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  • Heiko Maas nach der Landung in der Türkei. Er besucht in den nächsten Tagen noch Usbekistan, Pakistan, Tadschikistan und Katar.
  • Foto: picture alliance/dpa

Retten, was zu retten ist: Was kann Heiko Maas für Afghanistan erreichen?

Terroranschläge, Angst vor Racheaktionen und eine drohende Hungersnot: Nachdem heute die letzten US-Soldaten aus Kabul abziehen, gibt es noch Tausende Menschen im Land, die einfach nur rauswollen. Zwar haben die Taliban zugesagt, Ausländer und afghanische Ortskräfte ausreisen zu lassen. Doch ob sie das einhalten, ist fraglich. Jetzt versucht Außenminister Heiko Maas (SPD) zumindest die Weichen dafür zu stellen.

Rund 40.000 Menschen sollen noch auf deutschen Ausreiselisten stehen. Es sind Ortskräfte und besonders gefährdete Afghanen mit ihren Familien, die die deutsche Regierung nach dem Ende der Hauruck-Evakuierungsaktion noch aus dem Land holen will. Dafür wirbt Maas nun bei anderen Ländern um Unterstützung.

Sein erster Halt war die Türkei: Derzeit verhandeln die türkische Regierung und die Taliban darüber, künftig einen zivilen Betrieb des Flughafens zu koordinieren. Das Problem: Die Taliban wollen keine ausländischen Soldaten im Land und den Flughafen selbst kontrollieren. Ginge es nach ihnen, würde die Türkei nur den operativen Betrieb übernehmen. Die Türkei, die ihre Truppen wie die anderen NATO-Partner abzieht, will aber keine Zivilisten ins Risikogebiet schicken. Und gerade zuletzt hatte sich die Sicherheitslage durch den IS-K (Islamischer Staat in der Provinz Khorasan) noch weiter zugespitzt.

Aus Kabul kann keine Maschine starten

Ohnehin werden so schnell keine Maschinen von dem extrem stark beschädigten Flughafen aus starten. Maas hat der Türkei am Sonntag deshalb finanzielle und technische Hilfe für den Wiederaufbau versprochen. Er ist darauf angewiesen, dass der Flughafenbetrieb funktioniert – damit die Menschen gerettet werden, aber auch weil er selbst wegen der Afghanistankrise im Zentrum der Kritik steht.

Tausende kommen an die Grenzen zu Usbekistan, Tadschikistan und Pakistan

Sonst bleibt den Flüchtenden nur noch der Landweg. Berichten zufolge kommen schon seit Tagen Tausende Menschen an die Grenzen zu Usbekistan, Tadschikistan oder Pakistan – die aber größtenteils geschlossen sind. Maas hatte den Ländern finanzielle Hilfen für die Unterstützung von Geflüchteten versprochen. Nun will er sie dazu bringen, als Zwischenstopp zu fungieren. Dabei hatte er stets betont, dass es nur um Afghanen mit einer Aufnahmezusage von Deutschland ginge. Als Begründung führt er an, falschen Hoffnungen vorbeugen und chaotische Zustände an den Grenzen verhindern zu wollen. Vielleicht will er aber auch die Angst vor einem unkontrollierten Flüchtlingsstrom nehmen – nicht nur in den Nachbarländern, sondern auch in Europa.

Nachdem die usbekische Regierung zugesagt hat, sind heute Gespräche mit Pakistan geplant, das die restriktivste Politik verfolgt. Das Land hatte mehrfach erklärt, sich die Aufnahme weiterer Geflüchteter nicht leisten zu können – derzeit sollen dort rund zwei Millionen Afghanen leben.

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Ohne die Taliban, die die Verkehrswege und Checkpoints in Afghanistan kontrollieren, klappt die Ausreiseaktion aber nicht. In Katar, wo die Verhandlungen mit den Taliban geführt werden und das das letzte Ziel seiner Reise ist, wird Maas aber nicht selbst mit den Islamisten sprechen, sondern über Verhandlungsführer Markus Potzel. Die Taliban gelten nicht als verlässliche Verhandlungspartner. Als letztes Druckmittel bleibt Deutschland immerhin Geld: Denn Afghanistan ist dringend auf humanitäre Hilfe aus dem Westen angewiesen.

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