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Wladimir Putin, Präsident von Russland, hält bei seiner Amtseinführung 2018 im Kreml eine Rede.
  • Russlands Präsident Wladimir Putin.
  • Foto: picture alliance / Mikhail Metzel/POOL SPUTNIK KREMLIN/AP/dpa | Mikhail Metzel

„Schäme mich so“: Russischer Diplomat tritt zurück – aus Protest gegen Putin

Er will nicht länger für sein Land tätig sein: Ein russischer Diplomat in der Schweiz ist aus Protest gegen Wladimir Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine von seinem Posten zurückgetreten. In seiner Begründung wählte er heftige Worte.

Mit scharfen Worten gegen den Kreml hat ein höherrangiger russischer Diplomat am UN-Sitz in Genf seinen Dienst quittiert. In den 20 Jahren seiner diplomatischen Laufbahn habe er sich „nie so sehr für mein Land geschämt wie am 24. Februar dieses Jahres“, schrieb Boris Bondarew in seinem am Montag bekanntgewordenen Rücktrittsschreiben unter Bezug auf den Beginn des russischen Angriffskriegs vor drei Monaten.

Boris Bondarew: Putin will „für immer an der Macht bleiben“

Die Invasion im Nachbarland bezeichnete Bondarew als „Verbrechen nicht nur gegen das ukrainische Volk, sondern auch als das vielleicht schwerste Verbrechen gegen das russische Volk“. Der Buchstabe „Z“ – Symbol für die Unterstützung des Angriffskriegs – durchkreuze „alle Hoffnungen und Aussichten auf eine florierende freie Gesellschaft in unserem Land“.

Bondarew warf den Urhebern des Krieges vor, es gehe ihnen um nichts Anderes als darum, „für immer an der Macht zu bleiben“. Sie wollten in geschmacklosen Palästen leben und auf Jachten segeln, kritisierte er. „Dafür sind sie bereit, so viele Leben zu opfern wie nötig.“ Sein Schreiben wurde an mehrere diplomatische Vertretungen in Genf verschickt und unter anderem von der Nachrichtenagentur AFP eingesehen. Auch auf Linkedin wurde es gepostet, berichtete die Nachrichtenagentur dpa.

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Bondarew erklärte darin seinen Rücktritt nicht nur von seinem Posten in Genf, sondern aus dem gesamten diplomatischen Dienst seines Landes. Hillel Neuer von der Nichtregierungsorganisation UN Watch appellierte an alle anderen russischen Diplomaten, „dem moralischen Vorbild“ Bondarews zu folgen und ebenfalls zurückzutreten.

Angriff auf Ukraine: „Es geht um Kriegstreiberei, Lügen und Hass“

Im russischen Außenministerium hätten Desinformation und Propaganda ein Ausmaß erreicht, das an die Sowjet-Zeit der 1930er Jahre erinnere, schrieb Bondarew in Anspielung auf die Herrschaft unter Diktator Josef Stalin weiter. Im Ministerium gehe es nicht mehr um Diplomatie. „Es geht um Kriegstreiberei, Lügen und Hass.“


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„Genug ist genug“, schrieb der Diplomat und verkündete nach 20 Jahren in seinem Beruf den Austritt aus dem öffentlichen Dienst. An der Ständigen Vertretung Russlands bei den Vereinten Nationen und den internationalen Organisationen in Genf waren bislang 66 Diplomatinnen und Diplomaten akkreditiert. (mik/afp/dpa)

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