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  • US-Präsident Donald Trump spricht während einer Pressekonferenz im Weißen Haus. 
  • Foto: picture alliance / Consolidated

Neue Rekorde bei Infizierten und Toten: … doch Donald Trump beschäftigt etwas anderes

Washington –

Erst seit Kurzem gibt US-Präsident Donald Trump wieder tägliche Corona-Briefings. Sie waren im Frühjahr teils heftig aus dem Ruder gelaufen, daher stellte man sie ein. Nun informiert Trump seine Landsleute wieder jeden Tag – oder auch nicht. 

Sein jüngster Auftritt im Weißen Haus hatte nicht viel Präsidentielles: Unmotiviert stand Trump am Dienstag (Ortstzeit) vor den Journalisten, lobte sich selbst, gab jedoch keine Antworten auf kritische Fragen. Zusätzlich schien der US-Präsident niedergeschlagen zu sein – beim Anblick der US-Corona-Zahlen  auch kein Wunder. Doch tatsächlich trieb  Trump etwas anderes um: seine eigene Beliebtheit.

Doch zunächst begann Trump seine Rede mit vielen Zahlen in Millionenhöhe. Investitionen, die er und seine Regierung im Zuge der Corona-Krise getätigt hätten. Die Nennung diente einem offensichtlichen Zweck: der Demonstration von Größe und Engagement. „Wir bauen das größte medizinische Arsenal der Geschichte“, so der Präsident. 

Washington: Trump beklagt sich über sinkende Zustimmungswerte

Doch noch mehr schien ihn etwas anderes zu beschäftigen: seine Zustimmungswerte in der Corona-Krise. „Niemand mag mich“, stellte der US-Präsident fest.

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Anschließend beschwerte er sich darüber, dass sein Berater für den Umgang mit der Pandemie, der führende Seuchen-Experte Anthony Fauci, populärer sei als er selbst. Obwohl dieser doch mit ihm, Trump, zusammenarbeite. „Es muss an meiner Persönlichkeit liegen“, zeigte sich der Präsident erstaunlich reflektiert.

USA: Trump liegt in aktuellen Umfragen hinter Joe Biden

Trump und sein Umfeld hatten in den vergangenen Wochen wiederholt versucht, Fauci in Misskredit zu bringen und seine Glaubwürdigkeit zu untergraben. Der Leiter des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten gilt als führender Coronavirus-Experte der USA. Mit seinen ungeschminkten Aussagen zog er sich aber den Unmut des Präsidenten zu.

Der Amtsinhaber verliert weniger als 100 Tage vor der Wahl am 3. November in den Umfragen deutlich gegenüber Herausforderer Joe Biden. Wegen seines Umgangs mit der Pandemie steht Trump massiv in der Kritik. 

Tatsächlich fahren die USA fast täglich neue Negativ-Rekorde ein: Laut Johns-Hopkins-Uni nimmt das Land mit knapp 4,4 Millionen Infizierten und fast 150000  Toten im weltweiten Vergleich den traurigen ersten Platz ein. Allein am Dienstag war die Zahl der  neuen Corona-Toten so hoch wie seit zweieinhalb Monaten nicht mehr: 1592 Menschen starben innerhalb von 24 Stunden an oder mit Covid-19. Neben Texas und Kalifornien ist vor allem Florida betroffen. Der US-Bundesstaat meldete einen Tagesrekord von 186 Todesfällen – jeder 50. Einwohner ist infiziert.

Trump wirbt auf Pressekonferenz für Malaria-Mittel

Trumps Antwort auf die rasant steigenden Zahlen: das umstrittene Malaria-Mittel Hydroxychloroquin.  „Viele Ärzte meinen, es ist extrem nützlich“,  behauptete der Präsident wieder einmal. Er selbst habe das Mittel zwei Wochen genommen und es habe ihm nicht geschadet: „Ich bin hier.“ Das Medikament sei sicher und es gebe keine Probleme damit, so der Präsident. 

Zudem lobte er die texanische Ärztin Stella Immanuel, die sich ebenfalls für den Einsatz von Hydroxychloroquin gegen Corona ausspricht. Sie sei „spektakulär“, so Trump. Tatsächlich fiel Immanuel bereits mehrfach durch irre Aussagen auf. So bekundet sie  ihren Glauben an Hexerei  und vertritt die bizarre Theorie, die Welt werde von „reptilischen Geistern“ beherrscht, die halb Mensch und halb Außerirdische seien.

Video: Trump neidisch auf Faucis Umfragewerte

Donald Trump schienen diese Aussagen nicht zu befremden. Als eine Journalistin auf der Pressekonferenz ihn mit den kruden Thesen der von ihm so gelobten Ärztin konfrontierte, reagierte er zunächst abwehrend. Er dachte, „ihre Stimme sei wichtig“, aber er wisse nichts weiter über sie, so der Präsident. Er wendete sich ab, doch die kritische Journalistin ließ nicht locker. Trumps Reaktion: Er verließ das Podium und den Raum. So kann man eine Diskussion natürlich auch beenden – eine Pandemie allerdings nicht. 

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