Hubertus Heil (SPD)
  • Hält den Wegfall der Babyboomer für kein unüberwindbares Problem: Hubertus Heil (SPD).
  • Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Britta Pedersen

So will Heil die Rente retten

Der Blick auf den Rentenbescheid bedeutet für viele Menschen hierzulande vor allem: Kopfschmerzen und schlaflose Nächte. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) aber stemmt sich gegen „Horrorszenarien“ – entscheidend sei für ihn dabei nicht die Rentenpolitik alleine.

Heil hält stabile Renten auch in den kommenden Jahrzehnten für machbar. „Die entscheidende Schlacht zur Stabilisierung der Rente findet am Arbeitsmarkt statt“, so Heil. Deutschlands Arbeitgeber hatten zum Jahreswechsel noch Alarm geschlagen.

Babyboomer weg? Laut Heil kein größeres Problem

Heil betonte hingegen: „Die Stabilisierung der gesetzlichen Rente ab 2025, also in der Zeit, in der die geburtenstarken Jahrgänge der sogenannten Babyboomer verstärkt in Rente gehen, gelingt nicht allein über Beiträge und Steuergeld.“ Nötig sei es vor allem, möglichst viele Menschen im erwerbsfähigen Alter in gut bezahlter Arbeit zu haben.

Das Babyboomer-Problem: Ein Blick auf den Altersaufbau der Bevölkerung nach den Daten des Statistischen Bundesamts zeigt das Problem deutlich: Heute sind die stärksten Jahrgänge im Alter zwischen 55 und 60 – und somit oft noch mitten im Arbeitsleben. 2035 aber sind die stärksten Jahrgänge dann um die 70 Jahre – also meist keine Einzahler mehr, sondern Empfänger.

Arbeitgeber-Chef Dulger: „kompletter Blindflug“

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hatte der Politik deshalb zuletzt „unterlassene Reformen“ und einen „kompletten Blindflug“ vorgeworfen.

Heil verspricht „Doppelstrategie“: Heil verteidigte die Rentenpläne hingegen als „Doppelstrategie“. „Wir stabilisieren die Alterssicherung finanziell, auch durch den Aufbau des Kapitalstocks.“ So will die Ampelkoalition mit zunächst zehn Milliarden Euro im neuen Jahr in die Kapitalbildung bei der Rentenkasse einsteigen – eine Idee der FDP. „Und wir werden gleichzeitig am Arbeitsmarkt unsere Hausaufgaben machen“, so Heil.


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Schmalere Rentenerhöhung im Juli: Zunächst einmal – rechtzeitig vor der nächsten Rentenerhöhung am 1. Juli – will Heil die Berechnung der Rente ändern („Nachholfaktor“). Sie soll so dieses Jahr etwas kleiner ausfallen als ursprünglich vorhergesagt. Dennoch werde es nach all dem, was bisher geschätzt werde, in diesem Jahr „eine kräftige Rentenerhöhung“ geben, sagte Heil.

Den Nachholfaktor bezeichnete der Minister als Ausgleich dafür, „dass es im Jahr 2021 trotz Corona-Einbruch keine Rentenkürzung gab“. Tatsächlich hatte eine geltende Rentengarantie vergangenes Jahr für eine Nullrunde gesorgt. Die Rentenentwicklung folge weiterhin im Grundsatz der Lohnentwicklung, betonte Heil. Wichtig sei ihm, dass es weder in guten noch in schlechten Zeiten zu Rentenkürzungen kommt.

Mehr Einzahler – mehr in der Kasse

Mehr Menschen zahlen ein: Von steigender Erwerbsbeteiligung, auf die Heil für die kommenden Jahre setzt, hatte die Rentenkasse zuletzt profitiert. So stieg der Anteil der versicherungspflichtig Beschäftigten zwischen 60 und 64 nach Daten der Rentenversicherung von 2000 bis 2019 von 10 auf 42 Prozent.

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Die Zahl der Versicherungsjahre stieg binnen 20 Jahren von im Schnitt 27,7 auf 36,3 Jahre – auch wegen stärkerer Erwerbsbeteiligung von Frauen. Die Zahl der Ausländer in der deutschen Rentenversicherung stieg stark von 2,8 Millionen 2000 auf 6,8 Millionen 2019. „Diese Entwicklungen haben zu steigenden Einnahmen in der Rentenversicherung geführt“, sagte ein Sprecher. (mp/dpa)

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