Morawiecki
  • Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki berief am Dienstag eine kurzfristige Krisensitzung ein. (Archivbild)
  • Foto: picture alliance/dpa/PAP | Darek Delmanowicz

Raketen eingeschlagen: Polen versetzt Teil der Armee in erhöhte Bereitschaft

In einem polnischen Dorf nahe der Grenze zur Ukraine werden bei einer Explosion zwei Menschen getötet. Es gibt unbestätigte Berichte über Raketeneinschläge. Polen versetzt einen Teil seiner Armee in erhöhte Bereitschaft.

Nach einer Explosion mit zwei Toten in einem Dorf im Grenzgebiet zur Ukraine hat Polen einen Teil seiner Streitkräfte in erhöhte Bereitschaft versetzt. Dies gelte auch für andere uniformierte Dienste, sagte ein Regierungssprecher am Dienstagabend in Warschau. Es gehe dabei um bestimmte militärische Kampfeinheiten sowie die Kampfbereitschaft von Einheiten der uniformierten Dienste, sagte er, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Außerdem habe man gemeinsam mit den Nato-Verbündeten beschlossen, zu überprüfen, ob es Gründe gebe, die Verfahren nach Artikel 4 des Nato-Vertrags einzuleiten, sagte er. Artikel 4 sieht Beratungen der Nato-Staaten vor, wenn einer von ihnen die Unversehrtheit seines Gebiets, die politische Unabhängigkeit oder die eigene Sicherheit bedroht sieht. Zuvor hatte die Regierung in Warschau nach unbestätigten Berichten über einen angeblichen Raketeneinschlag im Grenzgebiet zur Ukraine eine Sitzung des nationalen Sicherheitsrates einberufen.

Przewodów liegt im Südosten Polens unmittelbar an der Grenze zur Ukraine. picture alliance/dpa/dpa Grafik | dpa-infografik GmbH
Karte, in der der Grenzort Przewodow markiert ist, der von russischen Raketen getroffen worden sein soll
Przewodów liegt im Südosten Polens unmittelbar an der Grenze zur Ukraine.

Berichte: Russische Raketen in polnischem Dorf eingeschlagen – zwei Tote

Der private polnische Radiosender Zet berichtete, zwei verirrte Raketen seien im polnischen Dorf Przewodów nahe der Grenze eingeschlagen. Nach Angaben der Feuerwehr in Hrubieszow sind bei der Explosion auf einem landwirtschaftlichen Betrieb zwei Menschen ums Leben gekommen. Die Ursache für die Explosion sei noch ungeklärt. Der Regierungssprecher bestätigte diese Informationen. Die Behörden seien vor Ort, um die Umstände zu klären.

Russisches Militär dementiert Berichte

Das russische Militär wies die Berichte über Raketen russischen Ursprungs als „gezielte Provokation“ zurück. Es seien keine Ziele im ukrainisch-polnischen Grenzgebiet beschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Dienstagabend mit. Auch die in polnischen Medien verbreiteten Fotos angeblicher Trümmerteile hätten nichts mit russischen Waffensystemen zu tun, hieß es.

Es wäre der erste derartige Vorfall in dem seit fast neun Monaten dauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Polen ist Mitglied der EU und des westlichen Verteidigungsbündnisses Nato. Ein Vertreter der Nato erklärte in Brüssel, die Berichte würden geprüft. Es gebe eine enge Abstimmung mit dem Verbündeten Polen, hieß es weiter. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zeigte sich betroffen über den Vorfall. „Meine Gedanken sind bei Polen, unserem engen Verbündeten und Nachbarn“, schrieb die Grünen-Politikerin auf Twitter. „Wir beobachten die Situation genau und stehen in Kontakt mit unseren polnischen Freunden und Nato-Verbündeten.“

Gitanas Nauseda, Präsident vom polnischen Nachbarland Litauen, bekundete seine volle Solidarität. „Jeder Zentimeter des Nato-Gebietes muss verteidigt werden“, twitterte Nauseda.

Das US-Verteidigungsministerium teilte mit, die Berichte zu prüfen. Die Presseberichte seien dem Pentagon bekannt, sagte ein Sprecher am Dienstag in Washington. Zum jetzigen Zeitpunkt habe das Ministerium aber keine Informationen, die diese Berichte bestätigen könnten. „Wenn wir ein Update zur Verfügung stellen können, werden wir dies tun“, sagte der Sprecher weiter.

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