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Erdogan
  • Recep Tayyip Erdogan zu Besuch im Erdbebengebiet
  • Foto: IMAGO/APAimages

Nach dem Erdbeben: Vorwürfe gegen Erdogan

Mehr als 8000 Opfer in der Türkei, tausende Verschüttete, Not, Elend, unfassbare Verzweiflung – und immer lauter werdende Kritik am Präsidenten. Zwei Tage nach dem verheerenden Beben ist Erdogan in die Katastrophenregion gereist.

Es reicht nicht, salbungsvolle Worte zu sprechen und sich zwischen Trümmern fotografieren zu lassen – der Präsident hätte viel früher handeln müssen. Das empfinden viele Menschen in der Türkei nach der Katastrophe so. Kemal Kilicdaroglu, Chef der größten Oppositionspartei CHP, warf Präsident Erdogan jetzt ganz deutlich Versagen beim Krisen-Management vor. Der Präsident habe es versäumt, das Land in seiner 20-jährigen Regierungszeit auf solch ein Beben vorzubereiten.

Erdogan regiert die Türkei seit 20 Jahren

Erdogan, der seit 2003 regiert, erst als Premierminister und seit 2014 als Präsident, hätte nämlich wohl die Mittel gehabt, um Gebäude vor dem Erdstoß zu schützen. Denn seit 1999 gibt es in der Türkei die sogenannte Erdbebensteuer, die nach dem Beben in Istanbul eingeführt wurde. Nachdem die Katastrophe 17.000 Menschenleben kostete, sollten mit der Abgabe Gebäude erdbebenfest gemacht werden.

Doch das ist ganz offensichtlich nicht passiert. Die oppositionelle CHP rechnete vor, dass unter Erdogan fast die Hälfte der Einnahmen, insgesamt geschätzt 31 Milliarden Euro, in andere Zwecke floss. Und das räche sich jetzt – und kostete womöglich tausende Menschen das Leben.

Analysten rechnen damit, dass Erdogan die Katastrophe nutzt

Die Türkei ist wegen ihrer geografischen Lage besonders erdbebengefährdet. Vielerorts wird jedoch auch die dürftige Bausubstanz als ein Grund für die vielen eingestürzten Häuser diskutiert.

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Am 14. Mai sind Wahlen in der Türkei – und Erdogan kämpft um eine weitere Amtszeit. Da schadet jegliche Kritik natürlich. Es gibt aber auch Analysten, die ihm zutrauen, die Katastrophe letztlich zu nutzen. „Erdogan hat schnell und konsequent auf die Krise reagiert“, erklärt die Beratungsfirma Eurasia Group. „Das wird sein Image vor der Wahl am 14. Mai aufpolieren – wenn die Regierung das Momentum aufrechterhält.“ 

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