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Anti-Abtreibungsdemo in Ohio
  • Anti-Abtreibungsdemo in Ohio
  • Foto: IMAGO / NurPhoto

Nach Gerichts-Entscheidung: Mädchen (10) darf nicht abtreiben

Nach dem Aus für das bundesweite Abtreibungsrecht in den USA werden die Folgen der Entscheidung des Obersten Gerichtshofes auf dramatische Weise sichtbar: Im Bundesstaat Ohio wurde nun einem zehnjährigen schwangeren Mädchen nach einer Vergewaltigung die Abtreibung verweigert. Es musste in den Nachbarstaat ausweichen.

Mehrere US-Medien berichteten in den vergangenen Tagen über den Fall, den eine auf Fälle von Kindesmissbrauch spezialisierte Ärztin bei einer Kollegin in Indianapolis, Ohios Nachbarstaat, gemeldet hatte. Das Mädchen wurde Opfer einer Vergewaltigung und ist laut der Ärztin seit mehr als sechs Wochen schwanger. Zu diesem Zeitpunkt ist bereits die Phase erreicht, in der fetale Herzaktivität registriert wird – das Mädchen unterliegt damit dem restriktiven gesetzlichen Abtreibungsverbot in Ohio und wurde dort abgewiesen.

Der republikanisch regierte Staat hatte das Verbot nur wenige Stunden nachdem der US-Supreme Court vor zwei Wochen das historische Urteil „Roe v. Wade“ und das bundesweite Recht auf Abtreibung in den USA gekippt hatte, erlassen. Andere US-Staaten hatten ähnlich schnell auf die Entscheidung, die nicht nur in den USA für Proteste und Entsetzen gesorgt hatte, reagiert und Abtreibungen verboten. US-Präsident Joe Biden hat das Oberste US-Gericht nach seiner Entscheidung zum Abtreibungsrecht am Freitag erneut mit scharfen Worten attackiert. „Ich teile die öffentliche Empörung über dieses extremistische Gericht.“

Zehnjährige aus Ohio kann dort nicht abtreiben – und muss nach Indiana

Im Fall der Zehnjährigen aus Ohio gab es eine Lösung: Sie konnte im Nachbarstaat Indiana abtreiben – noch. Denn dort ist Abtreibung noch legal, die Generalversammlung kommt erst am 25. Juli in einer Sondersitzung zusammen, um darüber zu beraten – und zu entscheiden. Da es kein landesweites Gesetz gibt, das das Recht schützt, liegt die Gesetzgebung nun bei den Bundesstaaten.

„Es ist schwer vorstellbar, dass wir in nur wenigen Wochen nicht in der Lage sein werden, eine solche Behandlung vorzunehmen“, zitiert das Portal „Cinncinati.com“ die Ärztin Caitlin Bernard, die die Abtreibung bei dem Mädchen in Indiana vornahm.

Der Fall der Zehnjährigen ist ein Beispiel dafür, was Kliniken bevorsteht, in denen es auch weiterhin eine liberale Abtreibungsregelung geben wird. Gynäkolog:innen aus Indiana berichten schon jetzt von einem enormen Zulauf von betroffenen Mädchen und Frauen aus den Nachbarstaaten. Expert:innen befürchten zudem, dass sich die Wartezeit auf einen Eingriff extrem verlängern wird.

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Auch in den sozialen Netzwerken sorgte der Fall aus Ohio für Bestürzung, so twitterte der dortige demokratische Gouverneurs-Bewerber Gavi Begtrup: „Ein 10-jähriges Mädchen wird vergewaltigt. Der Staat zwingt sie, schwanger zu bleiben und fordert sie auf, dies als „Chance“ zu betrachten. Das ist nicht der Iran. Das ist nicht Gilead. Dies ist nicht hypothetisch. Dies geschah heute in Ohio.“

Er nimmt damit Bezug auf die Äußerung der erzkonservativen Abgeordneten Jean Schmidt, die ein fast vollständiges Abtreibungsverbot in Ohio forderte. Bei der Erarbeitung eines entsprechenden Gesetzesentwurfes im April sagte sie zu dem hypothetischen Fall, dass der Entwurf auch einen Teenager zwingen würde, das Kind ihres Vergewaltigers zu bekommen: Das Kind, das aus der Vergewaltigung entstehe, sei doch eine „Chance“ für das Mädchen. (alp)

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