

Selenskyj lobt „übermenschliche Stärke“ ukrainischer Truppen

Selenskyj lobte Mut und Opferbereitschaft der Truppen seines Landes im Kampf gegen die russische Armee. „Ich bin all unseren Beschützern dankbar, die sich verteidigen und wirklich übermenschliche Stärke zeigen, um die Armee der Eindringlinge zu vertreiben“, sagte er am Dienstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Und das im Kampf gegen die „einst zweitstärkste Armee der Welt“.

Trotz weiterer Erfolge an verschiedenen Fronten, darunter bei Charkiw, wollte Selenskyj keine Euphorie und „übermäßige Emotionen“ aufkommen lassen. „Es ist nicht notwendig, eine Atmosphäre spezifischen moralischen Drucks zu schaffen, wenn bestimmte Siege wöchentlich und sogar täglich erwartet werden“, warnte er.

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Der ukrainische Präsident bezog sich dabei auf Erfolgsmeldungen seines Generalstabs, der am Dienstag über Geländegewinne in der Umgebung der ostukrainischen Großstadt Charkiw berichtete. Die Besatzer würden „nach und nach“ aus der Region vertrieben. Nach Darstellung des ukrainischen Militärs wurden mehrere Ortschaften zurückerobert. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. „Die Streitkräfte der Ukraine tun alles, um unser Land und unser Volk zu befreien“, sagte Selenskyj. „Alle unsere Städte werden befreit – Cherson, Melitopol, Berdjansk, Mariupol und alle anderen.“

US-Repräsentantenhaus verabschiedet Milliarden-Hilfspaket für Ukraine

Das Repräsentantenhaus in Washington hat ein von US-Präsident Joe Biden beantragtes Hilfspaket für die Ukraine um Milliarden Dollar aufgestockt und mit großer Mehrheit verabschiedet. In der Parlamentskammer stimmten am Dienstagabend (Ortszeit) 368 Abgeordnete sowohl von Bidens Demokraten als auch der oppositionellen Republikaner für den Gesetzesentwurf. Die 57 Gegenstimmen kamen aus den Reihen der Republikaner. Das Paket umfasst ein Volumen von fast 40 Milliarden Dollar (38 Milliarden Euro). Der Senat muss noch zustimmen.

Biden hatte den Kongress um 33 Milliarden Dollar gebeten. In dem nun aufgestockten Paket entfällt rund die Hälfte der Gesamtsumme auf den Verteidigungsbereich.


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Die US-Regierung hatte zuvor schon mehrere große Pakete zur Unterstützung der Ukraine auf den Weg gebracht. Seit Kriegsbeginn Ende Februar sagten die USA der ehemaligen Sowjetrepublik allein Waffen und Munition im Wert von mehr als 3,7 Milliarden US-Dollar (rund 3,5 Milliarden Euro) zu oder lieferten auch schon.

Amnesty-Generalsekretärin: Putin hasst Ukrainer

In der russischen Führung um Präsident Wladimir Putin herrscht nach Ansicht der Generalsekretärin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International ein „Hass“ gegen alle Ukrainer. „Es gibt Aussagen, Kommentare und Auftritte Putins und anderer russischer Führer, die zeigen, wie sie das Volk der Ukrainer ignorieren und hassen, in denen sie reden, als ob die Ukraine nicht existiert“, sagte Agnès Callamard am Dienstag im ukrainischen Fernsehen. „Und genau diese Aussagen werden wir als Teil der Beweisführung nutzen, wenn wir die Frage des Völkermords erörtern.“

Mehrere Opfer bei Beschuss von Saporischschja

Bei neuen russischen Angriffen in der Umgebung der südostukrainischen Stadt Saporischschja sind am Dienstagabend mindestens ein Mensch getötet und acht weitere verletzt worden. Nach Angaben der Regionalverwaltung seien vor allem Wohngebäude in Orechowo getroffen worden, berichtete die „Ukrajinska Prawda“. Wegen der Intensität des Beschusses sei vorübergehend die Zustellung humanitärer Hilfe in den Ort unterbrochen worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Das wird heute wichtig

Ukrainische Soldaten werden ab Mittwoch in Deutschland an der Panzerhaubitze 2000 ausgebildet. Die künftigen Besatzungen des Waffensystems und technische Fachleute sollen in die Ausbildung an der Artillerieschule der Bundeswehr in Idar-Oberstein eingewiesen werden, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen in Berlin erfuhr. Bundesligist Borussia Mönchengladbach empfängt die ukrainische Fußball-Nationalmannschaft am Abend zu einem besonderen Benefizspiel. (mik/dpa)

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