Nach mehreren Monaten Blockade – Hilfsgüter erreichen wieder Gaza
Nach anderthalb Jahren Krieg ist die Not riesig: Erstmals seit Langem kommen wieder Hilfsgüter im Gazastreifen an – aber eben nur ein Bruchteil des Nötigen. Israels neue Offensive verschärft die Lage.
Nach Angaben der für Palästinenserangelegenheiten zuständigen israelischen Behörde Cogat erreichten am Montag fünf Lastwagen mit Hilfsgütern das dicht besiedelte Küstengebiet über den Grenzübergang Kerem Schalom. Israel will so nach eigenen Angaben eine Grundversorgung sicherstellen und eine Hungersnot im großflächig zerstörten Gazastreifen verhindern, wo es rund zwei Millionen Palästinensern nach mehr als anderthalb Jahren Krieg an so gut wie allem fehlt.
Aus Sicht der UN und Hilfsorganisationen sind diese Lieferungen aber bei weitem nicht ausreichend. UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher sagte, die Genehmigung einer Wiederaufnahme von «begrenzten» Hilfen durch Israel sei zwar eine „willkommene Entwicklung“, die weitergehen müsse. „Aber dies ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu dem, was dringend benötigt wird.“ Seit Anfang März hatte Israel keine Hilfslieferungen mehr in den Gazastreifen gelassen.
Neuer Verteilungsmechanismus geplant
Medienberichten zufolge sollen Hilfsgüter wie Mehl, Babynahrung und Treibstoff nun erst einmal – wie schon zuvor – mit Hilfe internationaler Organisationen in den abgeriegelten Küstenstreifen kommen, bis Ende des Monats ein neuer Verteilungsmechanismus umgesetzt wird. Danach sollen die Güter künftig nur noch von wenigen Standorten im Gazastreifen aus verteilt werden. Die UN sehen diesen geplanten Mechanismus kritisch, unter anderem weil Zivilisten auf dem Weg zu Verteilungszentren ins Kreuzfeuer geraten könnten und der Weg dorthin für Alte und Kranke eine unüberwindbare Hürde darstellen könnte.
Israels Militäroffensive geht weiter
Angesichts des Vorgehens der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen und der andauernden Notlage der Zivilbevölkerung wächst der internationale Druck auf Regierungschef Benjamin Netanjahu. Gleichzeitig läuft Israels neue Militäroffensive weiter. Die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Großbritannien und Kanada sprachen am Montagabend von einer „völlig unverhältnismäßigen“ Eskalation – und richteten eine Warnung an Netanjahus Regierung. Seit Tagen gibt es heftige Luftangriffe, täglich melden die palästinensischen Behörden vor Ort Dutzende Tote – wobei ihre Angaben unabhängig kaum zu überprüfen sind. Inzwischen sind auch Bodentruppen im Einsatz.
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Netanjahu konterte, dass Israel nicht von seinen Kriegszielen abrücken und „sich weiterhin mit gerechten Mitteln verteidigen“ werde, „bis der vollständige Sieg errungen ist“. Netanjahu will die Kontrolle über alle Gebiete des Gazastreifens übernehmen und die Hamas zerschlagen. (dpa/mp)
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