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Jair Bolsonaro Seximus TV
  • Simone Tebet (M.) Präsidentschaftskandidatin der brasilianischen Partei der Demokratischen Bewegung, Jair Bolsonaro, Präsident von Brasilien, und Luiz Inacio Lula da Silva, Präsidentschaftskandidat, während der TV-Debatte.
  • Foto: picture alliance/dpa/AP | Andre Penner

„Schande“: Bolsonaro beleidigt Journalistin während TV-Debatte

Wenige Wochen vor der Präsidentenwahl in Brasilien haben sich Amtsinhaber Jair Bolsonaro und der gegen ihn antretende Ex-Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva in einer Fernsehdebatte gegenseitig schwer beschuldigt. Doch nicht nur das: Bolsonaro beleidigte zudem eine Journalistin sexistisch. Es ist nicht die erste Entgleisung des umstrittenen brasilianischen Präsidenten in diese Richtung.

Der jetzige Amtsinhalber und sein Herausforderer Luiz Inacio Lula da Silva haben sich in ihrem ersten TV-Duell einen hitzigen Schlagabtausch geliefert und sich gegenseitig massive Vorwürfen an den Kopf geworden. Der rechtsextreme Bolsonaro nannte Lula gleich in seinem Eröffnungsstatement einen „Dieb“ – und warf dem linksgerichteten Ex-Präsidenten vor: „Seine Regierung war die korrupteste in Brasiliens Geschichte.“

Bolsonaro beleidigt Journalistin in TV-Debatte

Daraufhin zählte Lula die Anti-Korruptionsmaßnahmen während seiner Amtszeit auf und verwies auf den Kampf gegen die Armut und die Schaffung von Arbeitsplätzen. „Dieses Land, das ich regiert habe, ist ein Land, das der derzeitige Präsident zerstört.“

Brasilien wählt Anfang Oktober den nächsten Präsidenten, der rechte Amtsinhaber tritt gegen den linken Ex-Staatschef Lula an. Bisher liegt Bolsonaro in den Umfragen allerdings deutlich zurück, Lula – der Brasilien bereits von Anfang 2003 bis Ende 2010 regierte – könnte somit das Duell um die Präsidentschaft am Ende für sich gewinnen.

Mit Sozialprogrammen holte Lula in seiner letzten Amtszeit Millionen Menschen aus der Armut. Auch wirtschaftlich boomte Brasilien. Allerdings verbreitete sich in der größten Volkswirtschaft der Region auch die Korruption weiter. 2018 wurde Lula selbst wegen Korruption und Geldwäsche zu einer gut zwölfjährigen Haftstrafe verurteilt. Im vergangenen Jahr hob der oberste Gerichtshof das Urteil auf, Lula erhielt seine politischen Rechte zurück und ging wieder in die Politik – und fordert nun Bolsonaro heraus.

Bereits 2003 beleidigte Bolsonaro eine Abgeordnete

Doch nicht nur auf seinen politischen Kontrahenten hatte es der 67-jährige Amtsinhaber abgesehen – auch auf die Journalistin Vera Magalhaes. Sie hatte in ihrer Frage in der TV-Debatte gesagt, dass Bolsonaro Falschinformationen über Impfungen gegen Covid-19 verbreitet habe. Darauf attackierte dieser sie und sagte: „Vera, du schläfst mit den Gedanken an mich ein, du hast eine Art Schwärmerei.“ Er warf ihr „falsche Anschuldigungen“ vor und: „Du bist eine Schande für den brasilianischen Journalismus.“ Den späteren Vorwurf der Frauenfeindlichkeit durch eine andere Kandidatin wischte Bolsonaro beiseite.

Derbe Beleidigungen gegenüber Frauen sind beim brasilianischen Präsidenten nichts Neues. So entschuldigte er sich bereits 2019 öffentlich – und aufgrund einer gerichtlichen Anordnung – für sexistische Beleidigungen einer linken Parlamentarierin aus dem Jahr 2003.

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Damals hatte er zu der Abgeordneten Maria do Rosario von der Arbeiterpartei gesagt: „Ich würde Sie nicht vergewaltigen, Sie verdienen es nicht.“ 2014 bekräftigte er seine Worte sogar gegenüber dem Magazin „Zero Hora“ und schob nach: Rosario sei „hässlich“ und „nicht sein Typ“. Wäre er ein Vergewaltiger, „würde ich es bei ihr nicht tun, weil sie es nicht verdient“.

2019 versuchte er dann in seiner öffentlichen Entschuldigung, seine Äußerungen von 2003 zu erklären: „Während der hitzigen ideologischen Auseinandersetzung“ und „nachdem mich die betreffende Parlamentarierin beleidigt und mir zu Unrecht vorgeworfen hatte, ich sei ein Vergewaltiger, habe ich geantwortet, sie hätte es nicht verdient, vergewaltigt zu werden“, schrieb er. Ob er sich nun auch nach den Beleidigungen aus dem jüngsten TV-Duell entschuldigen wird, bleibt fraglich. Angebracht wäre es. (alp/afp/dpa)

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