x
x
x
Prigoschin
  • Jewgeni Prigoschin ist Gründer und Chef der rechtsextremen Söldner-Gruppe „Wagner“.
  • Foto: imago/ITAR-TASS

„Putins Koch“ rekrutiert Mörder und Diebe für die Front


Freiwillig zieht wohl kein Russe in den Krieg gegen die „faschistische“ Ukraine. Da die russische Armee aber bereits erhebliche Verluste erlitten hat, schreiten Putins Schergen nun offenbar zur sogenannten verdeckten Mobilisierung: Aus Gefängnissen werden reihenweise verurteilte Mörder, Vergewaltiger und Diebe rekrutiert – und an die Front geschickt.

Kürzlich wurde ein Dokument des russischen Finanzministeriums öffentlich. Dieses drehte sich um Entschädigungszahlungen für gefallene, reguläre russische Soldaten. Daraus ging hervor, das bereits mindestens 48.000 Russen in dem Angriffskrieg gegen die Ukraine ums Leben gekommen sind. In Russland wird inzwischen offen diskutiert, ob nicht eine General-Mobilmachung notwendig wäre. Doch Wladimir Putin scheut diesen Schritt offenbar: Er wäre ein erhebliches politisches Risiko. Denn die russische Mittelschicht will ihre Söhne nicht als Kanonenfutter verheizt sehen.

Putin: „Gefangene oder eure Kinder – entscheidet selbst“

Doch der Kreml-Herrscher hat für derlei Probleme seine Leute. In diesem Fall: Jewgeni Prigoschin. Der Chef der rechtsextremen Söldner-Truppe „Wagner“ ist auch als „Putins Koch“ bekannt, da er einst den Kreml und die russische Armee mit Essen belieferte. Nun hat sich Prigoschin gegenüber russischen Medien zu seiner neuesten Rekrutierungsmethode geäußert – für die es selbst in Russland keine rechtliche Grundlage gibt.

„Entweder private militärische Firmen und Gefangene oder eure Kinder – entscheidet selbst“, zitieren Medien den Geschäftsmann, der in den 80er Jahren selbst wegen Raubüberfalls, Betrugs und Prostitution von Minderjährigen im Knast saß.

Urkaine-Krieg: Wer sechs Monate dient, soll seine Freiheit erhalten

Zuvor war ein Video veröffentlicht worden, dass den 61-Jährigen bei einer Ansprache in einem russischen Gefängnis zeigt.

Darin erläutert er die Bedingungen, die für diejenigen gelten, die sich freiwillig melden, um ihre „Schuld gegenüber der Heimat“ zu begleichen: Die Männer müssen zwischen 22 und 50 Jahren alt und körperlich fit sein. „Wer sechs Monate dient, erhält danach automatisch eine Amnestie – unabhängig davon wie lange die Haftstrafe noch gegangen wäre“, erklärt Prigoschin. Und weiter: „Wenn Sie in der Ukraine ankommen und entscheiden, dass es nichts für Sie ist, exekutieren wir Sie.“

Die Regeln für die Freiwilligen: kein Desertieren, kein Alkohol oder Drogen während der Kämpfe, kein Plündern und kein sexueller Missbrauch an der Zivilbevölkerung. Auch eine Kapitulation und sich in Gefangenschaft zu begeben sei nicht erlaubt, so „Putins Koch“ in dem Video.

Ex-US-General: „Ein Vorbote für weitere Misserfolge“

Wie viele Strafgefangene in wie vielen Gefängnissen sich auf das Angebot eingelassen haben, ist nicht klar. Es könnten viele sein. In Russland kursiert ein Video, das einen Transport von Gefangenen Richtung Ukraine zeigen soll. Laut russischen Berichten sollen die Gefangenen eine kurze Grundausbildung erhalten und dann an die Front geschickt werden.

Ob dies auf einem komplexen Schlachtfeld wie der Ost-Ukraine ein vielversprechendes Mittel ist, wird sich zeigen. Der ehemalige US-Generalleutnant Mark Hertling zweifelt daran. „Dieser ,Dirty Dozen‘-Ansatz zur Rekrutierung von Soldaten ist ein Vorbote für weitere Misserfolge auf dem Schlachtfeld“, schreib er auf Twitter.

Das könnte Sie auch interessieren: „Will ich klar sagen“: Was Scholz bei deutscher Russland-Politik rückblickend bereut

Momentan ist Russland in der Defensive. Nach der Befreiung der Stadt Isjum entdeckte die ukrainische Armee ein Massengrab mit etwa 400 Toten. Anders als in dem Kiewer Vorort Butscha – die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft der russischen Armee hier gezielte Hinrichtungen von Zivilisten vor – handelte es sich in Isjum aber nicht vornehmlich um exekutierte Zivilisten. Wie der ukrainische Vermisstenbeauftragte erklärte, lägen in den Gräbern vor allem Opfer der russischen Eroberung des Städtchens Ende März. Zivilisten und Soldaten.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp