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Tino Chrupalla und Alice Weidel jubeln über die Annahme des Wahlprogramms für die Europawahl und winken den Delegierten zu.
  • Alice Weidel und Tino Chrupalla machen keineswegs Politik für „den kleinen Mann“.
  • Foto: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

„Paradox“: AfD-Wähler würden am stärksten unter AfD-Politik leiden

Die AfD befindet sich im Aufwind: Aktuellen Umfragen zufolge käme sie derzeit auf 20 Prozent. Eine neue Studie zeigt nun jedoch eine beachtliche Diskrepanz zwischen der politischen Agenda der Partei und den Anliegen ihrer Wähler. Ironischerweise scheint die Politik der AfD vor allem jenen zu schaden, die sie unterstützen.

Ein „bemerkenswertes Paradox“ sei das Ergebnis der neuen Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), schreibt deren Autor Marcel Fratzscher. „Menschen, die die AfD unterstützen, würden am stärksten unter der AfD-Politik leiden“. Und das in fast allen politischen Bereichen: sowohl bei Wirtschaft und Steuern, der sozialen Absicherung, Klimaschutz wie auch bei den Themen Demokratie und Globalisierung.

Für die Studie wurden Einstellungen der Partei im Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung (Bundestagswahlen 2021) mit den Anliegen von AfD-Unterstützern verglichen.

Studie: AfD-Wähler würden unter AfD-Politik am meisten leiden

Die AfD steht für eine „extrem neoliberale Wirtschafts- und Finanzpolitik“, schreibt Marcel Fratzscher. Sie setze sich gegen die Besteuerung großer Vermögen ein, wolle die Rolle des Staates beschneiden und die Macht des Marktes vergrößern. Die Partei spreche sich ebenfalls gegen die Europäische Union aus, wolle diese abschaffen oder zumindest massiv beschneiden. Maßnahmen zum Klimaschutz lehne sie systematisch ab.

Bei Sozialleistungen fordere die Partei starke Einschnitte. So sprach sie sich 2021 gegen die Erhöhung des Mindestlohns aus, sowie gegen die Stärkung der Rechte von Mietern. Aktuell fordert sie, das Bürgergeld zu beschneiden und auf sechs Monate zu begrenzen. Langzeitarbeitslose will sie zu Bürgerarbeit verpflichten.

AfD-Wähler würden von dieser Politik nicht profitieren. Im Gegenteil: Untersuchungen zeigen, dass ihr Einkommen wie auch ihre Bildung eher gering bis mittelhoch ist. Arbeiter und Arbeitslose seien unter ihnen überdurchschnittlich häufig vertreten, ihre soziale und politische Teilhabe sei begrenzt.

AfD will Bürgergeld beschneiden – AfD-Wähler oft arbeitslos

Wäre die AfD an der Macht, würde sich die Lage ihrer Wähler noch verschlimmern, heißt es in der Studie: „Würde sich die AfD-Politik durchsetzen, käme es zu einer Umverteilung von Einkommen und sozialen Leistungen von AfD-Wählern hin zu den Wählern anderer Parteien“. Die ohnehin schon häufig am Rand stehenden AfD-Wähler würden noch stärker marginalisiert und in ihrer Teilhabe beschnitten.

Viele AfD-Wähler realisierten nicht, dass sie selbst von einer „Politik der Diskriminierung und Ausgrenzung“ betroffen wären. Denn die Einschnitte, die die AfD in Gesellschaft und Demokratie vornehmen würde, beträfen zwar auch Personen mit Migrationshintergrund – was AfD-Wählern wohl gefallen dürfte – aber auch die AfD-Wähler selbst.

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Grund für die Kluft zwischen Partei-Agenda und den eigenen Interessen der AfD-Wähler scheint eine falsche Selbsteinschätzung sowie eine falsche Einschätzung der gesellschaftlichen Realität zu sein, heißt es in der Studie.

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