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  • Das neue Führungsduo der Linken: Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow.
  • Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Neue Führung gewählt: Kann das Spitzen-Duo die Linkspartei einen?

Berlin –

Die Linke hat bei ihrem digitalen Parteitag ihr neues Chefinnen-Duo gewählt – die erste rein weibliche Doppelspitze! Doch die Neuen haben es schwer: Die Partei ist tief zerstritten, ringt um Richtung. Auch Umfragewerte sind alles andere als berauschend. Können die beiden neuen Chefinnen das Ruder im Superwahljahr rumreißen?

Das neue, rein weibliche Führungsduo der Linken ist komplett: Nach der hessischen Landtagsfraktionschefin Janine Wissler wählte der Online-Parteitag am Samstag auch die thüringische Landeschefin Susanne Hennig-Wellsow zur Co-Vorsitzenden. Die 43-Jährige erhielt 378 von 536 abgegebenen Stimmen. Auf der sogenannten gemischten Wahlliste, auf der sie antrat, standen auch zwei männliche Gegenkandidaten, die 104 und 15 Stimmen erhielten. 39 Delegierte enthielten sich.

Zuvor hatte Janine Wissler 448 von 532 abgegebenen Stimmen bei der Wahl zum ersten Platz erhalten und war ebenfalls zur Co-Chefin gewählt worden. Es gab 64 Gegenstimmen und 20 Enthaltungen. Auf dieser Liste stehen dank der Partei-Regularien immer nur Frauen. 84,2 Prozent sind ein vergleichsweise extrem starkes Ergebnis gegenüber sonstigen Wahlen in der Partei. Die Wahl der neuen Spitze muss allerdings noch per Briefwahl bestätigt werden.

Die Linken wählen neues Chef-Duo

Auf den beiden Politikerinnen liegen große Hoffnungen: Sie sollen die zerstrittene Partei einen und bei der Bundestagswahl ein zweistelliges Ergebnis einfahren – derzeit liegt die Linke  zwischen sechs und acht Prozent. „Wir brauchen jetzt einen Aufbruch, wir müssen Mut machen“, sagte Hennig-Wellsow im „Spiegel“-Interview im September. Die Zeit sei reif für die beiden Kandidatinnen.

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Seit 2013 steht Hennig-Wellsow neben Bodo Ramelow an der Spitze der Thüringer Linken. Es heißt, sie sei pragmatisch und zielorientiert, außerdem sei sie maßgeblich an der Entstehung des bundesweit ersten rot-rot-grünen Bündnisses in Thüringen 2014 beteiligt gewesen. Mit dem Blumenstrauß-Wurf vor die Füße von Thomas Kemmerich (FDP), der sich mit Stimmen der AfD zum Kurzzeit-Ministerpräsidenten hatte wählen lassen, erregte die Politikerin aus dem Realo-Lager bundesweit Aufmerksamkeit.

Spitzen-Duo verbindet Realo-Lager und linken Partei-Flügel

Wissler, als Zweite im Spitzen-Duo, wird dem linken Partei-Flügel zugeordnet. Sie gilt als klug, rhetorisch stark und schlagfertig und redet öffentlich nicht schlecht über Partei-Kollegen. Ihre Mitgliedschaft in der umstrittenen Organisation „Marx21“ hat sie aufgegeben, noch immer präsentiert sie sich aber als kämpferische Sozialistin: „Ich möchte, dass die Linke ausstrahlt, dass wir grundlegende Veränderungen wollen“, sagte sie im September.

Der Blumenwurf im Thüringer Landtag.

Der Blumenwurf im Thüringer Landtag.

Foto:

picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Wissler setzt sich auch für ökologische Themen ein. Das dürfte besonders bei jungen Wählern aus dem urbanen Raum gut ankommen – und damit einen Trend fortführen, den es schon unter der scheidenden Doppelspitze gab: Katja Kipping betonte, dass die Parteizusammensetzung jünger und diverser geworden sei. Damit könnten die Linken Stimmenverlusten an die Grünen entgegensteuern.

Angst vor Wählerverlust Richtung AfD

Parteimitglieder um Sahra Wagenknecht kritisieren daran, dass die ursprüngliche Wählerklientel, etwa Geringverdiener und Mitglieder der Arbeiterklasse, vernachlässigt worden seien – und diese sich in Richtung anderer Parteien, unter anderem auch der AfD, umorientieren könnten. In dem Richtungsstreit der Partei haben sich die Fronten besonders zwischen Kipping und Wagenknecht verhärtet, in einem „Spiegel“-Interview sagte Wagenknecht nun: „Ich hoffe, dass die neue Führung es besser macht als die alte. Dass sie die Partei wieder zusammenführt, statt nur das eigene Lager zu pflegen.“

Hennig-Wellsow will jedenfalls auf Bundesebene mitregieren, sie wirbt für ein rot-rot-grünes Bündnis. Wissler ist skeptischer, aber auch sie hat in Hessen schon Verhandlungen mit den Grünen und der SPD geführt. Bundeswehreinsätze im Ausland – einer der möglichen Knackpunkte bei Verhandlungen – lehnt sie jedoch entschieden ab. Ihre künftige Amtskollegin ist für friedenserhaltende Missionen unter den UN offen.

Nach der mutmaßlichen Bestätigung des Wahlergebnisses am 10. März wartet viel Arbeit auf die beiden neuen Chefinnen. Das Super-Wahljahr 2021 dürfte spannend werden für die Linke.

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